Allgemein: Die Antidepressiva weisen neben ihrer antidepressiven Wirkung auch Nebenwirkungen auf. Diese treten gerade zu Therapiebeginn auf (vor der eigentlichen Wirkung), betreffen insbesondere die älteren trizyklischen Antidepressiva und rufen nicht selten Schwierigkeiten bezüglich der Compliance (einschleichende Therapie) hervor. Ursache der Nebenwirkungen ist die Blockade der verschiedenen cholinergen, adrenergen und/oder histaminergen Rezeptoren mit z.B. Müdigkeit, Gewichtszunahme, etc.

  I: Typische Nebenwirkungen: Der trizyklischen Antidrepressiva sind u.a.:

1) Anticholinerg: Mundtrockenheit, Schwitzen, Tachykardie, Obstipation, Miktionsstörungen, Akkomodationsstörungen,

2) Neurologisch: Tremor, Dysarthrie (Störung des Sprechens aufgrund einer Störung der Sprachmotorik). In hohen Dosen bis hin zu Dyskinesien und zerebrale Krampfanfällen.

3) Kardiovaskulär: Schwindel, Hypotonie, orthostatische Dysregulation, Verbreiterung der PQ-Zeit bzw. des QRS-Komplexes.

4) Weitere Symptome: Sind Müdigkeit, Gewichtszunahme, Libido- und Potenzverlust, Amenorrhoe.

 

→ Klinisch-relevant: Zumeist bilden sich die Nebenwirkungen nach längerer Therapiedauer wieder zurück.

 

 → II: Typische Nebenwirkungen: Der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): Innere Unruhe, Übelkeit, Diarrhö, sexuelle Dysfunktion, Blutungsneigung, Hyponatriämie.

→ III: Nebenwirkungen: Bei Agomentalin: Erhöhung der Transaminasen, Übelkeit und Schwindel.

→ IV: Nebenwirkungen: Bei Mirtazapin manifestieren sich u.a. NW wie Müdigkeit, erhöhter Appetit und periphere Ödeme. 

690 Nebenwirkungen der trizyklischen Antidepressiva

Klinisch-relevant: Schwere Nebenwirkungen sollten auch immer behandelt werden. So appliziert man u.a. bei:

A) Symptomatische Hypotonie: Dihydroergotamin.

B) Tremor: Applikation eines Beta-Blockers wie Propranolol.

C) Bei der seltenen Blasenatonie mit Harnsperre ein Cholinergikum wie Carbachol.

→ D) Intoxikation: Findet man gerade im Zuge von Suizid-Versuchen mit Antidepressiva. Hierbei ist die Gabe von Physostigmin indiziert.

 

→ Weitere Phänomene: Im folgenden sollen noch 2 weitere Aspekte der Antidepressiva behandelt werden.

I: Absetzphänomen: Antidepressiva weisen primär keine Abhängigkeitsentwicklung auf, jedoch bei abrupten Absetzen kann es zum Absetzphänomen kommen. Typische Symptome sind:

1) Unruhe;

→ 2) Schweißausbrüche;

→ 3) Übelkeit, Erbrechen und

→ 4) Schlafstörungen.

II: Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion: (= Schwartz-Bartter-Syndrom) Hierbei kann es selten unter der Therapie mit TZA oder den SSRI zu einer vermehrten Sekretion von ADH mit vermehrter Rückresorption von Wasser kommen. Man findet eine konzentrierte Harnausscheidung und eine Verdünnungshyponatriämie.

1) Klinik: Körperliche Schwäche, Lethargie, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen bis hin zu Verwirrtheitszuständen und Koma.

2) Therapie: Sofortiges Absetzen des Antidepressivums und unter intensivmedizinischer Elektrolytkontrolle sollte ein Präparatwechsel stattfinden.