→ Anatomie: Die Bauchspeicheldrüse ist ein langestrecktes, 60-100g schweres Organ und liegt in Höhe L1/L2 vor der Wirbelsäule. Das Pankreas ist unterteilt in:
→ I: Pankreaskopf: (= Caput pancreatis mit Processus uncinatus, der die A. und V. mesenterica superior umfasst). Das Caput liegt der Pars descendens duodeni an und wird kaudal durch die Pars horizontalis duodeni begrenzt; ist rechts der Vena portae lokalisiert.
→ II: Pankreaskörper: (= Corpus pancreatis) Manifestiert sich in Höhe des 2. LWK, überquert die WS zwischen Vena portae und Aorta und bildet die Rückseite der Bursa omentalis.
→ III: Pankreasschwanz: (= Cauda pancreatis) zieht vor der linken Niere entlang und reicht von der Aorta bis zum Milzhilus.
→ Klinisch-relevant: Das Pankreas liegt sekundär retroperitoneal d.h. dass nur die Vorderfläche von Peritoneum überzogen ist. Es ist eine Folge seiner Entwicklung aufgrund einer sekundären Verlagerung in den Retroperitonealraum.
→ Ausführungsgänge:
→ I: Ductus pancreaticus: (= Wirsung-Gang) Durchzieht das gesamte Organ und mündet in der Regel gemeinsam mit dem Ductus choledochus (Endabschnitt Ampulla hepatopancreatica) in der Papilla Vateri (= Papilla duodeni major) in die Pars descendens des Duodenums.
→ II: Ductus Santorini: Es handelt sich um einen akzessorischen Ausführungsgang, der in ca. 40% der Fälle nachweisbar ist und den Pankreaskopf separat drainiert. Er mündet 2cm proximal des Hauptausführungsgangs in die Papilla duodeni minor des Duodenum ein.
→ Arterielle Versorgung: Das Pankreas wird über 2 voneinander getrennte Systeme arteriell versorgt (sie sind jedoch über zahlreiche Anastomosen miteinander verbunden):
→ I: Pankreaskopf:
→ 1) Die Aa. pancreaticoduodenalis superior anterior et posterior aus der A. gastroduodenalis und
→ 2) Aa. pancreaticoduodenalis inferior anterior et posterior aus der A. mesenterica superior.
→ II: Pankreaskörper/-schwanz: Sie werden über die Rr. pancreatici aus der A. lienalis sowie über die A. pancreatica dorsalis und die A. pancreatica inferior versorgt.
→ Venöser Abfluss:
→ I: Pankreaskopf: Erfolgt über die gleichnamigen Venen zur V. mesenterica superior in die V. portae zur Leber.
→ II: Pankreaskörper/-schwanz: Über die gleichnamigen Venen in die V. lienalis zur V. portae.
→ Lymphabfluss: Das Pankreas weist 2 klinisch-relevante Lymphknotenstationen auf:
→ I: Station 1:
→ 1) Parapankreatiche LK:
→ A) Im Bereich des Pankreaskopfes befinden sich die Nll. pancreaticoduodenalis superiores et inferiores und
→ B) Die Nll. pancreatici superiores et inferiores sowie Lk im Bereich des Milzhilus.
→ II: Station 2: Hierbei handelt es sich um LK im Bereich der V. portae, des Truncus coeliacus, der Mesenterialwurzel sowie paraaortal.
→ III: Die zahlreichen Lymphabflusswege der Bauchspeicheldrüse führen beim Pankreaskarzinom in der Regel zu ausgedehnten Lymphknotenmetastasierungen, die eine operative Heilung zumeist nicht möglich machen.
→ Physiologie: Das Pankreas stellt eine gemischte exokrine und endokrine Drüse dar.
→ I: Exokriner Anteil: Das exokrine Pankreas produziert als rein seröse Drüse in seinen Azinis ein Pankreassekret (1,5-2l), das Verdauungsenzyme bzw. deren Vorstufen sowie Bikarbonatione besitzt (Pankreassekret pH von 8,0). Hierzu zählen:
→ 1) Enzyme zur Eiweiß-Spaltung: Trysinogen, Chymotrysinogen und Elastase.
→ 2) Enzym zur Fettspaltung stellt die Pankreaslipase dar.
→ 3) Enzyme zur Kohlenhydratspaltung: Hierzu gehören z.B. Ribonukleasen und die Alpha-Amylase.
Die Pankreassekretion verläuft ähnlich wie die Magensaftsekretion in 3 Phasen (cephale, gastrale und intestinale), wobei die intestinale Phase, also der Eintritt des Nahrungsbreis in das Duodenum die bedeutendste Rolle spielt. Kalzium-Ionen, Eiweißmetaboliten und Fett stimulieren die endokrinen Zellen der Dünndarmmukosa und induzieren die Freisetzung von Cholezystokinin, das wiederum die Pankreassekretion aktiviert (des Weiteren auch der N. vagus und das Sekretion).
→ II: Endokriner Anteil: Hierbei werden Hormone in den Langerhans-Inselzellen, hauptsächlich im Bereich der Cauda pancreatis, produziert und direkt an das Blut abgegeben. Man unterscheidet folgende Zelltypen:
→ 1) Alpha-Zellen: Glukagon (steigert den BZ-Spiegel durch Steigerung der Glykogenolyse und der Glukoneogenese)
→ 2) Beta-Zellen: Insulin induziert die Glykogensynthese in der Leber, hemmt die hepatischen Glukoneogenese und Glykogenolyse; des Weiteren zeigt sich unter Insulin eine Steigerung der Triglyceridsynthese in Leber und Fettgewebe sowie die Speicherung von Aminosäuren im Muskelgewebe und nicht zuletzt die Hemmung der Proteolyse.
→ 3) Delta-Zellen: Somatostatin hemmt die Magensäuresekretion, die Magen-Peristaltik, die Sekretion der exokrinen Pankreasenzyme und senkt den arteriellen Druck im Splanchnicusgebiet (Varizen-Behandlung). Darüber hinaus blockiert es die Ausschüttung nachfolgender Hormone wie Gastrin, Sekretin, Insulin, Glukagon, VIP, GIP, TSH, Cortisol etc.
→ 4) Epsilon-Zellen: Ghrelin (stellt ein gastrointestinales Hormon dar, welches an der Steuerung von Hunger- und Sättigungsgefühl beteiligt ist.
→ 5) PP-Zellen: Pankreatisches Polypeptid (wird bei EW-reicher Ernährung freigesetzt und vermittelt das Sättigungsgefühl, zudem hemmt es den exokrinen Pankreas und leitet die Relaxation der Gallenblase ein.
→ Klinisch-relevant: Um den Pankreas chirurgisch zu erreichen, muss die Bursa omentalis eröffnet werden. Folgende Zugangswege bestehen:
→ A) Ventral: Zugang durch Eröffnung des Omentum majus (Lig. gastrocolicum zwischen Gaster und Colon transversum).
→ B) Dorsal: Mobilisation des Duodenums und anschließende Durchtrennung des Treitz-Bandes.
→ C Kranial: Durchtrennung des Omentum minus.
→ D Kaudal: Durchtrennung des Mesacolon transversum.