P-Welle: Die P-Welle stellt die Erregungsausbreitung in den Vorhöfen dar. Die Vorhöfe werden nacheinander erregt, der linke 0,02- 0,04 sec. Nach dem rechten Vorhof über das Bachmann-Bündel. Eine normale Vorhoferregung ist durch eine positive halbrunde konvexbogige P-Welle mit einer Dauer von 0,05-0,10 Sekunden charakterisiert. Von dieser Normalvariante existieren sowohl physiologische als auch pathologische Varianten:

→ I: Physiologische Varianten:

1275 Wichtige Aspekte der P Zacke

→ II: Pathologische Veränderungen: Hierbei betreffen die Abweichungen insbesondere die Form und/oder das Zeitintervall. Dabei stehen 3 Ursachen im Vordergrund:

→ 1) Hierbei besteht ein Sinusrhythmus, jedoch ist aufgrund einer Myokardschädigung (entzündlich geschädigt, dilatiert hypertrophiert) die atriale Erregungsausbreitung bzw. -leitung gestört. Elektrogardiographisches Korrelat ist eine abnorm konfigurierte und zumeist verlängerte P-Welle.

→ 2) Ekope atriale Zentren der Erregungsbildung führen zu einer abnormen Erregungsausbreitung mit konsekutiv pathologisch geformter P-Welle.

1045 Vorhof  und Kammeranteile des normalen EKG`s

→ 3) Eine weitere Pathologie ist die Erregungsentstehung im AV-Knoten, HIS-Bündel, Tawara-Schenkel oder in den Kammern. Hierbei ist die P-Welle auch abnorm konfiguriert und zudem verspätet. Die Erregung verläuft vom Ursprungsort anterograd in die Kammer und anschließend erst retrograd in die Vorhöfe, sodass die P-Welle in, am Ende oder nach dem QRS-Komplex auftritt.

1047 Charakteristika der P Welle

 

PQ-Zeit: Die PQ-Zeit (= PQ-Intervall) stellt im Oberflächen-EKG die Zeit der atrioventrikulären Überleitung dar und entspricht der Dauer zwischen Beginn der P-Welle (Vorhoferregung) und Beginn des QRS-Komplexes (Kammererregung). Die Dauer liegt physiologischerweise zwischen 0,12-0,20 sec. und ist frequenzabhängig, d.h. je höher die Herzfrequenz, desto kürzer das PQ-Intervall (Abb.: Normwerte der einzelnen EKG-Abschnitte). Anatomische Substrate der Überleitungszeit sind die Vorhöfe, der AV-Knoten sowie das HIS-Purkinje-System bis zur ventrikulären Arbeitsmuskulatur (= Summe der Leitungszeiten der einzelnen Abschnitte). Pathologien des PQ-Intervalls sind insbesondere:

→ I: PQ-Zeit-Verlängerung: Ist die PQ-Zeit mit > 0,20 sec. verlängert ist somit die Überleitung der Erregung vom Vorhof auf die Kammer verlängert; dies wird als AV-Block I. Grades bezeichnet (die Leitungsverzögerung liegt im AV-Knoten). Beim AV-Knoten II. Grades ist die Erregungsüberleitung von den Vorhöfen auf die Kammer partiell, beim AV-Knoten III. Grades komplett unterbrochen.

→ II: PQ-Zeit-Verkürzung: Hierbei liegt die Erregungsüberleitung < 0,12 sec. und wird als „schnell-leitender AV-Knoten" bezeichnet.

→ 1) Es existieren abnorme Leitungsbündel, die im Vorhof entspringen und im distalen AV-Knoten inserieren. Ein solch abnormes Leitungsbündel stellt z.B. das sogenannte James-Bündel (verkürztes PQ-Strecke ohne Delta-Welle) dar und führt zum Auftreten von Tachykardien im Rahmen eines sogenannten Präexzitationssyndroms.

→ 2) Eine weitere Form stellt ein akzessorisches muskuläres Leitungsbündel (= Kent-Bündel) dar. Durch Umgehung des AV-Knotens kommt es zur vorzeitigen Kammererregung. Diese frühzeitige und abnorme Kammererregung führt zur sogenannten Delta-Welle zu Beginn des QRS-Komplexes. Folge ist die Entwicklung von kreisförmigen Tachykardien und wird nach den Erstbeschreibern Wolf-Parkinson-White-Syndrom (= WPW-Syndrombezeichnet und zählt auch zum Präexzitationssyndrom.

 

Klinisch-relevant: Die exakte Messung der PQ-Zeit ist zur Befundung des EKG von zentraler Bedeutung und sollte in der Ableitung II (nach Einthoven) erfolgen, da hier die beste P-Wellen-Abgrenzung und die längste PQ-Zeit besteht.