Definition: Bei den SSNRI handelt es sich um selektive-Serotonin und selektive Noradrenalin Wiederaufnahme-Hemmer, die eine gute Wirksamkeit bei der Behandlung der Depression aufweisen. In Deutschland existieren 2 Präparate:

I: Venlafaxin (Trevilor),

→ II: Duloxetin (Cymbalta).

692 WIchtige Interaktionen und unerwünschte Wirkungen der SSNRI

 

  Wirkmechanismus: Beide hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in das präsynaptische Neuron. Dabei weisen sie gegenüber dem Serotonintransportrezeptor eine höhere Potenz als bei dem Noradrenalintransportrezeptor auf.

 

→ Wirkung:

→ I: Beide Vertreter der SSNRI weisen eine gute antidepressive und antriebsteigernde Wirkung auf.

→ II: Sie haben jedoch im Vergleich zu den trizyklischen Antidepressiva kaum anticholinerge und sedierende Eigenschaften.

 

→ Pharmakokinetik:

691 Pharmakokinetische Daten der SSNRI

 

→ Indikation:

I: Venlafaxin: In niedrigen Dosen hemmt es primär die Serotonin-Wiederaufnahme, erst in hohen Dosen (ab einer Dosis von 225mg) folgt die Noradrenalin-Hemmung:

→ 1) Depression, insbesondere auf die körperlichen Symptome der Depression.

→ 2) Panikstörungen,

→ 3) Generalisierte Angststörungen,

→ 4) Soziale Phobien.

 

  Klinisch-relevant: Das SSNRI Venlafaxin (nicht jedoch Duloxetin) ist bei der Behandlung den SSRI überlegen.

 

II: Duloxetin: Weist sowohl in niedriger als auch in hoher Dosierung eine duale Serotonin-Noradrenalin-Wideraufnahme-Hemmung auf.

→ 1) Es bestehen die gleichen Indikationbereiche wie bei Venlafaxin.

→ 2) Duloxetin hat außerdem auch noch in Deutschland Zulassung für die Therapie der Polyneuropathie, insbesondere der schmerzhaften diabetischen Polyneuropathie sowie bei Belastungsharninkontinenz.

228 Indikationsspektrum der SSNRI

 

Nebenwirkungen: Ingesamt weisen die beiden SSNRI, Duloxetin und Venlafaxin, ähnlich wie die SSRI ein geringes Nebenwirkungs- und Toxizitätsprofil auf:

 I: Gerade bei Duloxetin treten zu Therapiebeginn insbesondere Übelkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Schlafstörungen (insbesondere die Insomnie) sowie eine ausgeprägte Schweißneigung auf.

→ II: Beide SSNRI haben einen sympathomimetischen Effekt, der vor allem bei Patienten mit kardiovaskulärer Vorerkrankung beachtet werden muss.

 III: Bei Venlafaxin stehen Übelkeit, Erbrechen und sexuelle Dysfunktionen im Vordergrund. Es verursacht in hohen Dosen (ab 300mg) zudem kardiovaskuläre Symptome wie arterieller Hypertonie und Tachykardie.

→ IV: Weitere Nebenwirkungen: Und z.T. schwerwiegende Komplikationen sind u.a.:

→ 1) Harnverhalten,  

→ 2) Hyponatriämie und Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion,

→ 3) Gerinnungsstörungen mit Ekchymosen und Purpura (regelmäßige Blutgerinnungskontrollen) und nicht zuletzt das

→ 4) Serotoninsyndrom.

→ V: Absetzphänomen: Selten kann es bei abrupten Absetzen des Medikaments insbesondere nach einer Langzeittherapie zum sogenannten Absetzphänomen mit Übelkeit, Erbrechen, innerer Unruhe, Schwindel, Schlafstörungen sowie grippeähnlichen Symptomen kommen. 

 

Kontraindikation: 

→ I: Ist die Kombination mit MAO-Hemmern, da die Gefahr des serotonergen Syndroms besteht.

→ II: Schwere Leber- und Nierenerkrankungen (Kreatinin-Clearance < 30ml/min).

→ III: Patienten mit einer nachweislichen hypertensiven Krise in der Eigenanamnese.