→ Allgemein: Der QRS-Komplex im Oberflächen-EKG repräsentiert die Erregungsausbreitung in den Herzkammern; dies wird als intraventrikuläre Erregungsausbreitung bezeichnet (Abb.: Vorhof und Kammeranteile des normalen EKG´s).
→ Q-Zacke: Das Q stellt die initiale Kammererregung dar (Erregungsausbreitung erfolgt von der Herzspitze zur Basis) und ist normalerweise eine kleine, spitze, negative Zacke mit einer Breite von < 0,03 sec. (= 3 msec.).
→ I: Die Q-Zacke kann physiologischerweise in allen Extremitätenableitungen (nach Einthoven) sowie in den Brustwandableitungen V5-V6 auftreten.
→ II: Von einem pathologischen Q spricht man, wenn in den o.g. Ableitungen die Q-Zacke abnorm tief (> ¼ der nachfolgenden R-Zacke) und abnorm breit (> 0,03 sec.) ist; dies wird nach dem Erstbeschreiber als „Pardee-Q“ bezeichnet. In den Brustwandableitungen V1-V4 existiert normalerweise kein Q, sodass ein Auftreten hier immer pathologisch ist.
→ III: Grenzwerte: Des Weiteren existieren Grenzwerte für die Q-Zacke:
→ 1) Breite bis 0,03sec.
→ 2) Tiefe 0,2-0,3mV (= 2-3mm).
→ 3) QIII darf nicht tiefer als ¼ der Höhe der höchsten R-Zacke in den Extremitätenableitungen sein.
→ R-Zacke und S-Zacke: R und S sind schmale, schlanke spitze Zacken.
→ I: In den Brustwandableitungen nimmt R von V2-V5 an Höhe kontinuierlich zu (sollte jedoch eine Höhe von 2,6 mV nicht überschreiten). Dies wird als R-Aufbau bzw. R-Progression bezeichnet. Parallel dazu nimmt S von V2-V5 an tiefe ab. In dem Bereich, in dem R größer wird als S wird als Umschlagzone tituliert:
→ 1) Die Umschlagzone liegt zumeist zwischen V2-V3 (bzw. V3-V4). Ist jedoch die Umschlagszone verzögert, spricht man von mangelnder R-Progression.
→ 2) Die S Zacke ist sehr unterschiedlich tief, je nach Ableitung, Lagetyp und Alter. Bleibt das tiefe S bis V6 erhalten spricht man wiederum von S-Persistenz.
→ II: QRS-Komplex: Der QRS-Komplex stellt die Erregungsausbreitung in beiden Kammern dar. Auch für den QRS-Komplex existieren Grenzwerte:
→ 1) Die Dauer des QRS-Komplexes liegt zwischen 0,06-0,10 sec.; am besten ersichtlich in der Extremitätenableitung II nach Einthoven und den Brustwandableitungen (Abb.: Normwerte der einzelnen EKG-Abschnitte).
→ 2) Mittlere Amplitude in den Extremitätenableitungen von 1mV.
→ 3) Mittlere Amplitude in den Brustwandableitungen von 1-3mV.
Eine Störung der intraventrikulären Erregungsausbreitung zeigt sich insbesondere in der Verlängerung der QRS-Dauer und der Deformierung des QRS-Komplexes (Veränderungen des QRS-Komplexes sind z.B. Niedervoltage, elektrisches Alternans, Kammerhypertrophie, Hemiblock, Schenkelblock wie Links- und Rechtsschenkelblock, etc.).
→ ST-Strecke und T-Welle: Die ST-Strecke und die T-Welle repräsentieren die Erregungsrückbildung in den Kammern (= Kammerrepolarisation) und verläuft im Anschluss an den QRS-Komplex als geradlinige isoelektrische Linie.
→ I: ST-Strecke: Sie weist den Beginn der intraventrikulären Erregungsrückbildung auf und erstreckt sich vom J-Punkt (Übergang der S-Zacke des QRS-Komplexes in die ST-Strecke) bis zum Anfang der T-Welle.
→ 1) ST-Streckensenkung: Ursachen für eine ST-Streckensenkung ist neben den intraventrikulären Erregungsleitungsstörungen auch Veränderungen der subendokardialen Muskelschicht wie z.B. Herzhypertrophie, KHK, aber auch Links- und Rechtsschenkelblock sowie die Digitalis-Wirkung.
→ 2) ST-Streckenhebung: ST-Streckenhebungen gelten immer als pathologisch und sind gravierender als ST-Streckensenkungen. Bei den ST-Streckenhebungen unterscheidet man, ob das angehobene ST-Segment aus dem absteigenden R-Schenkel (z.B. Myokardinfarkt) oder dem aufsteigenden S-Schenkel (z.B. Perikarditis). Weitere Beispiele für eine ST-Streckenhebung sind u.a. Prinzmental-Angina, Myokardaneurysma, Lungenembolie, Brugada-Syndrom, etc.
→ II: T-Welle: Sie ist Ausdruck der Erregungsrückbildung in den Kammern. Normalerweise handelt es sich um eine halbrunde glatte positive Welle.
→ 1) Charakteristika der T-Welle sind T positiv mit einer Amplitude von 1/6 bis 2/3 der Höhe von R insbesondere in den Ableitungen sowie in den Brustwandableitungen V2-V6.
→ 2) Es existieren sowohl physiologische Ausnahmen, als auch pathologische Veränderungen der T-Welle. Pathologische Veränderungen der T-Welle findet man u.a. bei:
→ A) Hohes T bei Volumenhypertrophie, Hyperkaliämie oder als Erstickungs-T bei Myokardinfarkt.
→ B) Abgeflachtes T bei vegetativer Labilität, aber auch bei Digitalisierung, Hypokaliämie, Myokarditis, Perikarditis, Koronarinsuffizienz, orthostatische Dysregulation.
→ C) Biphasisches T bei Vorder- und Hinterwandinfarkt (EKG-Befund: Hinterwandinfarkt), etc.
→ D) Negatives T bei Lungenembolie, Perikarditis (Folgestadium), hypertropher Kardiomyopathie, Mitralklappenprolaps-Syndrom, aber auch bei nicht-kardialen Erkrankungen wie zerebrale Erkrankungen (intrazerebrale Blutungen, Subarachnoidalblutungen), endokrine Störungen (Phäochromozytom, Hypothyreose, etc.), Kollagenosen sowie abdominelle Erkrankungen wie die akute Pankreatitis.