→ Definition: Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie (= AVNRT) stellt die häufigste Form einer paroxysmalen supraventrikulären Tachykardie dar und manifestiert sich zumeist in jungen Jahren. Pathophysiologisch geht man von einer funktionalen Längsdissoziation im Bereich des AV-Knotens aus.
→ Epidemiologie:
→ I: Die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie stellt die häufigste paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie dar und ist angeboren.
→ II: Sie betrifft insbesondere jünger Frauen in der Phase der Adoleszenz.
→ III: Charakteristischerweise manifestiert sie sich entweder ohne ersichtlichen Triggermechanismus oder unter körperlicher Belastung und endet abrupt auch wieder.
→ Pathophysiologie: Bei der AV-Knoten-Reentry-Tachykardie zeigt sich eine funktionale Längsdissoziation im AV-Knoten:
→ I: Konkreter zeigt sich im Bereich des Koch-Dreiecks eine superior-anteriore Leitungsbahn mit schneller Leitungsfähigkeit und langsamer Refraktärzeit und eine inferior posteriore Leitungsbahn mit langsamer Leitungsfähigkeit und relativ kurzer Refraktärzeit. Hieraus resultieren insbesondere 2 Überleitungsformen:
→ 1) Slow-Fast-Typ: (Häufigere Form mit 90% der Fälle). Bei der klassischen AVNRT (Slow-Fast-Form) kommt es im Rahmen z.B. einer atrialen Extrasystole (= SVES) zur Blockade der anterograden schnellen Leitungsbahn aufgrund der langen Refraktärzeit, sodass die Erregungsausbreitung anterograd über die langsame Leitungsbahn erfolgt und nach Erholung der schnellen Bahn wieder retrograd in die Vorhöfe weitergeleitet werden kann. Hieraus resultiert eine kreisende Erregung, in der Vorhöfe und Ventrikel nahezu gleichzeitig erregt werden.
→ 2) Fast-Slow-Typ: Stellt die weit weniger häufige Form(10% der Fälle) dar und die kreisende Erregung erfolgt in umgekehrter Richtung.
→ II: Ein weitere jedoch sehr seltene Form betrifft den Slow-slow-Typ (< 1% der Fälle); hierbebi manifestieren sich 2 langsame Bahnen, die in den Tachykardiemechanismus miteinbezogen sind.
→ Klinisch relevant: Die AVNRT tritt typischerweise immer akut ohne ersichtlichen Grund oder nach körperlicher Belastung auf und endet auch abrupt. In den meisten Fälle geht es den Patienten trotz hoher Kammerfrequenz gut, da zum einen der arterielle Blutdruck, zum anderen das Schlag- bzw. Herzminutenvolumen nicht stark abfallen. Des Weiteren zeigt sich nach Beendigung der AVNRT eine sogenannte Harnflut, die durch die Freisetzung des atrialen natriuretischen Peptides hervorgerufen wird. Nicht zuletzt kann sich die AV-Knoten-Reentry-Tachykardie aber auch bei Herzkranken (insbesondere bei KHK) manifestieren.
→ EKG-Befund:
→ I: Die P-Welle ist vorhanden jedoch nicht gut sichtbar, da sie nicht selten im QRS-Komplex verborgen oder vor bzw. hinter dem QRS-Komplex als kleine negative Zacke sichtbar ist.
→ II: Die QRS-Komplexe (< 120ms) sind charakteristischerweise schlank und die Kammerfrequenz liegt zumeist zwischen 150-200 Schlägen pro Minute.
→ III: Die ST-Strecke und der T-Abschnitt sind primär nicht verändert.
→ IV: Bei aberrierender ventrikulärer Leitung kann der QRS-Komplex schenkelblockartige verbreitert sein.