→ Definition:
→ I: Mit dem Begriff "Katatonie" beschreibt man eine extrem gestörte Psychomotorik. Es beinhaltet zumeist eine massive Bewegungsarmut bis hin zur katatonen Erstarrung (= Stupor) mit ggf. stark reduzierter Mimik und Mutismus.
→ II: Bei der febrilen perniziösen Katatonie handelt es sich um eine seltene Extremform der Katatonie, die häufig eine lebensbedrohliche Komplikation der katatonen Schizophrenie darstellt.
→ Ätiologie: Die Entwickung dieser lebensbedrohlichen Katatonie ist bis heute noch nicht genau geklärt, jedoch werden pathologische Veränderungen insbesondere in der Dopamintransmission sowie im GABAergen System angenommen.
→ Klinik: Das Erkrankungsbild ist gekennzeichnet durch:
→ I: Fieber > 38C°,
→ II: Stupor und Starre des Körpers als hypokinetische Symptome, die jedoch auch in hyperkinetische Symptome mit Bewegungssturm etc. wechseln können.
→ III: Sympathikotone vegetative Entgleisung mit schwerer Tachykardie und arterieller Hypertonie sowie Elektrolytverschiebungen, Exsikkose und Halluzinationen.
→ IV: Eine enorme muskuläre Anspannungen führt zum Abbau des Muskelgewebes, weshalb die Creatinkinase erhöht ist. Im weiteren Krankheitsverlauf kann sich eine Myoglobinurie mit nachfolgendem akutem Nierenversagen ausbilden.
→ Therapie:
→ I: Allgemeine Therapiemaßnahmen:
→ 1) Intensivmedizinische Überwachung mit Kontrolle der Vitalfunktionen und Thromboembolieprophylaxe.
→ 2) Flüssigkeitssubstitution und physikalische Kühlung.
→ II: Medikamentöse Therapie:
→ 1) Lorazepam ist ein Mittel der 1. Wahl mit einer initialen Dosis von 4 x 1mg in 24 Stunden.
→ 2) Hochdosierte Therapie mit einem Antipsychotikum.
→ 3) Eine weitere Therapieoption bei der lebensbedrohlichen perniziösen Katatonie ist die Elektrokrampftherapie. Diese Therapie kann bei frühzeitigem Einsatz sogar lebensrettend sein.
→ Klinisch-relevant: Sehr schwierig ist es, die perniziöse Katatonie von dem malignen neuroleptischen Syndrom abzugrenzen, und nicht selten bereitet es ein therapeutisches Dilemma (= katatones Dilemma), da bei der perniziösen Katatonie die Medikation mit einem Neuroleptikum weitergeführt bzw. aufdosiert werden muss, während bei dem malignen neuroleptischen Syndrom die Antipsychotikatherapie sofort abgesetzt werden muss. Differenzialdiagnostisch können folgende Kriterien zur Unterscheidung herangezogen werden.
→ A) Malignes neuroleptisches Syndrom: Charakteristischerweise tritt die Symptomatik nach einer Besserung des klinischen Erkrankungsbildes, meist im Zusammenhang mit einer hochdosierten Neuroleptika-Therapie, auf.
→ B) Perniziöse Katatonie: Sie entwickelt sich sehr schnell und man findet vorher keine klinische Besserung des Erkrankungsbildes.
→ C) Therapie: Besteht keine eindeutige Zuordnung der Symptome zur perniziösen Katatonie bzw. zum malignen neuroleptischen Syndrom kann im Zweifelsfall eine Elektrokonvulsiontherapie durchführt werden, denn sie ist bei beiden Syndromen einsetzbar.