→ Definition: Bei der Olekranonfraktur handelt es sich um eine Fraktur der proximalen Ulna im Bereich des Schaniergelenks des Ellenbogens. Sie macht 10% aller Frakturen am Arm aus. Das Olekranon formt zusammen mit dem dorsalen Anteil des Processus coronoideus eine Vertiefung, die die Artikulation mit dem Humerus ermöglicht. Anatomisch bildet es den posterior-inferioren Anteil des humeroulnaren Gelenkes und schützt dieses vor anteriorer Dislokation.
→ Ätiologie:
→ I: Direkt: (= häufig) Durch Sturz auf den gebeugten Ellenbogen oder durch einen Schlag.
→ II: Indirekt: Selten sind Hebe- bzw. Biegemechanismen oder aber auch Stressfrakturen bei Sportlern dafür verantwortlich.
→ III: Abhängig von der Gewalteinwirkung manifestieren sich Abscherfrakturen, Abrisse, Impressionsfrakturen sowie (komplexe) extra- bzw. intraartikuläre Frakturen.
→ Klassifikation:
→ I: AO-Klassifikation:
→ 1) Typ A: Extra- oder intraartikuläre Fraktur im Bereich des proximalen Drittels der Gelenkfläche.
→ 2) Typ B: Schräg- oder Querfraktur im Bereich des mittleren Drittels der Gelenkfläche.
→ 3) Typ C: Hierbei handelt es sich um lange Schrägfrakturen, Frakturen mit lateraler Instabilität und Luxationsfrakturen.
→ 4) Typ D: Mehrfragment-Fakturen, Trümmer- und Impressionsfrakturen.
→ II: Klassifikation: Der Olekranonfraktur nach Mayo, bei der 3 Subtypen differenziert werden:
→ 1) Typ I: Nicht dislozierte Olekranonfraktur.
→ 2) Typ II: Dislozierte, jedoch stabile Olekranonfraktur und schließlich
→ 3) Typ III: Hierbei handelt es sich um eine dislozierte und instabile Olekranonfraktur.
→ III: Klassifikation nach Schatzker:
→ 1) Transverse: Einfache Querfraktur des Olekranon.
→ 2) Transverse impacted: Querfraktur mit Keilbildung der Gelenkfläche.
→ 3) Oblique: Einfache Schrägfraktur beginnend an der distalen Gelenkfläche.
→ 4) Comminuted: Querfraktur mit Einbruch der Gelenkfläche und Abriss des Processus coronoideus.
→ 5) Distal-oblique: Schrägfraktur die extraartikulär gelagert ist.
→ 6) Fracture-dislocation: Luxationsfraktur mit Dislokation des distalen Humerus und Radiusköpfchenfraktur.
→ Klinik: Häufig kommt es im Rahmen einer Olekranonfraktur zur Verletzungen der Haut und Weichteilen direkt über der Fraktur:
→ I: Tastbare Delle (Diastase = Breiter Bruchspalt durch Zug des Musculus triceps brachii),
→ II: Rasche Schwellung und Hämatombildung sowie Druckschmerzhaftigkeit im Bereich des Gelenks.
→ III: Streckdefizit im Ellenbogengelenk.
→ IV: Schonhaltung meist in Beugestellung; eine aktive Streckung im Gelenk ist nicht mehr möglich.
→ Diagnose:
→ I: Überprüfung der DMS (= Durchblutung, Motorik und Sensibilität), insbesondere des Nervus ulnaris.
→ II: Röntgen des Ellenbogengelenks in 2 Ebenen (in der lateralen Aufnahme ist die Fraktur zumeist gut erkennbar).
→ III: Das CT ist insbesondere bei unklarem Befund und zur Beurteillung von komplexen Frakturen indiziert. Das MRT wird vor allem bei Weichteilverletzungen (Bänder, Sehnen) eingesetzt.
→ Therapie: Konservativ therapiert werden die Olekranonfrakturen nur, wenn sie stabil und nicht disloziert sind.
→ I: Konservativ: Oberarmgips in 60-80° Beugestellung über 3-4 Wochen.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Bei einer Fraktur-Deshiszenz von > als 2mm ist eine operative Therapie obligat.
→ B) Die Olekranonfraktur ist neben der Patellafraktur die klassische Indikation für eine Zuggurttungsosteosynthese.
→ II: Operativ: Indikationen sind gerade dislozierte und instabile Frakturen. Wesentliches Ziel ist die adäquate Wiederherstellung der Gelenkfläche durch offene Reposition und anschließende Osteosynthese.
→ 1) Abrissfrakturen: Zuggurtungsosteosynthese.
→ 2) Schrägfrakturen: Zusätzliche Kombination mit einer Schraubenosteosynthese.
→ 3) Trümmerfrakturen: Plattenosteosynthese evtl. kombiniert mit einer Spongiosaplastik.
→ Komplikationen:
→ I: Pseudarthrose ist die mit 10% der Fälle die häufigste Komplikation.
→ II: Posttraumatische Arthrose bei bestehender Gelenkstufe,
→ III: Infektion.