→ Definition:
→ I: Bei der Embolektomie handelt es sich um eine direkte bzw. indirekte Entfernung eines lumen-obstruierenden Thrombus oder Embolus aus dem arteriellen Gefäßsystem. Ziel ist die Kontinuitätswiederherstellung der Perfusion des jeweiligen Versorgungsgebietes.
→ II: Spätembolektomien können bis 2 Wochen nach dem Ereignis durchgeführt werden; bis das Gerinnsel fest mit der Gefäßwand verwachsen ist.
→ Indikation: Die Embolektomie wird insbesondere zur Entfernung von Embolien im Bereich der Arm- und Beinarterien bzw. Thrombektomie (z.B. autochthone Thrombose; hier bedingen jedoch vorgeschädigte Gefäßwände einen frühen Rezidivverschluss) eingesetzt.
→ Durchführung:
→ I: Der Zugang erfolgt über die Ellenbeuge (S-formiger Hautschnitt kubital) oder inguinal mit Freilegung der A. femoralis communis bzw. der A. brachialis bis distal zur Bifurkation (hierbei besteht die Gefahr der Verletzung der V. femoralis und ihrer Zuflüsse).
→ II: Anschließend erfolgt die Arteriotomie mit Einführung des Fogarty-Ballonkatheters retro- oder orthograd; der Katheter wird entblockt über den Embolus hinweg vorgeschoben. Nach Aufblasen des Ballons kann der Thrombus beim Rückzug des Katheters über die Arteriotomie extrahiert werden.
→ III: Das Manöver kann mehrfach wiederholt werden. Hierbei wird nach jedem Ballonmanöver das Gefäß mit heparinhaltiger Kochsalzlösung (25000/250ml 0,9%iger NaCl) aufgefüllt.
→ IV: Anschließend erfolgt der Verschluss der Arteriotomie:
→ 1) Querarteriotomie: Senkrechter Wandnaht.
→ 2) Längsarteriotomie: Der Verschluss der Arterie über eine Patchplastik mittels autologer Vene- oder Teflonplastik (= Polytetraflourethylen; Abb.: Schematische Darstellung der verschiedenen plastischen Gefäßkorrekturen).
→ V: Zuletzt wird die Wunde Verscgkossen und eine Redon-Drainage angelegt.
→ VI: Eine Embolektomie kann auch in Lokalanästhesie durchgeführt werden.
→ Komplikation: Schwerwiegende Komplikation nach Wiederherstellung der Durchblutung ist insbesondere das das Reperfusionsphänomen. Es ist als Krankheitsprozess definiert, der sich aufgrund einer wiederhergestellten Gefäßkontinuität nach anhaltender Ischämie eines Organs/Extremität entwickeln kann. Pathophysiologisch kommt es zum massiven Einschwemmen von Metaboliten, Mediatoren und freien Radikalen, die sekundär zu einer Gewebeschädigung mit exzessiver Hyperkaliämie und Kreislaufinstabilität führen.
→ Nachbehandlung:
→ I: Im Rahmen der Nachbehandlung und der Erfolgskontrolle sind regelmäßige Untersuchungen von Pulsstatus sowie Dopplersonographie indiziert.
→ II: Antikoagulation: Systemische Heparinisierung mit 20000IE/d i.v. über den Perfusor (unter PTT-Kontrolle, die 2-3fach verlängert sein sollte). Anschließend sollte eine Erwägung der dauerhaften Antikoagulation (z.B. mit Macumar) erfolgen.
→ Postoperative Komplikationen: Wichtige z.T. schwerwiegende postoperative Komplikationen sind insbesondere:
→ I: Nachblutungen und Wundheillungsstörungen mit möglicher Superinfektion.
→ II: Ausbildung eines Kompartmentsyndroms vor allem im Bereich der unteren Extremität.
→ III: Restembolien und erneute Embolien.