Definition: Das Magenfrühkarzinom (= early-gastric-cancer) ist definiert als Karzinom, das im Vergleich zum Carcinoma in situ (TIS) eine Strumainfiltration aufweist und die Mucosa (Typ M) bzw. Lamina submucosa (Typ SM) nicht überschreitet, unabhängig vom Nachweis von Lymphknotenmetastasen (T1/Nx) und der Flächenausdehnung.

 

Epidemiologie:

→ I: In Deutschland machen die Magenfrühkarzinome einen Anteil von 10-15% aller Magenkarzinome aus.

→ II: In Japan mit hoher Magenkarzinom-Inzidenz liegt sie aufgrund der intensiven Vorsorgeuntersuchungen bei ca. 50%.

III: Lokalisation: Das Magenfrühkarzinom ist insbesondere im distalen -, seltener im proximalen Magen nachzuweisen.

 438 Klassifikation des Magenfrühkarzinoms

Klassifikation: Die Einteilung des Magenfrühkarzinoms erfolgt nach der Japan-Klassifikation nach:

I: Infiltrationstiefe:

→ 1) M-Typ: Infiltriert bis in die Mucosa. Die Lymphknotenmetastasen-Rate liegt bei diesem Typ zwischen 4-5%.

→ 2) SM-Typ: Das Karzinom durchbricht die Mucosa und reicht bis in die Submukosa. Hierbei ist die LK-Metastasenrate mit bis zu 22% deutlich höher.

 II: Morphologie: Makroskopisch werden diese Karzinom nochmals unterteilt in:

→ 1) Typ I: Polypöse Magenfrühkarzinome.

→ 2) Typ II: Flache Magenfrühkarzinome, die eine weitere Klassifikation aufweisen:

→ A) Typ IIa: Leicht erhaben.

→ B) TypIIb: Im Schleimhautniveau liegend und

→ C) Typ IIc: Unterhalb des Schleimhautniveaus liegend.

3) Typ III: Hierbei handelt es sich um eine ulzerierendes Magenfrühkarzinom.

586 Schematische Darstellung der Japan Klassifikation des Magenfrühkarzinoms

 

Klinisch-relevant:

→ A) Die Mehrzahl der Magenfrühkarzinome ist im Durchmesser größer als 2cm.

B) Nach der Lauren-Klassifikation findet man beim Magenfrühkarzinom häufiger den intestinalen als den diffusen Typ und in 5-12% der Fälle tritt es sogar multizentrisch auf.

→ C) Die lymphogene Metastasierungsrate nimmt mit der Infiltrationstiefe zu.

 

Klinik: Die klinische Symptomatik des Magenfrühkarzinom ist sehr uncharakteristisch. In vielen Fällen (> 90%) zeigt sich jedoch eine Infektion mit Helico-bacter pylori.

 

Diagnose:

→ I: Im Vordergrund der Diagnose steht die Gastroskopie mit Biopsie und Histologie. Die häufigsten Befunde sind u.a.:

→ 1) Farbveränderungen der Mucosaoberfläche.

→ 2) Zudem ist die Oberfläche stumpf und aufgeraut und kann unregelmäßige Stufen am Läsionsrand oder breitbasige Erhebungen aufweisen.

→ II: Endosonographie: Zur Erfassung der Infiltrationstiefe des Tumors und möglicher regionärer Lymphknotenmetastasen.

 

→ Differenzialdiagnosen: Vom Magenfrühkarzinom müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:

→ I: Chronische Gastrits und gastroduodenale Ulkuskrankheit (Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni).

→ II: Weitere Malignome wie Magenkarzinom, MALT-Lymphom, gastrointestinale Stromatumoren, etc.

 

Therapie: Insbesondere beim Magenfrühkarzinom vom M-Typ haben sich minimal-invasive Behandlungsverfahren etabliert; hierzu zählen u.a.:

→ I: Endoskopische Mukosaresektion: (= EMR) Stellt eine Behandlungsmethode des Frühkarzinoms insbesondere im Bereich des Ösophagus und Magens dar.

→ 1) Indikationen: Sind u.a. auf die Mukosa beschränkte Frühkarzinome des Ösophagus und kleinere – des Magens sowie größere Magenadenome.

→ 2) Durchführung:

587 Endoskopische Mukosaresektion

→ II: Laparoskopische-intragastrale Mukosaresektion:

→ 1) Bei diesem Verfahren wird das suspekte Areal bzw. Tumor endoskopisch markiert. Im Anschluss werden 3 Trokare und das Laparoskop in das Magenlumen eingeführt, der Tumor nochmals inspiziert und die Resektionsgrenzen bestimmt. Nun erfolgt eine En-bloc-Resektion mit einem Thermokauter oder Ultraschalldissektor sowie die Bergung des Resektats mittels Gastroskop.

→ 2) Diese Methode wird angewandt, wenn die endoskopische Mukosaresektion technisch zu schwierig ist. Vorteil ist die durch den simultane Einsatz von Gastroskop und Laparoskop exakte Bestimmbarkeit des Sicherheitsabstands.

III: Laparoskopisch-endoskopische lokale Vollwandexzision: Der Tumor wird primär endoskopisch markiert und ein sogenannter T-Lifter durch die Bauchwand in das Magenlumen vorgeschoben. Hierbei ist es wichtig die Neoplasie nicht zu penetrieren. Nun wird der Tumor mit dem T-Lifter angehoben und anschließend unter endoskopischer Kontrolle mit dem Klammerapparat tangential reseziert. Das Resektat wird über einen Bergebeutel geborgen. Vorteile dieses Verfahrens sind insbesondere die Vermeidung der R1-Resektion sowie der postoperativen Ulkusbildung.

→ IV: Ultima ratio ist die Gastrektomie.

 

Prognose: Die Prognose des Magenfrühkarzinoms ist deutlich günstiger als beim Magenkarzinom obwohl z.T. Lymphknotenmetastasen existieren. Die 5-Jahresüberlebenschance liegt:

→ I: Beim M-Typ bei 95% und

→ II: Beim SM-Typ bei 85%.