Definition: Mit Hilfe des 12-Kanal-EKG kann eine Infarktlokalisation und -größenbestimmung erfolgen. Entscheidend hierfür sind vor allem die pathologischen Veränderungen des QRS-Komplexes.

→ I: Spricht man von einem Vorderwandinfarkt besteht ein Verschluss der A. coronaria sinistra und/oder ihrer Abgänge (Ramus interventricularis anterior und Ramus circumflexus).

→ II: Dies entspricht einem Infarktareal im Bereich der vorderen Wand des linken Ventrikels.

1277 Abgänge der A coronaria sinistra

 

EKG-Befund: Die EKG-Veränderungen sind beim Vorderwandinfarkt im Vergleich zum Hinterwandinfarkt grundsätzlich in den Thorax-Ableitungen (V1-V6 abhängig von der Ausdehnung des Infarkareals) deutlicher darzustellen als in den Extremitätenableitungen (evtl. nur leichte ST-Hebung in Ableitungen I und aVL).

→ I: Akuter Vorderwandinfarkt: Ist die gesamte Vorderwand am Infarktgeschehen beteiligt zeigt sich eine sehr hohe ST-Hebung in den Thoraxableitungen V1-V6;

1) Hierbei korreliert die Aktualität des Infarktes direkt mit der Höhe der ST-Hebung und der positiven T-Zacke (= Erstickungs-T).

→ 2) Auch kann eine große Q-Zacke bereits im akuten Stadium nachweisbar sein (nicht obligatorisch). Sie ist gekennzeichnet durch eine Breite von mehr als 0,04 sec. Und eine Tiefe von > ¼ der zugehörigen R-Zacke.

→ 3) Besonders typisch für den Vorderwandinfarkt ist der sogenannte R-Verlust insbesondere auch in den Brustwandableitungen V1-V3; hierbei verschwindet die relativ kleine R-Zacke gänzlich und es entsteht ein sogenannter QS-Komplex.

1278 Einteilung des Vorderwandinfarktes und die betroffenen EKG Ableitungen

→ II: Chronischer Vorderwandinfarkt:

→ 1) Hierbei ist die ST-Hebung nicht mehr nachweisbar vielmehr manifestiert sich eine ST-Senkung in den Thoraxableitungen.

→ 2) Des Weiteren zeigt sich immer eine verbreiterte und tiefe Q-Zacke (= pathologisches Q) in den Extremitäten-Ableitungen v.a. I und aVL.

→ 3) Auch tritt beim alten Vorderwandinfarkt typischerweise eine spitz-tief-negative T-Zacke als „koronares-T“ auf.

1272 Schematische Darstellung der Infarktstadien im EKG

 

Klinisch-relevant: Je weniger tief die T-Zacke und die ST-Senkung in den Thorax-Ableitungen und je größer wieder die R-Zacke, umso älter ist der Vorderwandinfarkt.