Definition: Beim Keratoakanthom handelt es sich um einen relativ niedrig-malignen knotenförmigen Hauttumor, der vom Haarfollikel ausgeht, histologisch dem Plattenepithelkarzinom ähnelt und eine hohe Spontanremission aufweist.

 

Epidemiologie:

→ I: Das Keratoakanthom kommt weltweit vor, die Inzidenz in gemäßigten Breiten ist jedoch nicht genau bekannt (bekannt ist jedoch, dass dunkelhäutige Menschen weniger betroffen sind als hellhäutige).

→ II: Der Manifestationsgipfel liegt jenseits des 60. Lebensjahres, wobei Männer doppelt so häufig wie Frauen betroffen sind; zudem existiert eine genetische Disposition beim sogenannten familiären Keratoakanthom.

 

Ätiopathogenese:

→ I: Hauptursache des Keratoakanthoms ist das UV-Licht, da sich dieses in über 90% der Fälle in chronisch lichtexponierten Bereichen entwickelt.

→ II: Weitere mögliche Risikofaktoren sind u.a.:

→ 1) Chemische Karzinogene wie Teerinhaltsstoffe und Rauchen sowie

→ 2) Papillomaviren (in einigen Fällen der Keratoakanthome wurde HPV-21-DNA nachgewiesen).

 

Histologie: Keratoakanthome sind Tumoren die vom Follikelinfundibulum ausgehen und durch akut rasch einsetzende Proliferation entstehen. Im weiteren Verlauf kommt es sukzessiv zur Horn-Differenzierung bis schließlich meist unter Abstoßung eines Hornpfropfens die spontane Ausheilung erfolgt.

 

Klinik: Das klassische Keratoakanthom manifestiert sich fast ausschließlich in lichtexponierten Bereichen (Gesicht, Nacken, Unterarme, etc.) und erreicht selten eine Größe > 1cm Durchmesser (maximal 3cm).

I: Schnell wachsender (über wenige Wochen bis Monate), halbkugeliger, derber, regelmäßig geformter, hautfarben bis rötlicher zumeist solitärer Knoten mit vulkanartiger Architektur; Teleangiektasien ziehen ählich wie beim Basalkarzinom über den Randwall hinweg.

→ II: Im Zentrum manifestiert sich eine kraterförmige Mulde, in der sich ein Hornpfropf bildet, der nicht selten spontan abgestoßen wird und eine schüsselförmige Narbe hinterlässt.

 

Klinisch-relevant: Beim Keratoakanthom existieren weitere Sonderformen; hierzu zählen:

→ A) Multiple Keratoakanthome: Können spontan in chronisch UV-exponierten Hautarealen, aber auch im Rahmen einer Immunsuppression auftreten.

→ B) Eruptive Keratoakanthome: Plötzlich auftretende von bis zu 100 kleine Läsionen über die gesamte Haut verteilt. Die Rückbildungstendenz ist sehr variabel. Es können zwischen sporadischen und hereditären Formen unterschieden werden. Hierzu zählen:

1) Eruptive Keratoakanthom Typ Grzybowski

2) Multiples familiäres Keratoakanthom Witten-Zack und

→ 3) Ferguson-Smith-Syndrom (ist eine seltene autosomal-dominante vererbte Erkrankung auf Chromosom 9q22.33, die vor allem bei der schottischen Bevölkerung nachweisbar ist. Die Erkrankung manifestiert sich in der Adoleszenz und die Inzidenz sowie die Aggressivität der Läsionen nimmt mit dem Alter zu. Ursächlich lassen sich heterozygote Mutationen im transforming-growth-factor-beta-receptor-1Gen nachweisen (= TGFBR1-Gen).

→ C) Riesen- und multifokale Keratoakanthome: Hierbei handelt es sich um eine seltene platten- bis ringförmige polyzyklisch ausgedehnte Form. Prädilektionsstellen dieser Verlaufsform sind Hand- und Fußrücken.

010 Klassifikation der Keratoakanthome

 

Diagnose: Die Diagnose der Keratoakanthose wird in der Regel durch das klinische Bild gestellt und histologisch gesichert.

011 Histopathologische Veränderungen beim Keratoakanthom

 

Differenzialdiagnose: Vom Keratoakanthom müssen insbesondere nachfolgende Hauterkrankungen abgegrenzt werden:

→ I: Plattenepithelkarzinom (die Differenzierung zwischen Keratoakanthom und Plattenepithelkarzinom kann z.T. sehr schwierig sein. Ein wesentliches Kriterium ist die Tumorarchitektur, sodass zur Beurteilung des Tumors die Schnittebene immer durch die Mittelachse führen muss.

→ II: Weitere Differenzialdiagnosen sind insbesondere:

1) Basaliom,

→ 2) Hypertrophe aktinische Keratose und nicht zuletzt

→ 3) Das Molluscum contagiosum.

 

Therapie:

→ I: Trotz einer möglichen Spontanremission ist die chirurgische Exzision zur Diagnosesicherung und Verhinderung einer Narbenbildung (und Gewebedestruktion) Mittel der Wahl.

→ II: Eine weitere Therapieoption ist die Kürettage (bzw. Kryotherapie) insbesondere bei kleineren Keratoakanthomen. Hierbei ist jedoch die Rezidivrate infolge inkompletter Entfernung deutlich erhöht (30%).

III: Insbesondere bei problematischer chirurgischer Exzision können u.a.:

→ 1) Eine Strahlentherapie

→ 2) Intraläsionale Applikation von 5-Fluorouracil, Bleomycin oder Methotrexat indiziert sein.

 

Prognose: Insgesamt ist die Prognose des Keratoakanthoms gut. Bei Nichtbehandlung und Ausbleiben einer Spontanremission ist der Übergang in eine spinozelluläres Karzinom möglich (die Häufigkeit ist jedoch bis heute nicht genau bekannt).