Definition: Beim Supinator-Syndrom kommt es zu einer Einengung des Nervus radialis, nämlich des Ramus profundus (rein motorisch) und des N. interosseus posterior im Durchtrittsbereich des Sehnenbogens des M. supinator (= Supinatorschlitz = Arcus Frohse bzw. Arkade von Frohse).

674 Anatomische Gegebenheiten beim Supinator Syndrom

 

Ätiologie: Wichtige Ursachen für die Entstehung des Supinator-Syndroms durch Kompression sind insbesondere:

→ I: Kompression des Ramus profundus des N. radialis durch den sehnigen Rand des M. extensor carpi radialis brevis.

→ II: Kompression durch Adhäsion auf Höhe des Radiusköpfchens.

→ III: Selten durch Kompression im M. spinator oder am distalen Rand des Muskels. Bei der idiopathischen Form besteht keine ersichtliche Ursache.

→ IV: Exogene Druckläsionen bei der Radiusköpfchenfraktur, Monteggia-Fraktur oder Raumforderungen (z.B. Tumor, Ganglion, Synovialitis, Kallusbildung, etc.).

→ V: Idiopathische Form: Zumeist besteht keine ersichtliche Ursache; anamnestisch zeigt sich jedoch vermehrt ungewohnte oder chronische Belastungen wie bei andauernder Beanspruchung des Unterarms durch Turnen, Klettern, Gewichtheben, etc. 

 

Klinik:

→ I: Leitsymptom des Supinatorsyndroms ist ein belastungsabhängiger Schmerz im Bereich des radialen-proximalen Unterarms (Ellenbogen und Unterarmstreckseite) vorwiegend bei bei Unterarm-Drehbewegungen (insbesondere Supination); zudem werden auch häufig nächtliche Schmerzen angegeben.

→ II: Die Schmerzen strahlen charakteristischerweise in das Handgelenk aus und die Patienten klagen oftmals über eine "Lahmheit" sowie sensible Störungen im Bereich des Handrückens.

III: Inkomplette Fallhand (Dysfunktion der Innervation der Extensoren I-III), da die M. extensor carpi radialis longus et brevis ausgespart bleiben (Abb.: Klinik der Radiusparese abhängig von der Lokalisation).

→  IV: Klassifikation: Nach der klinischen Symptomatik wird somit das Supinator-Syndrom in 2 Verlaufsformen unterteilt:

→ 1) Algetischer Krankheitsverlauf und

→ 2) Paretischer Krankheitsverlauf.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese und klinisch-neurologische Untersuchung mit: 

→ 1) Palpation: Pathogonomisch ist eine massive Druckschmerzhaftigkeit über dem N. radialis, 4cm distal der Ellenbeuge (da auch beim Gesunden ein Druckschmerz ausgelöst werden kann, sollte die Untersuchung immer im Seitenvergleich erfolgen).

→ 2) Die Supination des Unterarms gegen Widerstand ist sehr schmerzhaft.

→ 3) Motorische Überprüfung  gegen Widerstand im Seitenvergleich wie Handgelenkstreckung, Daumenabduktion in der Handebene sowie Daumen- und Fingerstreckung. 

→ 4) Sonographischer Nachweis eines Engpasses.

II: Röntgen: Zum Ausschluss knöcherner Ursachen.

III: EMG.

 

→ Differenzialdiagnose: Vom Supinator-Syndrom müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:

→ I: Epicondylitis humeri radialis: Die beiden Krankheitsbilder ähneln sich und sind vermehrt miteinander vergesellschaftet, jedoch fehlt beim isolierten Supinator-Syndrom der Druckschmerz im Bereich des radialen Epikondylus.

→ II: Pronator-Syndrom: Die Schmerzhaftigkeit ist auch bei diesem Syndrom im Bereich des Unterarms lokalisiert, jedoch palmar und ulnar der Mitte.

 

Therapie:

→ I: Konservativ:

→ 1) Schonung,

2) Oberarmgips in Supinationsstellung zur Ruhigstellung.

3) Gabe von NSAR und Vitamin-B-Komplex.

II: Operativ: Die operative Intervention ist nur sehr selten nötig. Wichtige Indikationen sind frustrane konservative Therapieversuche sowie motorische Ausfallerscheinungen. Operativ erfolgt eine Dekompression des tiefen Ast des N. radialis (mittels Durchtrennung des M. supinator).