Definition:

→ I: Bei der Colles Fraktur handelt es sich um eine distale Radiusextensionsfraktur (= distale Radiusfraktur loco typico), die mit 25% der Fälle eine der häufigsten Frakturen des Menschen ist.

→ II: Sie stellt eine weitere Kategorisierung der distale Radiusfraktur dar und bezieht sich auf den Verletzungsmechanismus.

 

  Pathogenese: Charakteristischer Unfallmechanismus ist der Sturz auf die dorsal extendierte Hand. Folge ist eine Einstauchung und Dislokation des Radiusfragments nach dorso-radial. Nicht selten besteht eine Abrissfraktur des Processus styloideus der Ulna.

 

Klinik:

→ I: Schmerzhafte Weichteilschwellung mit charakteristischer Fehlstellung im Gelenk:

→ 1) Bajonett-Fehlstellung: Infolge der Radialluxation des Fragments in der seitlichen Aufnahme.

→ 2) Fourchette-Fehlstellung: Infolge einer dorsalen Dislokation des Fragments (= Gabelstellung) in der a.p. Projektion.

→ II: Ausgeprägte schmerzhafte Bewegungseinschränkung.

 

→ Begleitverletzungen:

→ I: Kahnbeinfraktur

→ II: Kompressionssyndrom des Nervus medianus auf Höhe des Karpaltunnels.

→ III: Perilunäre Luxation

 

Diagnose:

→ I: Röntgen des Unterarms mit Handgelenk und Handwurzelknochen in 2 Ebenen.

→ II: Gegebenenfalls CT.

 

Therapie: Behandlungsziel ist die Wiederherstellung der Radiuslänge, der Gelenkfläche und des Gelenkwinkels nach Böhler.

 

  Klinisch-relevant: Normalwerte für den Radiusgelenkwinkel (= Neigung der Gelenkflächen) nach Böhler sind:

A) a.p. Projektion: Nach radial ansteigend 30° (23°-30°)

B) Seitliche Projektion: Nach volar abkippend 10° (5°-10°).

 

→ I: Konservative Therapie:

→ 1) Indikation: Stabile extraartikuläre Frakturen und gering dislozierte intraartikuläre Frakturen.

→ 2) Prinzip: Reposition durch Extension nach volar und ulnar; anschließende Ruhigstellung in einer dorsalen Unterarmgipsschiene mit Daumensteg.

3) Hierbei sollte eine engmaschige Röntgenkontrolle nach dem „4711 Prinzip“, nämlich am 4., am 7. und am 11. Tag erfolgen (weitere Kontrollen erfolgen am 23. und 42. Tag nach Reposition).

4) Nachbehandlung: Die Schienenfixation ist über 4-6 Wochen angesetzt. In der Folge ist eine intensive Physiotherapie indiziert, um Folgeschäden zu minimieren.

→ II: Operative Therapie:

→ 1) Indikation sind u.a. instabile Frakturen, offene Frakturen, Begleitverletzung des Nervus medianus, Frakturen mit Gelenkbeteiligung und nicht zuletzt eine sekundäre Frakturdislokation.

2) Prinzip:

716 Operatives Therapieverfahren bei der Collesfrakatur

 

Prognose:

→ I: Häufig bildet sich eine Funktionseinschränkung im Handgelenk bis hin zur posttraumatischen Arthrose aus.

→ II: Weitere Komplikationen sind das komplexe-regionale Schmerzsyndrom (CRPS) sowie eine sekundäre Ruptur der Sehne des M. extensor pollicis longus.

 

513 Schematische Darstellung der Colles  Smith Fraktur

 

Smith-Fraktur: Bei der Smithfraktur handelt es sich um eine Radiusflexionsfraktur im Bereich des distalen Radius.

 

  Pathogenese:

→ I: Charakteristischer Unfallhergang ist der Sturz auf die palmar-flektierte Hand.

→ II: Folge ist die Dislokation des Radiusfragments nach radial palmar.

 

Klassifikation: Die Smith-Fraktur wird nach Thomas unterteilt in:

→ I: Typ 1: Umgekehrte Colles-Fraktur mit querem Frakturverlauf.

→ II: Typ 2: Intraartikuläre volare Abrissfraktur

→ III: Typ 3: Intraartikulärer schräger Frakturverlauf.

717 Klassifikation der Smith Fraktur

 

Klinik:

→ I: Volare Achsenabknickung,

→ II: Ausgeprägte Weichteilschwellung,

→ III: Schmerzhafte Bewegungseinschränkung.

 

Diagnose: Röntgen des Unterarms mit Handgelenk und Handwurzelknochen in 2 Ebenen.

 

Therapie: Infolge der schlechten konservativen Repositionsmöglichkeiten und der häufigen Gelenkbeteiligung ist meist eine operative Therapie indiziert. Die osteosynthetische Stabilisierung erfolgt mittels winkelstabiler Platte.

 

Prognose: Die postoperativen Komplikationen entsprechen denen der Colles Fraktur.