Definition:

→ I: Beim Magenstumpfkarzinom handelt es sich um eine Komplikation des operierten Magens, das nach 15-20 Jahren nach Resektion eines benignen Leidens (z.B. Ulkuskrankheit) entstehen kann.

→ II: Es entwickelt sich zumeist nach einer Billroth-II-Resektion (ohne Braun-Fußpunktanastomose) im Anastomosenbereich.

 

Pathogenese: Ursachen für die Entstehung des Karzinoms nach distaler 2/3 Resektion des Magens nach Billroth-II-Resektion (< Billroth-I, < Roux-Y) sind:

→ I: Vermehrter Gallenreflux sowie die Manifestation einer Keimfehlbesiedlung mit z.T. Anaerobier, die die Bildung von Nitriten (kanzerogenes Substrat) induzieren.

→ II: Und nicht zuletzt die Ausbildung von chronischen Schleimhautveränderungen mit Anaziditä. Diese chronisch-atrophische Gastritis verursacht nicht selten im weiteren Verlauf eine intestinale Metaplasie, ggf. auch Dysplasie, die sich in ein Karzinom entwickeln kann, und stellt in dieser Konstellation eine Präkanzerose dar.

 

Epidemiologie:

→ I: Das Risiko für die Ausbildung eines Karzinom im Bereich des operierten Magens ist doppelt so hoch wie im nicht-operierten Magen und steigt nach 15 Jahren nochmals deutlich an, sodass ab dem 15. Post-OP-Jahr jährliche gastroskopische Kontrolluntersuchungen indiziert sind.

→ II: Es manifestiert sich häufiger bei Patienten, die wegen eines Magenulkus operiert wurden, als bei Leuten, die aufgrund eines duodenalen Ulkus eine Magenresektion erhielten.

 

Klinik: Die Symptome ähneln denen des Magenkarzinom (Magenfrühkarzinoms) zumeist einschleichend und werden erst im fortgeschrittenen Stadium manifest mit:

→ I: Oberbauchbeschwerden, Völlegefühl, Dyspepsie, Übelkeit und Erbrechen.

→ II: Des Weiteren zeigen allgemeine Tumorzeichen wie Leistungsknick, Anämie und Kachexie.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese(eineschließlich möglicher operativer Interventionen) und klinische Untersuchung.

→ II: Mittel der Wahl ist die Gastroskopie mit Biopsie und Histologie. Endoskopisch zeigt sich eine vermehrte Schleimhautvulnerabilität, Erosionen, Ulzerationen und evtl. polypoide Läsionen.

 

→ Klinisch-relevant: Das Magenstumpfkarzinom bildet sich deutlich häufiger nach Ulcus ventriculi - als nach Ulcus duodeni Operationen und öfters nach Billroth-II- als nach Billroth-I-Resektionen aus.

 

Therapie:

→ I: Operatives Verfahren: Kurativ stehen die Restgastrektomie mit Lymphadenektomie der Kompartimente 1 und 2, die Entfernung des kleinen und großen Netzes sowie eine Splenektomie mit evtl. Resektion des Pankreasschwanzes im Vordergrund.

→ II: Bei fortgeschrittenem Magenstumpf-Karzinom kann eine neoadjuvante Therapie versucht werden.

→ III: Besteht eine Inoperabilität können zur Erhaltung der Lebensqualität palliative Maßnahmen erfolgen.

 

→ Prophylaxe: Zur Vermeidung eines Magenstumpfkarzinoms sollte bei der Erstoperation eine y-Roux-Rekonstruktion erfolgen.