Definition:

→ I: Die Glitazone gehören zu der Substanzgruppe der Thiazolidinedione und werden zur medikamentösen Therapie des Diabetes Typ 2 eingesetzt. Es handelt sich hierbei um ein Insulinsensitizer mit Verbesserung der Insulinwirkung an Leber-, Muskel- und Fettzellen durch Regulation der Genexpression. So kommt es bei Patienten, bei denen eine Insulinresistenz im Mittelpunkt des pathophysiologischen Geschehen steht, zur Verbesserung der Insulinwirkung mit konsekutiver Normalisierung der Glukosekonzentration im Blut.

→ II: Die wichtigste und einzig zugelassene Substanz stellt das Pioglitazon (Rosiglitazon) dar.

 

Wirkungsmechanismus:

→ I: Sie binden agonistisch an den PPAR-y (= Peroxisomal-Proliferative-Activated-Rezeptor-y) und steigern als Transkriptionsfaktor im Zellkern der Fett-, Muskel- und Leberzellen die Expression des insulinabhängigen Glukosetransporters-4 (GLUT-4). Ihre Wirkung erlangt Pioglitazon nur in Gegenwart von Insulin.

→ II: Sie steigern die Insulinwirkung auf Leber (durch Hemmung der hepatischen Glukoseproduktion) und Muskulatur; Folge ist eine verbesserte und vermehrte Glukoseaufnahme in die Zielgewebe.

→ III: Zudem fördern die Thazoliddindione die Fettdifferenzierung und das Fettgewebe-Wachstum (Lipogenese).

048 Wirkmechanismus der Glitazone

 

Wirkung:

→ I: Verbesserte Insulinwirkung an den Zielgeweben (Fett-, Muskel- und Leberzellen) durch agonistischen Effekt am PPAR-y mit konsekutiver Verminderung der Glukoseresistenz (und des Blutzuckerspiegels).

→ II: Senkung der Lipoproteinämie mit Zunahme von HDL und Senkung von LDL und der Triglyzeride.

→ III: Verbesserung des Blutdrucks, jedoch

→ IV: Gewichtszunahme mit Umverteilung des Fettgewebes (Zunahme des subkutanen – und Abnahme des viszeralen Fetts).

 

Pharmakokinetik:

→ I: Nach orale Einnahme wird Pioglitazon gut resorbiert und nahezu vollständig an Plasmaproteine gebunden.

→ II: Die Metabolisierung erfolgt in der Leber über das Cytochrom-P450-System (CYP2C8; CYP3A4). Die Plasma-Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen 3-6 Stunden.

→ III: Der maximale Wirkungseintritt wird erst nach 4-8 Wochen erreicht.

129 Pharmakokinetik des Pioglitazon

 

Indikation:

→ I: Monotherapie des Diabetes mellitus Typ II,

→ II: Kombinationstherapie mit Metformin, Sulfonylharnstoffe oder Glindine.

 

Klinisch-relevant:

→ A) In der Kombination mit den Sulfonylharnstoffen tritt gehäuft eine Gewichtszunahme und periphere Ödeme auf.

→ B) In Kombination mit Insulin entwickelt sich häufiger eine Herzinsuffizienz.

 

  Dosierung: Pioglitazon wird Mahlzeiten-unabhängig appliziert mit einer Dosis von 1x15-30mg/d bis zu einer Maximaldosis von 1x45mg/d.

 

Nebenwirkungen: Pioglitazol weist eine gute Leberverträglichkeit auf; jedoch sollten regelmäßige Kontrollen der hepatischen Funktion erfolgen. Charakteristische unerwünschte Wirkungen der Glitazone sind u.a.:

→ I: Starker Gewichtszunahme, Wasserretention mit Ausbildung peripherer Ödeme,

→ II: Anämie, Herzinsuffizienz und evtl. Infektionen der oberen Atemwege.

→ III: Diarrhoe und Flatulenz und nicht selten auch

→ IV: Kopfschmerzen.

→ V: Bei Frauen wurde eine erhöhte Frakturrate festgestellt.

 

Kontraindikationen: Sind insbesondere;

→ I: Herzinsuffizienz unabhängig vom Schweregrad (NYHA I-IV; insofern ist der Ausschluss einer Herzinsuffizienz vor Therapiebeginn obligat),

II: Schwere Leber- und Niereninsuffizienz,

III: Schwangerschaft und Stillzeit.