→ Definition:
→ I: Nach Bandura kann ein Mensch neue Verhaltensweisen erlernen bzw. bereits vorhandene Verhaltensweisen erweitern oder verändern, indem er Verhaltensweisen anderer und deren Konsequenzen beobachtet und nachahmt.
→ II: Das Modelllernen hat in der Verhaltenstherapie bei der Erlernung von komplexen Verhaltens- und Reaktionsweisen eine große Bedeutung.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Vorbild: Als Vorbilder können der Therapeut, Mitglieder des Behandlungsteams, Mitpatienten, aber auch Identifikationsfiguren aus Büchern und verbale Instruktionen sein.
→ B) Die 3 wichtigen Aspekte des Modelllernens für die Verhaltenstherapie sind vor allem:
→ Beispiele: (Des Modelllernens)
→ I: Regelmäßiges Kochen und Essen des Therapeuten mit seinen Patienten, die unter einer Essstörung wie der Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa leiden. Hierbei kann er normales Essverhalten demonstrieren.
→ II: Bei Rollenspielen im Bereich des Kompetenztrainings kann der Therapeut als Modell fungieren und bestimmtes Verhalten zur Bewältigung sozialer Situationen verdeutlichen.
→ Prozesse des Modelllernens: (nach Bandura) Das Modelllernen verläuft grob in 2 Phasen, nämlich der Aneigungsphase und der Ausführungsphase:
→ I: Aneignungsphase: (Kompetenz, Akquisition) In dieser Phase laufen Aufmerksamkeitsprozesse und Gedächtnisprozesse ab:
→ 1) Aufmerksamkeitsprozesse: Aus der Masse der Informationen des Verhaltens des Vorbildes sucht sich der Beobachter, die für ihn wichtigen Verhaltensweisen heraus.
→ 2) Ob ein Modell selten oder häufig Aufmerksamkeit erlangt ist von verschiedenen Faktoren abhängig:
→ A) Modellmerkmale: Viel Aufmerksamkeit erlangen Menschen mit großer sozialer Macht (kann belohnen oder bestrafen), hohem Ansehen und sympathischen bzw. attraktivem Auftreten.
→ B) Beobachtermerkmale: Die Aufmerksamkeit für das Vorbild wird durch geringes Selbstvertrauen und fehlende Selbstachtung gefördert.
→ C) Modell-Beobachter-Beziehung: Eine emotionale Bindung bekräftigt die Nachahmungsbereitschaft.
→ D) Gedächtnisprozesse: Hierbei werden die Beobachtungen in Gedächtnisstrukturen, also in spezifische Schemata umgewandelt und evtl. noch erweitert, die er dann als Errinnerungen wieder abrufen kann.
→ II: Ausführungsphase: (Performanz) In dieser Phase werden die Beobachtungen reproduziert.
→ 1) Motorische Reproduktionsprozesse: Der Beobachter reproduziert die erlerneten Verhaltensweisen in den für ihn vorteilhaft erscheinenden Situationen.
→ 2) Motivationsprozesse: Ob ein Mensch ein bestimmtes Verhalten beobachtet oder nicht hängt von seiner Motivation ab, sodass die Motivation sowohl die Aneignungs- als auch die Ausführungsphase beeinflusst. Nur wer sich durch Beobachten und Durchführen einer Verhaltensweise einen Erfolg verspricht, wird diese Aktivität entfalten.
→ Klinisch-relevant: Motivation ist eng mit der Aussicht auf Bekräftigung verbunden.