→ Definition: Das postthrombotische Syndrom ist definiert als eine Spätkomplikation (Symptomkomplex) der tiefen Bein- und/oder Beckenvenenthrombose bzw. jeder anderen tiefen Venenthrombose (z.B. Paget-von-Schroetter-Syndrom).
→ Epidemiologie:
→ I: Ca. 30% der Patienten mit einer tiefen Bein-/Beckenvenenthrombose entwickeln im weiteren Krankheitsverlauf ein PTS.
→ II: Bei Patienten mit Mehretagenthrombose liegt die Inzidenz sogar > 50%.
→ Pathogenese:
→ I: Ein postthrombotisches Syndrom entsteht, wenn der Thrombus nicht vollständig aufgelöst wird bzw. im Rahmen der Thrombusorganisation die Venenklappen geschädigt werden.
→ II: Im Zuge der Thrombusorganisation bilden sich Narbenstränge im Gefäß und bei Einbeziehung der Venenklappen eine Klappendehiszenz und -insuffizienz (gerade der Perforans) aus.
→ III: Infolge dessen staut sich das Blut in den betroffenen Venenabschnitten mit konskutivem Druckanstieg = persistierende venöse Hypertonie.
→ IV: Es entwickelt sich durch die chronische Volumenüberlastung eine Umkehrung der venösen Strömungsrichtung (unphysiologisch von innen nach außen) in die intrafaszialen und oberflächlichen Kollateralvenen.
→ V: Im weiteren Krankheitsverlauf manifestiert sich aufgrund der Volumen- und Druckbelastung der Kollateralkreisläufe eine Gefäßdilatation und Klappeninsuffizienz mit anschließender Ausbildung einer sekundären Varikosis.
→ Klinik: Das klinische Bild ist durch folgende Symptome geprägt:
→ I: Schweregefühl, Schmerzen, Krämpfe, Juckreiz und Parästhesien in der betroffenen Extremität.
→ I: Anamnese: Thrombose in der Vorgeschichte, Art der Symptomatik und evtl. Eruierung tageszeitlicher Schwankungen.
→ II: Klinische Untersuchung: Mit Inspektion, Palpation und Umfangmessung (gerade abends zunehmend). Evtl. Durchführung verschiedener klinischer Testverfahren z.B. Perthes-Test, Linton-Test etc.
→ III: Farbdopplersonographie: Nachweis einer:
→ 1) Verdickten Venenwand,
→ 2) Umkehrung des Blutflusses (retrograd),
→ 3) Dysfunktion der Venenklappen.
→ IV: Zur Diagnosestellung der hämodynamischen Funktionsstörung (Bestimmung des Venendrucks, des Stadiums) kann die Photo- oder die Venenverschlussplethysmographie hinzugezogen werden.
→ V: Zur Darstellung des Ausmaßes der morphologischen Venenveränderung ist die aszendierende Phlebographie Goldstandard. Röntgenologische Zeichen sind u.a.:
→ 1) Unregelmäßige Gefäßkontur mit Septierung und einer Wandstarre.
→ 2) Hat die Rekanalisation nicht stattgefunden wird der betroffene Gefäßabschnitt nicht dargestellt, sondern es manifestieren sich Kollateralkreisläufe.
→ Differenzialdiagnose: Vom postthrombotischen Syndrom sind u.a. nachfolgende Erkrankungen abzugrenzen:
→ I: Varikophlebitis,
→ II: Erysipel,
→ III: Sprunggelenksarthritis,
→ IV: Ruptierte Bakerzyste.
→ Therapie:
→ I: Die Basistherapie des Postthrombotischen Syndroms ist eine adäquate Kompressionstherapie mit einem Gegendruck von 20-50mmHg. Dies kann mittels Kurzzugbinden oder gut sitzender Kompressionsstrümpfe (Klasse 2) erfolgen.
→ II: Im Weiteren Krankheitsverlauf entspricht die Therapie derjenigen der chronisch-venösen Insuffizienz.
→ Prognose: Das postthrombotische Syndrom lässt sich durch eine frühzeitige adäquate Thrombosetherapie deutlich verzögern bzw. z.T. auch verhindern.