Definition: Beim Aufbau sozialer Kompetenz handelt es sich um Behandlungsstrategien, die auf den Aufbau bzw. die Veränderung von Verhaltensweisen zur Stärkung sozialer Kompetenzen abzielen. Insbesondere psychisch kranke Patienten haben häufig krankheitsaufrechterhaltende Defizite in den Bereichen Kommunikation, sozialer Kompetenz sowie Problemlösungen; sie weist somit eine wichtige Rolle in der Behandlung psychisch Kranker auf.

 I: Bedeutung:

→ 1) Gelten als ergänzende Interventionen im Behandlungsprozess.

2) Werden gerade bei Patienten angewandt, die nicht in der Lage sind soziale Probleme selbstständig zu lösen bzw. ihre Wünsche und Bedürfnisse anderen gegenüber adäquat zu äußern.

→ II:Wichtige Methoden: Zum Aufbau dieser Kompetenzen zählen u.a. das:

1) Training sozialer Kompetenz,

2) Problemlösetraining.

 

→ Wirkhypothese: Grundlage diese Therapieverfahrens ist unerwünschte soziale Verhaltensweisen durch adäquate soziale Fertigkeiten zu ersetzten (bzw. diese zu verstärken). Angestrebt wird bei diesem Therapieverfahren eine:

→ I: Verbesserung der Selbstsicherheit, der Selbstbehauptung und Durchsetzungsfähigkeiten.

→ II: Eine Verbesserung der Kommunikation und

→ III: Der Fähigkeiten, Beziehungen einzugehen und die eigene Kreativität und Flexibilität zu verstärken.

 

→ Klinisch-relevant: Gerade Defizite in der sozialen Kompetenz erschweren die soziale und berufliche Integration deutlich. Sie sind zumeist Folge von persisiterenden Positiv- und Negativsymptomen, der individuellen Lerngeschichte oder aber auch pharmakologischer Nebenwirkungen. Ihre Behandlung ist ein wichtiges und vorrangiges Rehabilitationsziel.

 

→ Therapeutisches Intervention: Im Mittelpunkt der therapeutischen Intervention stehen hierbei zwei verhaltenstherapeutische Maßnahmen:

I: Training sozialer Kompetenz:

 1) Ziel: Allgemeine Ziele sind der Abbau von sozialen Ängsten und gleichzeitg der Aufbau von Strategien, die es dem Patienten ermöglichen problematische zwischenmenschliche Situationen eingenständig und angemessen zu bewältigen. Defizite bestehen insbesonderen in den Bereichen wie Recht durchzusetzten, Kontakte aufzubauen, eigene Bedürfnisse in der Beziehung zu äußern, aber auch Lob anzunehmen. 

→ A) Ein Beispiel ist der Erwerb einer sozialen Kompetenz, um somit einen Kompromiss zwischen Selbstverwirklichung und sozialer Anpassung zu schaffen.

B) Erlernen des Umgangs mit problematischen zwischenmenschlichen Beziehungen.

→ 2) Einübungen:

740 Wichtige EInübungsmanßnahmen beim Aufbau sozialer Kompetenz

→ 3) Vorgehen:

→ A) Aktive Verhaltensübungen,

B) Modelllernen;

→ C) Operante Therapieverfahren durch Rückmeldung;

→ D) Modifikation interner Regulationsprozesse mit Hilfe von kognitiven Techniken.

 

 → Klinisch-relevant: Die Übungen des sozialen Kompetenztrainings erfolgen meist mit Hilfe von Rollenspielen und/oder Videoaufnahmen um zwischenmenschliche Probleme aufzudecken und zu verändern. Gerade das Rollenspiel ermöglicht es, Gefühle und das Körpergedächtnis zu aktivieren, um die Erlebnisse besser zu speichern bzw. auf die eigene Realität zu übertragen.

 

 II: Problemlösetraining: Beim Problemlösetraining nach Zurilla und Goldfried lernt der Patient den Erwerb von Strategien, die ihm ermöglichen, schwierige alltägliche Situationen selbständig und angemessen zu lösen bzw. bewältigen. Besonderes Augenmerk bei diesem Verfahren liegt im Erlernen eines strukturierten Vorgehens in mehreren Schritten zur Lösung von Alltagsproblemen. Das Problemlösetraining ist sehr strukturiert und erfolgt schrittweise nach einem 7 Punkte Plan:

→ 1) Problem beschreiben und definieren, evtl. auch in Teilprobleme untergliedern

→ 2) Entwicklung von Lösungsmöglichkeiten im Sinne eines Brain-stormings (ohne Bewertung der Vor- oder Nachteil bzw. der Durchführbarkeit). 

→ 3) Bewertung (Umfassende Bewertung auf Vor- und Nachteil, ihre Durchführbarkeit etc.) einer Lösung 

→ 4) Treffen einer Entscheidung im Sinne der besten Lösung.

→ 5) Planung und konkrete Umsetzung der Strategie mit Entwicklung eines konkreten und detaillierten Handlungsplanes.

→ 6) Umsetztung der Lösestrategien in die Tat.

→ 7) Beurteilung und Bewertung auf die Wirksamkeit der durchgeführten Lösungsstrategie.

 

→ Indikation: Das Training sozialer Kompetenz kann in den Behandlungsprozess verschiedener psychischer Erkrankungen miteinbezogen werden; hierzu zählen:

→ I: Angststörungen, insbesondere die soziale Phobie,

→ II: Depression und Abhängigkeitserkrankungen,

III: Persönlichkeitsstörungen,

→ IV: Schizophrenes Residuum bzw. Residualsyndrome.

 

→ Kontraindikationen: Sind insbesondere:

→ I: Akute Schizophrenie und weitere psychotische Störungen,

→ II: Ausgeprägte kognitive Leistungseinschränkungen wie z.B. bei der schweren Oligophrenie oder Demenz (z.B. Alzheimer-Krankheit, vaskuläre Demenz, frontotemporale Demenz etc.).

→ III: Schwere Persönlichkeitsstörungen.