Definition:

→ I: Bei der Frozen Shoulder handelt es sich um eine Schultersteife, die mit einer aktiven und passiven Bewegungseinschränkung im glenohumeralen Gelenk einhergeht.

→ II: Initial ist die Beweglichkeit schmerzreflektorisch infolge einer Synovitis und Kapsulitis, im weiteren Krankheitsverlauf durch eine Kapselfibrose mit konsekutiver Schrumpfung der Gelenkkapsel reduziert.

 

→ Epidemiologie:

→ I: Die Inzidenz der frozen Shoulder liegt bei 2-5% in der Normalbevölkerung, bei insulinpflichtigen Diabetikern sogar bei 36%.

→ II: Zudem bestehen keine signifikanten Geschlechts- und Seitenpräferenzen. 

 

Ätiologie: Die Frozen Shoulder manifestiert sich insbesondere zwischen dem 40.-60. Lebensjahr und betrifft überwiegend nur eine Seite (selten kann sie auch bilateral auftreten). Bei der ihr unterscheidet man nach dem Pathomechanismus 2 Formen:

→ I: Primäre Form: (= idiopathisch) Die Ursache für die Entstehung des entzündlichen Prozesses ist bis heute noch nicht genau geklärt. Sie weist jedoch einen stadienhaften Verlauf auf; initial beginnend mit einer Kapsulitis, die im weiteren Krankheitsverlauf zu einer Kapselfibrose mit konsekutiver Schultersteife führt. Histologisch stellt sich eine Fibrose des periartikulären Gewebes dar.

→ II: Sekundäre Form: Hierbei exisitert ein direkter Zusammenhang zu traumatischen, systemischen und/oder neurologischen Faktoren,

→ 1) Traumatische Ursache: Oftmals im Zusammenhang mit einer Prellung, Luxation, Omarthrose, Rotatorenmanschettenruptur, Impingement-Syndrom oder nach Operationen mit längerer Ruhigstellung.

2) Neurologische Ursachen: Wie periphere Neuropathie, Zervikalsyndrom, Hemiplegie oder Morbus Parkinson.

→ 3) Systemische Ursachen: Gehäuftes Auftreten bei Diabetes mellitus, Morbus Addison oder verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen wie die Hyperthyreose.

 

Klassifikation: Die primäre, idiopathische Frozen shoulder verläuft in verschiedenen Stadien:

I: Stadium 1: (= Freezing Shoulder) Wird als präadhäsive Phase bezeichnet und stellt einen inflammatorischen Prozess der Synovialis dar. Das Leitsymptom ist ein nachts auftretender, starker Schmerz. Eine Bewegungseinschränkung besteht in diesem Stadium noch nicht.

→ II: Stadium 2: (= Frozen Shoulder) Es handelt sich um ein proliferatives Stadium mit Ausbildung von ersten Adhäsionen und Hyalinisationen; des Weiteren entwickelt sich eine Gelenksteife infolge von Vernarbungen des Kapsel-Band-Apparates. Klinisch kristallisiert sich eine massive aktive und passive Bewegungseinschränkung mit Einschränkung der Außenrotation, Elevation und Anteversion aus; charakteristisch ist die Rückläufigkeit der Schmerzsymptomatik.

→ III: Stadium 3: (Übergangsstadium) In diesem Stadium kommt es zur Zunahme der Gelenksteifigkeit bei gleichzeitiger Abnahme der Schmerzen. Ein weiteres Merkmal ist die deutliche Muskelatrophie. Die Abduktion ist nur noch durch die Rotation der Skapula möglich.

IV: Stadium 4: (= Thawing-Shoulder) Hierbei zeigt sich eine langsam wiederkehrende Schulterbeweglichkeit ca. 5-6 Monate nach Erkrankungsbeginn. Die Schulterschmerzen sind weiter rückläufig und z.T. nicht mehr vorhanden. Nach 1-3 Jahren kann eine fast physiologische Schulterfunktion erreicht werden (= "self-limiting").

 

Klinik: Die Schmerzen weist zumeist einen scheichenden Beginn und phasenhaften wellenförmigen Krankheitsverlauf auf.

→ I: Initaler Nachtschmerz sowie diffuse Druckschmerzhaftigkeit nahe der Inseration des M. deltoideus.

→ II: Zunehmende schmerzhafte Bewegungseinschränkung in der betroffenen Schulter, betrifft insbesondere die Rotationsbewegungen (Außenrortation, aber auch Abduktion). Nicht selten wird Schulter in einer Adduktionsschonhaltung gehalten.

→ III: Zur Quantifizierung der Bewegungseinschränkung muss immer der Vergleich zur gesunden Seite erfolgen.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese/klinische Untersuchung: Charakteristische (aktive und passive) Bewegungseinschränkung im Glenohumeralgelenk mit initialem Verlust der Außenrotation, dann der Abduktion und schließlich der Flexion.

II: Bildgebende Verfahren:

→ 1) Röntgen: Der Schulter in 3 Ebenen (a.p., axial und Y-View) zum Ausschluss von Frakturen, Luxationen oder einer Arthrose. Im Spätstadium ist evtl. eine kleinzystische Entkalkung des Humeruskopfs nachweisbar.

→ 2) MRT: Verdickte Kapsel, reduziertes Kapselvolumen. Anreicherung von Kontrastmittel in der Synovialis sowie Nachweis von entzündlichen Prozessen insbesondere im Bereich des Recessus axillaris.

 

Differenzialdiagnose: Von der Frozen Shoulder müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden; hierzu zählen u.a.

→ I: Schmerzbedingte Bewegungseinschränkungen bei Bursitiden oder Tendinopathien.

→ II: Impingement-Syndrom

III: Omarthrose.

→ IV: Aber auch die Hyperurikämie.

 

Therapie: Die therapeutischen Maßnahmen orientieren sich an der klinischen Symptomatik (und den Voraussetzungen des Patienten):  

→ I: Konservativ: Im Stadium 1 und 2. mit:

→ 1) NSAR-Applikation vor allem bei starken Schmerzen,

→ 2) Injektion von Glukokortikoiden ins Gelenk bzw. in die Bursa subacromialis.

→ 3) Unterstützende mobilisierende Krankengymnastik. 

II: Operativ: Persistieren nach 6-12 Monaten, trotz konservativer Therapie, die Beschwerden sind nachfolgende Therapieoptionen möglich:

→ 1) Narkosemobilisation: Unter Kurznarkose erfolgt in der betroffenen Schulter eine Bewegung in alle Richtungen zur Lösung der Adhäsionen (wegen der Gefahr der Traumatisierung bzw. Fraktur-Auslösung sehr umschritten).

→ 2) Arthroskopische partielle Synovektomie oder Spaltung der Gelenkkapsel.