Definition: Bei der Pyonephrose handelt es sich um eine Eiteransammlung in einem gestauten Nierenbeckenkelchsystem (bzw. Harnstauungsnieren) mit konsekutivem Verlust von Nierenparenchym. Die Pyonephrose weist einen langsam progredienten Prozess auf.

 

Ätiologie:

→ I: Die Pyonephrose entwickelt sich zumeist aus einer abszedierenden Pyelonephritis bei obsturierenden Steinen, Strikturen, aber auch Anomalien, Prostatahyperplasie und Tumoren oder als sekundäre Infektion bei Harnstauungsniere bzw. Hydronephrose.

→ II: Begünstigende Faktoren sind insbesondere Diabetes mellitus und Harnsäurediathese (Gicht).

 

Klinik: Die Pyonephrose weist einen langsam progredienten Krankheitsverlauf auf, der sich schleichend entwickelt und nicht selten trotz klinischer Beschwerden fehlgedeutet wird. Symptome sind u.a.:

I: Dumpfe rezidivierende Flankenschmerzen (Kreuzschmerzen) bzw. Druckschmerzhaftigkeit über dem betroffenen Nierenlager.

→ II: Allgemeinsymptome mit Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust sowie

→ III: Subfebrile Temperaturen.

→ IV: Bei Exazerbation der Erkrankung sind septische Temperaturen charakteristisch.

 

Klinisch-relevant: Bei einem therapieresistenten Lumbago muss immer auch an eine Pyonephrose gedacht bzw. diese abgeklärt werden.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese/klinische Untersuchung: Mit u.a.:

→ 1) Druckschmerzhaftigkeit über dem betroffenen Nierenlager.

→ 2) Insbesondere bei schlanken Patienten manifestiert sich ein palpabler Tumor.

→ II: Labor:

→ 1) Deutliche BSG-Erhöhung und Leukozytose sowie mögliche Anämie.

→ 2) Urinstatus: Pyurie, Bakteriurie sowie Leukozyten und Erythrozyten im Urin; bei Ureterverschluss kann dieser unauffällig sein.

III: Bildgebende Verfahren:

→ 1) Sonographie: Die erkrankte Niere kann bis auf das Doppelte der Norm vergrößert sein. Des Weiteren zeigt sich sonographisch eine ausgeprägte Dilatation des Nierenbeckenkelchsystems mit fein verteilten echoarmen Schallreflexen innerhalb des Pelvis renalis sowie eine deutliche Reduktion des Nierenparenchyms.

2) Urogramm: (oder Kamerafunktionsszintigraphie) Darstellung einer stark funktionseingeschränkten oder gegebenenfalls funktionslosen Niere (= stumme Niere, da die Kontrastmittelausscheidung gänzlich fehlt).

→ 3) Die retrograde Ureteropyelographie dient sowohl der Eiter-Darstellung, als auch des Nachweis eines deutlich dilatierten und destruierten Nierenbeckenkelchsystems.

 

Differenzialdiagnose: Die Pyonephrose muss insbesondere von nachfolgenden Erkrankungen abgegrenzt werden:

→ I: Abszedierende Pyelonephritis, die sich aus einer z.B. unzureichend behandelten akuten - oder chronischen Pyelonephritis entwickelt.

→ II: Nierenkabunkel oder

→ III: Paranephritischer Abszess.

→ IV: Weitere Differenzialdiagnose: Sind u.a.:

→ 1) Infizierte Zystenniere,

→ 2) Infizierte zerfallende Neoplasien, etc.

 

Therapie: Bei funktionstüchtiger Niere ist die Therapie der ersten Wahl die perkutane Drainage des perirenalen Raumes unter Antibiotikaschutz. Weitere Behandlungsoptionen richten sich insbesondere nach dem Funktionszustand der Niere und umfassen:

→ I: Urologische Beseitigung von Obstruktionen, Strikturen, etc.

→ II: Eventuell Anlage einer Nierenfistel, etc.

→ III: Ultima ratio bei funktionsloser Niere ist die Nephrektomie.