→ Definition: Bei der Peritonealkarzinose handelt es sich um eine Besiedlung des Peritoneums mit malignen Tumorzellen. Die Tumorausbreitung erfolgt meist per continuitatem, seltener durch Tumorverschleppung im Rahmen einer operativen Tumorresektion
→ Epidemiologie: In 80% der Fälle sind Frauen im Rahmen eines Ovarialkarzinom betroffen. In 20-50% tritt sie kombiniert mit Metastasen in anderen Organen auf.
→ Ätiologie:
→ I: Durch die rasche Tumorzellproliferation und die unzureichende lymphatische Drainage gelangen einzelne Zellen intraperitoneal und werden über die Peritonealflüssigkeit verteilt.
→ II: Der daraus resultierende direkte Zell-Zell-Kontakt führt über Adhäsionsmoleküle (z.B. CD44) zur Bindung mit Mesothelzellen und konsekutivem, infiltrativem Wachstum.
→ III: Auch ist eine direkte Bindung an die extrazelluläre Matrix und Strukturen wie das Omentum majus möglich.
→ Tumorlokalisation: Mögliche Primärtumoren für die Entwicklung einer Peritonealkarzinose sind u.a. das:
→ I: Pankreaskarzinom,
→ II: Magen-Ca,
→ III: Kolorektale Karzinom sowie das
→ IV: Ovarial-Ca.
→ V: Seltenere Tumoren sind das Leber-Ca, cholangiozelluläres Karzinom, Tuben- und Uterus-Ca.
→ Klinik: Die Peritonealkarzinose ist klinisch lange Zeit inapparent und unspezifisch;
→ I: Mögliche klinische Symptome sind u.a.:
→ 1) Gewichtsabnahme,
→ 2) Verdauungsstörungen und Inappetenz,
→ 3) Verschlechterung des Allgemeinzustands,
→ 4) Ausbildung einer B-Symptomatik.
→ II: Die Manifestation eines (zumeist hämorrhagischen) Azites mit konsekutiver Zunahme des Bauchumfangs spricht für eine fortgeschrittene Tumorstreuung.
→ III: Weitere Symptome: Sind abhängig vom Tumorbefall (Symptome und Komplikationen des Primärtumor) und beinhalten u.a. Harnstau, Cholestase und mechanischer Ileus etc.
→ Diagnose:
→ I: Wichtig für die Therapie ist die umfassende Diagnose mit:
→ 1) Erhebung der Anamnese, Voroperationen, Begleiterkrankungen.
→ 2) Bestimmung der spezifischen Tumormarker:
→ A) Magenkarzinom: CA19-9, CEA, CA72-4,
→ B) Kolorektales Karzinom mit CEA und CA19-9,
→ C) Pankreaskarzinom: CA19-9,
→ D) Ovarialkarzinom: CA125, CA72-4, AFP, etc.
→ II: Sonographie: Zur Diagnosestellung, Nachweis eines Aszites und zur Aszitespunktion.
→ Klinisch-relevant: Insbesondere der diagnostische Nachweis von
→ A) Cholesterin > 45 mg/dl,
→ B) Fibronectin > 100mg/dl und
→ C) Das Vorhandensein von Tumorzellen im Aszites spricht für das Bestehen einer Peritonealkarzinose.
→ III: CT: Von Thorax, Abdomen und Becken mit konsekutiver intravenöser, oraler oder rektaler Kontrastierung zur weiteren Diagnostik des Tumorstaging, Metastasensuche, etc.
→ Differenzialdiagnose: Von der Peritonealkarzinose müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden; hierzu zählen:
→ 1) Aszites anderer Genese
→ 2) Strahlenenteritis,
→ 3) Peritonitis tuberculosa.
→ Therapie:
→ I: Eine rein palliative Behandlung stellt die wiederholte Aszites-Punktion dar.
→ II: Systemische Chemotherapie:
→ 1) Die alleinige Chemotherapie verbessert die Prognose nicht, sondern wird primär nur als Kombinationsbehandlung mit einer operativen Therapie eingesetzt.
→ 2) Zu den Zytostatika gehören u.a. 5-Fluorouracil, Cisplatin, aber auch neuere Medikamente wie der Topoisomerase-Hemmer Eloxatin.
→ 3) Eine intraperitoneale Chemotherapie kann neoadjuvant zum Tumor-Downstaging appliziert werden.
→ III: Operative Therapie: Eine alleinige operative Therapie dient ausschließlich zur Palliativ-Behandlung z.B. bei Stenosierung oder Perforation. Ansonsten wird sie (in speziellen Zentren) nur in Kombination mit einer Chemotherapie zur Reduktion der Tumorgröße eingesetzt.
→ Prognose: Die Therapie der Peritonealkarzinose gestaltet sich bis heute als sehr schwierig und geht mit einer schlechten Prognose einher. Ohne Therapie liegt die mittlere Überlebenschance bei 5-6 Monaten.