→ Definition: Beim kolorektalen Adenom handelt es sich um eine, vom Oberflächenepithel ausgehende, primär benigne Neoplasie der Kolonschleimhaut.
→ Epidemiologie: Die Ausbildung eines Adenoms nimmt mit zunehmenden Alter zu. Bei den > 60-Jährigen liegt sie bei ca. 30%.
→ Klassifikation: Der Adenome:
→ I: Klassische Adenome:
→ 1) Tubuläre Adenome: Häufigste Form, meist gestielt und geringes Entartungsrisiko.
→ 2) Tubulo-villös: Höheres Entartungsrisiko.
→ 3) Villöses Adenom: Breitbasig, durch die Schleimbildung der Zotten kann es zum Wasser und Kaliumverlust (Hypokaliämie) kommen. Sie weisen das höchste Entartungsrisiko auf.
→ II: Traditionelle Adenome: (serratierte, gezähnte) Hierbei handelt es sich um polypoide Tumoren mit gezähnter Schleimhaut.
→ III: Sessile-serratierte Adenome: Sind das Epithelniveau kaum überschreitende, intraepitheliale Neoplasien. Sie werden endoskopisch häufig übersehen und können zu sogenannten Intervallkarzinomen (nach unauffälliger Koloskopie Auftreten eines kolorektalen Karzinoms) führen. Das sessile serratierte Adenom ist zumeist im Bereich des rechten Hemikolons lokalisiert.
→ IV: Gemischtes Adenom.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Eine wichtige und schwerwiegende Komplikation ist die Ausbildung eines kolorektalen Karzinoms.
→ B) Das Entartungsrisiko ist von 3 Faktoren abhängig:
→ 1) Histologischen Aufbau: (tubulär, tubulovillös, villös) Das villöse Adenom hat das höchste Entartungsrisiko.
→ 2) Wachstumsform: Gestielt oder breitbasig (erhöhtes Entartungsrisiko).
→ 3) Größe des Adenoms: Bei einer Größe von > 1cm beginnt die Karzinomgefahr. Bei einer Größe von > 2 cm findet man in 10-40% eine karzinomatöse Entartung.
→ C) Adenom-Karzinom-Sequenz: Spielt bei der Entstehung eines kolorektalen Karzinoms eine besondere Bedeutung, da 95% dieser Karzinome sich auf dem Boden eines Adenoms entwickeln. Die Adenom-Karzinom-Sequenz besagt, dass aus einem Adenom über das Stadium der Dysplasie ein Karzinom (= kolorektales Karzinom) entstehen kann. Dies geschieht nach Vogelstein in 3 Schritten:
→ 1) Schritt I: Es kommt zu einer Mutation des APC (adenomatöses-polyposis-Coli)-Tumorsupressor-Gen mit Entstehung von adenomatösen Polypen.
→ 2) Schritt II: Kommt es im Adenomstadium nun zum Auftreten von onkogenen K-ras-Mutationen und
→ 3) Schritt III: Zur Mutation des p53 und Deletion des Chromosoms 18q führt dies zur Entstehung eines Karzinoms.
→ Klinik:
→ I: Meist symptomlos als Zufallbefund bei einer Koloskopie.
→ II: Bevorzugte Lokalisation sind Rektum und Sigmoideum.
→ III: Größere Adenome zeigen nicht selten okkulte oder sichtbare Blutungen.
→ IV: Bei sehr großen villösen Adenomen (> 5cm) können diese Wasser, Natrium, Kalium und Eiweiß sezernieren und zu massiver Diarrhoe führen.
→ Diagnose:
→ I: Allgemein: Adenome werden gerade im Zuge von Voruntersuchungen diagnostiziert: Hämoccult positiv, Koloskopie (wird hierbei ein Adenom entdeckt, sollte eine Koloskopie des gesamten Dickdarms erfolgen).
→ II: Digital-rektale Untersuchung
→ III: Mittel der Wahl ist Koloskopie mit Adenomektomie in toto und Biopsie.
→ IV: Bei rektalen Adenomen sollte zusätzlich ein endorektaler Ultraschall durchgeführt werden.
→ Therapie: Ziel bei der Behandlung des kolorektalen Adenoms ist immer die Entfernung des Adenoms in toto.
→ I: Adenome < 5mm: Entfernung mittels Biopsiezwinge.
→ II: Adenome > 5mm: Schlingenabtragung in toto.
→ III: Größere Adenome: Entfernung mittels transrektaler Mikrochirurgie oder Laparoskopie bzw. operative Resektion.