Definition: Beim Plica Syndrom handelt es sich um einen klinischen Symptomkomplex des Kniegegelenkes, bestehend aus einer deutlichen Schmerzsymptomatik und Bewegungseinschränkung, aufgrund der hypertrophen Ausbildung einer Plica.

 

Ätiologie: Die synoviale Plica repräsentiert eine aus der Embryonalzeit persistierende Schleimhautfalte, die das Kniegelenk septal in 3 Kompartimente aufteilt. Abhängig von ihrer Ausprägung variiert das klinische Bild.

 

Klassifikation: Man unterscheidet je nach Lokalisation der embryonalen Schleimhautfalte zwischen:

I: Plica suprapatellaris: Die suprapatellare Plica ist zwischen der Bursa suprapatellaris und dem Kniegelenkspalt lokalisiert und erstreckt sich als Septum in der ventrodorsalen Ebene.

→ II: Plica infrapatellaris: Wird auch als Ligamentum mucosum bezeichnet und ist die häufigste Plicaform. Sie verläuft im anterioren Bereich, interkondylär durch den Hoffa-Fettkörper zum unteren Pol der Patella.

III: Plica mediopatellaris: Sie zieht von der medialen Wand des Recessus suprapatellaris über den Recessus medialis und inseriert in der Synovia, die den Hoffa-Fettkörper bedeckt.

→ IV: Laterale Plica: Stellt die seltenste Form dar und ihre Exsistenz wird z.T. kontrovers diskutiert.

 

Klinik:

→ I: Charakteristisch sind belastungsabhängige Schmerzen, eine lokale Druckschmerzhaftigkeit, sowie ein mögliches Schnapp- bzw. Klickphänomen bei der Flexion im Kniegelenk.

→ II: Weitere Symptome: Können u.a. sein: 

→ 1) Schwellung und Ergussbildung im Kniegelenk,

→ 2) Teilblockade des Gelenkes

3) Quadrizepsatrophie mit konsekutivem Kraftverlust und dem Gefühl der Gelenkinstabilität.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese/klinische Untersuchung: Umschriebene Druckschmerzhaftigkeit im medialen und kraniomedialen Bereich, die insbesondere bei Entzündung sehr ausgeprägt und gut lokalisiert ist. Des Weiteren kann während des Bewegungsablaufes evtl. ein tastbarer Gewebestrang nachgewiesen werden.

II: MRT: Darstellung der Plica. Die infrapatellare Plica lässt sich gut im Sagittalschnitt als eine wenig signalintensive bandförmige Struktur parallel zum vorderen Kreuzband darstellen. Die suprapatellare Plica ist analog medial hinter der Patella lokalisiert. Die mediopatellare Plica ist insbesondere in der axillaren Schnittebene darstellbar.

 

Klinisch-relevant:

→ I: Plica mediopatellaris: Sie kann asymptomatisch verlaufen, führt jedoch nicht selten zu Störungen der Quadricepsfunktion und Läsionen des Knorpels in der femorpatellaren Gelenkfläche.

→ II: Plica suprapatellaris: Hierbei können sich Irritationen im superomedialen, patellaren Gelenkflächenbereich insbesondere während der Flexion ausbilden.

 

Differenzialdiagnose: Hiervon abzugrenzen sind u.a.:

→ I: Synovitis und Synovialitis anderer Genese, 

→ II: Subluxation der Patella,

→ III: Scheibenmeniskus und Meniskusschädigungen,

→ IV: Knorpelschädigung und nicht zuletzt

→ V: Das femoropatellare Schmerzsyndrom.

 

Therapie:

→ I: Konservative Therapie: Hierzu zählen u.a.:

→ 1) Körperliche Schonung,

→ 2) Medikamentöse,  antiphlogistische Therapie mittels NSAR zur Abschwellung.

→ 3) Krankengymnastische Therapie mit Stretching und Patellamobilisation.

II: Operative Therapie: Bei chronischen Verläufen mit einer Beschwerdepersistenz von > 6 Monaten trotz adäquater konservativer Therapie ist eine arthroskopische Plicaresektion mittel der Wahl. Hierbei zeigt sich zumeist eine verdickte, entzündlich veränderte Plica, die z.T. zwischen Patella und Femurkondyle eingeklemmt ist.