→ Definition: Die Entwicklung eines Hinterwandinfarktes (= inferiorer bzw. diaphragmaler Infarkt) beruht auf dem Verschluss der A. coronaria dextra oder des Ramus circumflexus der A. conoraria sinistra (Abb.: Zuordnung der EKG-Ableitungen zu den spezifischen Herzabschnitten).
→ EKG-Befund:
→ I: Akutes Infarktstadium:
→ 1) Die EKG-Veränderungen sind beim Hinterwandinfarkt im Vergleich zum Vorderwandinfarkt nur in den Extremitätenableitungen nämlich Ableitungen II und aVF sowie insbesondere der Ableitung III nachweisbar; z.T. sind aber auch nur indirekte Infarktzeichen wie ST- Senkung oder ein negatives T in den dem Hinterwandinfarkt gegenüberliegenden Ableitungen, nämlich I, aVL und V2-4, eruierbar (beim Hinterwandinfarkt sind die indirekten Infarktzeichen ausgeprägter als beim Vorderwandinfarkt).
→ 2) In den Thoraxableitungen (V1-V6) sind sowohl im akuten als auch im chronischen Stadium des Hinterwandinfarktes charakteristischerweise keine EKG-Veränderungen nachweisbar. Sollten jedoch direkte Infarktzeichen z.B. in den Ableitungen V5-V6 nachweisbar sein, spricht es dafür, dass der Infarkt über die inferiore Wand auf die Lateralwand übergreift (Abb.: EKG-Infarktlokalisation).
→ 3) Im akuten frischen Stadium sind die wichtigsten Merkmale (= direkte Infarktzeichen) die Hebung der ST-Strecke (hierbei korreliert die Höhe der ST-Hebung direkt mit der Frische des Infarktes) und eine positive hohe T-Zacke (als monophasische Deformieirung) oder Erstickungs-T in den Ableitungen II, III, aVF.
→ 4) Des Weiteren zeigt sich auch beim Hinterwandinfarkt frühzeitig (im akuten Stadium) eine verbreiterte und vertiefte Q-Zacke in den Extremitätenableitungen II, III und aVF.
→ Klinisch-relevant: Von einer pathologischen Q-Zacke bzw. Pardee-Zacke spricht man, wenn sie eine Breite von mehr als 0,04 Sekunden und eine Tiefe von mehr als ¼ der höchsten R-Zacke aufweist.
→ II: Chronischer Hinterwandinfarkt: Beim alten Hinterwandinfarkt sind ST-Strecken-Hebung und eine positive T-Zacke nicht mehr nachweisbar. Vielmehr manifestiert sich eine pathologische Q-Zacke sowie ST-Senkung und eine spitz-negative T-Zacke (= koronares T) insbesondere in der Extremitätenableitung III, aber auch II und aVF.
→ Klinisch-relevant: Beim Hinterwandinfarkt kommt es neben ventrikulären Rhythmusstörungen im Gegensatz zum Vorderwandinfarkt relativ häufig zu bradykarden Rhythmusstörungen, v. a. AV-Block II und III Grades. Ursache hierfür ist insbesondere das die A. coronaria dextra neben dem rechten Vorhof und rechten Ventrikel auch den AV-Knoten versorgt. Des Weiteren kann sich bei einem Hinterwandinfarkt mit rechtsventrikulärer Beteiligung eine schwere Komplikation durch Entwicklung einer akuten Rechtsherzdekompensation herausbilden. Deshalb besteht bei jedem Hinterwandinfarkt die Annahme einer rechtsventrikulären Beteiligung, bis diese ausgeschlossen wurde. Dies erfolgt über die Registierung der rechtsthorakalen Ableitungen rV3-rV4 (siegelbildlich den linksthorakalen Ableitungen), die direkte Infarktzeichen bei rechtsventrikulärer Beteiligung aufzeichnen.
→ III: Strikter Hinterwandinfarkt: Sitzt der Myokardinfarkt tatsächlich in der hinteren Wand spricht man von einem seltenen strengen posterioren Infarkt (= Strictly posteriorer Infarkt). Hierbei zeigt sich eine hohe R-Zacke in V1 und V2 sowie eine ST-Senkung und ein negative T (V1 und V2 reziprok zu den Ableitungen V7 bis V9). Die Ableitungen V7 bis V9 repräsentieren die Hinterwand des linken Ventrikels (besitzt ausschließlich Aussagekraft für den streng posterioren Infarkt).