Definition:

→ I: Bei der Omarthrose handelt es sich um eine degenerative Veränderung des Schultergelenks mit konsekutiver Knorpelschädigung (= des glenohumeralen Gelenkes).

→ II: Charakteristische pathoanatomische Zeichen der Arthrose sind:

→ 1) Sklerosierung,

→ 2) Osteophyten Bildung und

→ 3) Subchondrale Zysten. 

 

→ Epidemiologie:

→ I: Die Inzidenz für das Auftreten einer Omarthrose liegt insgesamt bei 5%, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer (60% : 40%).

→ II: Die Omarthrose tritt deutlich seltener auf als die Coxarthrose und die Gonarthrose, da das Gelenk nicht die ganze Körperlast tragen muss.

 

  Ätiologie: Die Omarthrose wird hinsichtlich ihrer Genese unterteilt in:

→ I: Idiopathische Omarthrose: (= primäre Form) Sie ist sehr selten und es ist charakteristischerweise keine statische Belastung eruierbar (ohne erkennbare Ursache) und manifestiert sich zumeist um das 60. Lebensjahr.

→ II: Sekundäre Omarthrose: Getriggert u.a. durch mechanische (degenerative), traumatische und systemische Ursachen wie:

1) Traumatisch: Nach repetitiven Luxationen (= Instabilitätsarthrose), posttraumatisch infolge von Fehlstellungen, bei persistierender Rotatorenmanschettenruptur (= Defektarthrose mit sekundärer Dezentrierung des glenohumeralen Gelenkes und konsekutiver Knorpelschädigung), nach proximalen Humerusfrakturen, Osteochondrosis dissecans, etc.

→ 2) Systemisch:

A) Bei avaskulärer Humeruskopfnekrose nach Chemotherapie, Glukokortikoid-Therapie, bei AlkoholabhängigkeitMorbus Cushing und Morbus Gaucher.

→ B) Neurologisch: Unter anderem beim Morbus Parkinson und Armplexuslähmung.

3) Weitere Ursachen: Sind

→ A) Postinfektiös, 

B) Rheumatoide Arthritis,

→ C) Gicht etc.

 

Klassifikation: Stadieneinteilung anhand der Größe der kaudalen Osteophyten am Humeruskopf nach Samilson:

I: Stadium 1: Osteophyten kleiner < 3mm = leichte Arthrose,

→ II: Stadium 2: Osteophyten haben eine Größe von 3-7mm = mäßige Arthrose,

III: Stadium 3: Osteophyten > 7mm = schwere Arthrose.

 

Klinik: Charakteristische Symptome der Omarthrose sind:

→ I: Aktive und passive Bewegungseinschränkung (vor allem die Rotationsbewegung betreffen) und Belastungsschmerzen,

II: Im weiteren Krankheitsverlauf Ruhe- und Nachtschmerz sowie

→ III: Auftreten von Reibegeräuschen und Krepitationen.

→ IV: Zunehmende Muskelatrophie, insbesondere des M. supra- und infraspinatus und des M. deltoideus.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese/klinische Untersuchung: Schmerzhafte Bewegungseinschränkung und sich daraufhin entwickelnde Muskelatrophie, sowie  die Abnahme der aktiven und passiven Beweglichkeit.

→ II: Bildgebende Verfahren:

→ 1) Röntgen: Der Schulter in 3 Ebenen sowie evtl. Zielaufnahme des Akromiokavikulargelenkes mit den klassischen Arthrosezeichen:

→ A) Gelenkspaltverschmälerung,

B) Subchondrale Sklerosierung

→ C) Osteophytenanbauten sowie

→ D) Subchondrale Zysten.

→ E) Ein Humeruskopf-Hochstand weist zusätzlich auf eine Läsion der Rotatorenmanschette hin. 

2) CT: Hierbei wird die primäre Omarthrose bezüglich des posterior-inferioren Abriebs der Gelenkpfanne nach Walch unterteilt in:

→ A) Zentrierter Typ,

→ B) Dezentrierter Typ (häufigste Form) und

→ C) Dysplastischer Typ.

 

Klinisch-relevant: Die Einteilung nach Walch hat für die operative Schulterendoprothesen-Implantation eine wichtige Bedeutung, um u.a. mögliche Fehlstellungen auszugleichen.

 

Therapie:

→ I: Konservativ: Bei beginnender Arthrose kann eine konservative Therapie mit NSAR und adjuvanter Physiotherapie versucht werden.

II: Operativ: Im fortgeschrittenen Stadium bei ausgeprägter Schmerzhaftigkeit ist ein Gelenkersatz in Form einer Totalendoprothese (Ersatz von Humeruskopf zementiert/unzementiert sowie des Glenoids) indiziert. Eine Alternative ist die Arthrodese in Funktionsstellung.