Allgemein:

→ I: Bei der resezierenden Therapie der Ulkus-Krankheit wird der distale Magen so entfernt, dass zum einen eine vollständige Ausschaltung der Gastrin-bildenden G-Zellen im Antrum, zum anderen die Reduktion der säureproduzierenden Belegzellen im Korpusanteil erfolgt.

→ II: Das Resektionsausmaß ist natürlich von der Lokalisation des Ulkus abhängig.

→ III: Folgende operative Verfahren haben sich bis heute etabliert:

→ 1) Antrektomie in Kombination mit einer Vagotomie;

→ 2) Distale 2/3 Resektion mit Rekonstruktion nach

→ A) Billroth-I oder

→ B) Billroth II mit Roux-Y-Anastomose.

 

Indikation: Wichtige Indikation für eine operative Intervention sind u.a.:

→ I: Ausbleibende Ausheilung der Ulkuskrankheit (gastrale Ulkuskrankheit, duodenale Ulkuskrankheit)

II: Penetration in Nachbarstrukturen,

→ III: Perforation,

→ IV: Schwere obere gastrointestinale Blutungen sowie

→ V: Narbige Stenosen.

 

Operationsverfahren:

→ I: Antrektomie mit selektiver Vagotomie: Hierbei erfolgt die Resektion des Antrums (G-Zellen-Reduktion) mit anschließender Gastroduodenostomie. In der gleichen Sitzung wird des Weiteren eine selektive gastrale Vagotomie zur Reduktion der Säureproduktion durchgeführt (siehe auch nicht-resezierende operative Verfahren der gastroduodenalen Ulkuskrankheit).

 

Klinisch-relevant: Die selektive gastrale Vagotomie weist die geringste Ulkusrezidivrate auf.

 

 II: Billroth-I-Resektion: Auch hier ist eine distale 2/3 Magenresektion indiziert. Die Rekonstruktion erfolgt durch eine Gastroduodenostomie mittels End-zu-End bzw. End-zu-Seit-Anastomose. Vorteil der Billroth-I-Resektion ist die Erhaltung der physiologischen Darmpassage. Nachteile sind intraoperative Verletzung der Gallenwege, postoperative Nahtdehiszenz, Dumping-Syndrom und Refluxgastritis durch Reflux von Gallensäure in den Magen.

III: Billroth-II-Resektion:

→ 1) Hierbei wird das Duodenum blind verschlossen und eine Gastrojejunostomie zwischen Magen und der ersten Jejunumschlinge durchgeführt. Vorteil der Billroth-II-Resektion ist die geringe Ulkusrezidivrate.

→ 2) Die Anastomose des Jejunums an den Magen kann hinter dem Mesokolon transversum (= retrokolisch) oder vor dem Mesokolon transversum (= antekolisch) vorgenommen werden.

→ 3) Um den Reflux von Gallensäure und Duodenalsaft zu vermeiden, wird eine Enteroenteroanastomose mittels

→ A) Braun-Fußpunkt-Anastomse (Seit-zu-Seit-Anastomose an der Basis der ersten Jejunumschlinge, um einen Rückstrom der alkalischen Galle zu verhindern) oder

→ B) Y-Anastomose nach Roux (heutzutage das operative Verfahren der 1.Wahl) angewandt.

4) Komplikationen: Wichtige und z.T. schwerwiegende Komplikationen der Billroth-II-Resektion sind:

→ A) Anastomosen- und Duodenalstumpfdehiszenz,

→ B) Verletzungen der Gallenwege,

→ C) Postoperative Funktionsstörungen, wie das Dumping-Syndrom, Blind-Loop-Syndrom oder die Refluxösophagitis.

→ D) Magenstumpfkarzinom 15-20 Jahre nach der Billroth-II-Resektion, verursacht durch den Kontakt von Gallensäure und Duodenalsaft mit der Magenschleimhaut. Tritt bei der Billroth-II- 4mal häufiger auf als bei der Billroth-I-Rekonstruktion.

  IV: Roux-Y-Rekonstruktion:

→ 1) Um diese Folgeerkrankungen, gerade das nach vielen Jahren auftretende Magenkarzinom (auch Magenfrühkarzinom) zu vermeiden, hat sich die Roux-Y-Rekonstruktion etabliert.

→ 2) Hierbei erfolgt ein (analog der Billroth-II-Resektion) Blindverschluss des Duodenums und  nachfolgend wird eine Gastrojejunostomie angelegt.

→ 3) Anschließend wird das blind-verschlossene Duodenumsegment 40cm unterhalb der Gastrojejunostomie Y-förmig an das Jejunum angeschlossen.

→ 4) Somit wird ein Reflux von Gallen- und Duodenalsekret in den Magen verhindert.

597 Operative Verfahren der Ulkuskrankheit

 

Komplikationen: Sind insbesondere:

→ I: Duodenalstumpfinsuffizienz,

→ II:  Dumping-Syndrom oder

→ III: Ulcus pepticum jejuni.

 

→ Nachbehandlung:

→ I: Gerade bei der Billroth-I-Rekonstruktion sollten regelmäßige endoskopische Kontrollen zum Ausschluss eines Magenstumpfkarzinoms erfolgen.

→ II: Nach einer Billroth-II-Rekonstruktion muss auf die Entwicklung eines Ulcus pepticum jejuni geachtet werden.