→ Definition: Bei den Mittelhandfrakturen handelt es sich um knöcherne Verletzungen im Bereich der Ossa metacarpalia I-V. Die Basisfrakturen des Metacarpale I werden zudem unterteilt in:
→ I: Winterstein-,
→ II: Rolando-, und
→ III: Bennettfraktur.
→ Klassifikation:
→ I: Kopffrakturen (intraartikulär),
→ II: Subkapitale Fraktur (vorwiegend Os metacarpale V),
→ III: Schaftfrakturen (quer, schräg, Mehrfragment)
→ IV: Defektfraktur (Sägeverletzung)
→ V: Basisfrakturen der Ossa metacarpalia II-V.
→ Ätiologie: Die häufigste Ursache von Mittelhandfrakturen ist die axiale Gewalteinwirkung durch einen Faustschlag gegen einen festen Gegenstand z.B. beim Boxen oder infolge von Stürzen.
→ Kopffrakturen:
→ I: Klinik:
→ 1) Da es sich um intraartikuläre Frakturen handelt, ist die Bewegung sehr schmerzhaft.
→ 2) Schwellung über dem Knöchel evtl. Hämatombildung.
→ 3) Frakturen im Bereich des Mittelhandknochens können auch nach palmar abkippen.
→ II: Diagnose: Röntgen der Hand in 3 Ebenen: a.p. seitlich und schräg. Bei den Kopffrakturen ist noch eine weitere axiale Aufnahme nach Brewerton nötig.
→ III: Therapie:
→ 1) Konservativ: Bei erhaltener Gelenkfläche ist eine Therapie mittels Schienung möglich.
→ 2) Operativ: Bei Stufenbildung oder Dislokation Osteosynthese mittels Kondylenplatten oder Kirschner-Draht-Spickung.
→ Subkapitale Frakturen: Fraktur des distalen Schaftanteils.
→ I: Ätiologie: Hierbei handelt es sich häufig um eine Boxerfraktur und nicht selten ist das Os metacarpale V betroffen.
→ II: Klinik: Schwellung und Hämatombildung über dem betroffenen Knöchel, evtl. Hautabschürfung.
→ III: Diagnose: Röntgen der Hand in 3 Ebenen. Eine subkapitale palmare Dislokation/Luxation ist nur mittels seitlicher Aufnahme exakt beurteibar.
→ IV: Therapie: Diese Frakturen neigen zur Abkippung.
→ 1) Konservativ: Bei palmarer Abkippung < 20° ist eine Schienung, sogenannte dorsale Gipsschiene ohne Fingereinschluss bis zur Abschwellung indiziert. Eine Belastung nach 4 Wochen wieder möglich.
→ 2) Operativ: Bei palmarer Dislokation um > 20° wird die Fraktur operativ mittels intramedullärer Schienung (Drahtfixation) therapiert.
→ Schaftfrakturen: Häufig handelt es sich hierbei um Querfrakturen, aber auch Schrägfrakturen und Mehrfragmentfrakturen sind möglich.
→ I: Ätiologie: Große Gewalteinwirkung wie bei Verkehrsunfällen.
→ II: Klinik: Schwellung über der Mittelhand evtl. Hämatombildung oder Rotationsfehler des betroffenen Fingers.
→ III: Diagnose: Röntgen in 3 Ebenen.
→ IV: Therapie:
→ 1) Konservativ: Möglich bei geringer Dislokation ohne Rotationsfehler. Dorsale Gipsschiene ohne Fingereinschluss zur Ruhigstellung für ca. 3 Wochen.
→ Klinisch-relevant: Insbesondere Frakturen der Ossa metacarpale III/IV sind durch die ligamentäre Führung (Lig. metacarpale transversum profundum) stabil und können gut konservativ therapiert werden.
→ 2) Operativ: Indikation sind Rotationsfehler, Mehrfragment-Frakturen, höhergradige Dislokationen. Hierbei kann eine Plattenosteosynthese angewandt werden.
→ Basisfrakturen: Es sind besonders die Ossa metacarpale IV und V betroffen.
→ I: Klinik:
→ 1) Schwellung und Schmerzen im Bereich der proximalen Mittelhand und des Handgelenkes.
→ 2) Eine Extension im Handgelenk ist sehr schmerzhaft.
→ 3) Exakte Druckschmerzhaftigkeit über der Fraktur.
→ Klinisch-relevant: Hierbei besteht eine anatomische Besonderheit, da beide Mittelhandknochen eine gemeinsame Gelenkfläche mit dem Os hamatum bilden.
→ II: Diagnose: Röntgen der Hand in 3 Ebenen.
→ III: Therapie:
→ 1) Konservativ: Diese ist bei Frakturen ohne oder nur mit geringer Dislokation indiziert. Es erfolgt eine Ruhigstellung durch eine dorsale Gipsschiene für 3 Wochen.
→ 2) Operativ: Bei Stufenbildung im Gelenk. Es existieren 2 Operationoptionen:
→ A) Geschlossene Reposition und Osteosynthese mittels Kirschner-Draht oder
→ B) Offenen Reposition mit anschließender Osteosynthese mittels T-/L-Platte.