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→ Definition: Bei der somatogenen/symptomatischen Depression handelt es sich um ein depressives Krankheitsbild, das sich sekundär infolge einer somatischen Grunderkrankung entwickelt und zu einer reversiblen Störung der Hirnfunktion führt. Eine Sonderform stellt die organische Depression dar, die auf eine primäre Veränderung des zentralen Nervensystems (z.B. infolge von Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma, Hirnarteriosklerose, etc.) zurückzuführen ist.
→ Epidemiologie: Infolge der vielfältigen Ursachen für eine somatogene Depression bestehen keine einheitlichen Daten. Einige Prävalenz-Beispiele für einzelne Erkrankungen:
→ Klassifikation: Die somatogene Depression wird nach ihrer Ätiologie nochmals unterteilt in:
→ I: Symptomatische Depression: Sie tritt bei somatischen Erkrankungen auf.
→ II: Organische Depression: Sie bezieht sich ausschließlich auf Erkrankungen des ZNS.
→ Ätiologie:
→ I: Neurologische Erkrankungen: Zerebrale Ischämie, Hirntumoren, Metastasen, Epilepsie, Demenz, Morbus Parkinson, Morbus Huntington, Multiple Sklerose, Meningitis (z.B. eitrige Meningitis, tuberkulöse -, Mollaret-Meningitis, etc.), Enzephalitis, Myasthenia gravis, Restless-Legs-Syndrom, etc.
→ II: Endokrine Erkrankungen: Hyperthyreose (Morbus Basedow, Schilddrüsen-Autonomie), Hypothyreose, Morbus Addison, Morbus Cushing, Phäochromozytom, HVL-Insuffizienz, Diabetes mellitus, etc.
→ III: Kardiologisch: Arterielle Hypertonie, KHK, Z.n. Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Herzvitien etc.
→ IV: Gastrointestinal: Entzündliche Darmerkrankungen wie glutensensitive Enteropathie, Morbus Crohn, Kolitis ulzerosa, aber auch die Leberzirrhose.
→ V: Kollagenose: SLE, rheumatoide Arthritis,
→ VI: Nephrologisch: Chronische Pyelonephritis, Glomerulonephritis, Niereninsuffizienz, et.
→ VII: Infektionskrankheiten: Lues, AIDS, Borelliose, TBC.
→ VIII: Intoxikationen: Chronische CO-Vergiftungen, Alkoholismus.
→ IX: Malignome: Pankreas-, Bronchial-, Mamma-, Ovarialkarzinom, Leukämien.
→ Klinik: Ausbildung eines depressiven Syndrom (Depression) mit Müdigkeit, Erschöpfungsgefühl, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenlosigkeit, Leeregegefühl, Schlafstörungen, Inappetenz und nicht zuletzt diffuse Körperbeschwerden sowie somatische Symptome infolge der Grunderkrankung.
→ Diagnose:
→ I: Anamnese: Psychopathologischer Befund anhand der Symptomatik, evtl. Fremdanamnese.
→ II: Depressions-Inventar nach Beck: Hierbei handelt es sich um ein psychologisches Selbstbeurteilungsverfahren (mit 4 vorgegebenen Antworten), welches den Schweregrad der depressiven Symptomatik erfasst. Der Test enthält 21 Items, wie sich der Patient in den letzten 7 Tagen gefühlt hat. Das Verfahren enthält u.a. nachfolgende Aspekte:
→ III: Hamilton Depressions-Skala:
→ 1) Fremdbeurteilungsverfahren zur Einschätzung des Schweregrades einer diagnostizierten Depression.
→ 2) Erfasst die Intensität der Symptome durch Äußerungen des Patienten, aber auch durch Beobachtungen der Ärzte, des Pflegepersonals und der Angehörigen.
→ 3) Das Testverfahren beinhaltet u.a. nachfolgende Kriterien wie z.B. depressive Stimmung, Schuldgefühle, Suizidalität, Schlafstörungen, depressive Hemmung und Verlangsamung (z.B. Verlangsamung von Gedanken, Sprache und Bewegungen, etc).
→ 4) Auswertung:
→ A) 0-15P: Keine depressiven Symptome mehr vorhanden, Patient unauffällig.
→ B) 15-24P: Leichte Depression,
→ C) 24-30P: Mittelschwere Depression,
→ D) > 30P: Schwere Depression.
→ Differenzialdiagnose: Von der somatogenen Depression müssen insbesondere nachfolgende psychische Erkrankungen abgegrenzt werden:
→ I: Reaktive Depression,
→ II: Lavierte Depression,
→ III: Somatoforme Störungen,
→ IV: Anpassungsstörungen.
→ V: Pharmakogen induzierte Depression.
→ Therapie:
→ I: Adäqute Behandlung der Grunderkrankung, mögliches Absetzten verursachender Medikamente, aber auch Physiotherapie oder Reha.
→ II: Psychotherapie: Stützende supportive Therapie, Psychoedukation und Entwicklung alternativer Bewältigungsstrategien (= Coping-Strategien).
→ III: Medikamentös: Bei schwerer Depressivität kann ein niedrig-dosiertes Antidepressivum wie z.B. Fluoxetin 10-20mg/d bzw. Sulpirid 100-150mg/d appliziert werden.
→ Prognose:
→ I: Bei adäquater Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung günstig.
→ II: Bei schwerwiegenden Erkrankungen und hirnorganischen Veränderungen entwickelt sich zumeist ein chronischer Krankheitsverlauf.
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→ Diagnose:
→ I: Die Diagnose der Depression (aber auch allgemein der affektiven Störungen) erfolgt über das klinische Beschwerdebild durch gezielte Exploration der Symptomatik und des Krankheitsverlaufes (Abb.: Schematische Darstellung der Krankheitsverläufe der affektiven Störungen) unter Berücksichtigung pathogenetischer Faktoren wie Triggermechanismen, somatische Erkrankungen, intra-/interpersoneller Konflikte und familiärer Häufung.
→ II: Die meisten Menschen mit Depression konsultieren den Arzt aufgrund vom somatischen Beschwerden wie Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel, etc. und berichten sehr selten über die charakteristischen Symptome der Depression.
→ III: Für eine allgemeine Exploration existieren für die Erfassung der Stimmungslage (und einer möglichen depressiven Episode) verschiedene Screening-Fragebögen
→ 1) 2-Fragen-Test:
→ A) Fühlten Sie sich im letzten Monat häufig traurig, niedergeschlagen oder bedrückt.
→ B) Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Spass an Dingen, die sie sonst gerne machen.
→ 2) WHO-5-Fragebogen: (= WHO-5-Well-Being Index; zum Wohlbefinden des Patienten). Bei diesem Verfahren existieren 5 Fragen, die auf das psychische Wohlbefinden des Patient in den letzten 2 Wochen abzielt und in einer 6 stufigen Skala überprüft wird.
→ IV: Auch die aktive und empathische Exploration der Suizidalität ist obligat.
→ Klassifikation: Eine depressive Episode besteht nach ICD-10, wenn der Patient über ein Zeitintervall von mindestens 2 Wochen an 2 Hauptsymptomen und 2 Nebensymptomen leidet. Zusätzlich existiert eine Einteilung der Depression nach dem Schweregrad,
der sich nach der Anzahl der erfüllten Haupt- und Nebensymptome richtet.
→ I: Schweregrad:
→ 1) Leichte Depression: Von einer leichten Depression spricht man bei 2 Haupt- und 2 Nebensymptomen. Der Patient hat Schwierigkeiten, der normalen Berufstätigkeit und den sozialen Interaktionen nachzukommen, gibt sie aber nicht vollständig auf. Bestehen zusätzlich 4 somatische Beschwerden spricht man von einer leichten depressiven Episode mit somatischem Syndrom (früher endogene Depression).
→ 2) Mittelschwere Depression: Hiervon spricht man, wenn 2 Haupt- und 3-4 Nebensymptome vorhanden sind. Der Patient kann seine Aktivitäten nur unter erheblichen Schwierigkeiten fortsetzen. Manifestieren des Weiteren noch 4 somatische Symptome besteht eine mittelschwere Depression mit somatischen Syndrom.
→ 3) Schwere Depression:
→ A) Ohne psychotische Symptome besteht, wenn sich alle 3 Hauptsymptome und > 4 Nebensymptome manifestieren. Hier liegt zumeist (immer) ein somatisches Syndrom vor (eine Unterklassifizierung exisitert hierbei nicht).
→ B) Eine schwere Depression mit psychotischen Symptomen lässt sich explorieren, wenn Wahnideen wie hypochondrischer -, nihilistischer -, Verarmungs-, Versündigungs- oder Verkleinerungswahn, aber auch Halluzinationen oder depressiver Stupor existieren.
→ Klinisch-relevant: Wichtige Kriterien der schweren Depression mit psychotischen Symptomen sind insbesondere:
→ A) Nachweis von synthymen (= Affekt konkruente) Wahnideen wie nihilistischer Wahn, Verarmungswahn etc.
→ B) Bestehen von akustischen Halluzinationen, bei dem der Patient Stimmen hört, die ihm Versagen, Wertlosigkeit vorwerfen oder ihn zum Suizid auffordern.
→ C) Ausgeprägter depressiver Stupor.
→ D) Im Gegensatz hierzu weist die Schizophrenie parathyme (= affekt-inkonkruente) Wahnideen sowie Ich-Störungen auf.
→ II: Eigen-/Fremdbeurteilungsskalen: Dienen zum einen der Diagnoseerhebung (vor allem zu Forschungszwecken), zum anderen aber auch zur Beurteilung des Schweregrades und Therapieerfolges.
Wichtige psychologische Testverfahren bei der Depression sind vor allem:
→ 1) Hamilton-Depression-Scale: Bei diesem Testverfahren handelt es sich um ein Fremdbeurteilungsbogen, der sich überwiegend auf die somatischen Beschwerden bezieht und 21 Items umfasst. Einige Beispiele hierfür sind (siehe unten); des Weiteren gehören Themen wie Arbeit und Aktivitäten, psychische und somatische Angst, allgemein körperliche Symptome, gastrointestinale Beschwerden, Gewichtsverlust, Tagesschwankungen, Erregung, Zwangssymptome, paranoide Symptome etc. dazu.
→ 2) Auswertung der Hamilton-Depression-Scale:
→ A) 7-17 Punkte: Weist auf eine leicht depressive Episode hin.
→ B) 18-24 Punkte: Mittelgradige depressive Episode und
→ C) > 24 Punkte: Weist auf eine schwere depressive Episode hin.
→ 3) Beck-Depressions-Inventar: Das Becks-Depressions-Inventar stellt einen Selbstbeurteilungsbogen dar und bezieht sich überwiegend auf die kognitiven Symptome der Depression. Es besitzt auch 21 Items, die sich auf ein Zeitraum von einer Woche (die letzte Woche) bezieht. Einige Beispiele sind (siehe unten); weitere Aspekte sind Unzufriedenheit, Selbsthass, Selbstanklage, Reizbarkeit, Pessimismus, Isolation und sozialer Rückzug etc.
→ Klinisch-relevant: Vor allem das Ausmaß der Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit korreliert eng mit der aktuellen Gefahr der Suizidalität. Diesbezüglich werden frühere Suizidversuche in der Anamnese, insbesondere wenn sie weniger als 1 Jahr zurückliegen als Hochrisikofaktor angesehen.
→ Diagnose weiterer Depressionsformen:
→ I: Atypische Depression:
→ 1) Sie weist phänomenologische eine enge Beziehung zur saisonalen affektiven Störung auf und ist durch atypische (bzw. umgekehrt zentral-vegetative) Symptome wie gesteigerter Appetit, Hypersomnie und „ leaden paralysis“ (= Gefühl der bleiernen Schwere) sowie durch eine Zusatzkodierung der mood-reactivity (= Patienten reagieren auf ein positives Ereignis mit Stimmungsaufhellung) charakterisiert.
→ 2) Die atypische Depression tritt überwiegend bei Frauen auf, hat einen frühen Krankheitsbeginn, neigt im weiteren Krankheitsverlauf zur Chronifizierung und spricht bevorzugt auf MAO-Hemmer an.
→ II: SAD: Die saisonal-abhängige Depression ist eine in den Wintermonaten (November bis März) auftretende mit überwiegend atypischer Symptomatik verlaufende depressive Störung. Wichtige Kriterien für die SAD sind nach ICD-10:
→ 1) 3 oder mehr affektiven Episoden mit Beginn innerhalb desselben 90 Tage-Zeitraums in 2 oder mehr aufeinanderfolgenden Jahren.
→ 2) Die Remission der Störung muss auch innerhalb des 90-Tage-Zeitraumes erfolgen, etc.
→ III: Lavierte Depression: Von der lavierten Depression spricht man, wenn die sogenannten somatischen und vegetativen Störungen das klinische Krankheitsbild bestimmen und sich die eigentliche depressive Symptomatik hinter der Maske der körperlichen Beschwerden verbirgt.
→ IV: Bei der rezidivierenden kurzen depressiven Störung handelt es sich um schwere depressive Episoden, die zumeist über wenige Tage persistieren und in irregulären Abständen auftreten. Die einzelne Episode ist kürzer als 2 Wochen (zumeist nur 2-3 Tage) und entspricht somit nicht dem Zeitkriterium der unipolaren Depression nach ICD-10; jedoch erfüllt sie die sonstigen Symptomkriterien einer leichten, mittelschweren oder schweren depressiven Episode.
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→ Klassifikation: Die Depression ist durch den Verlust an Freude und Interesse, Veränderungen der Psychomotorik und des Antriebs, sowie durch Hemmung im formalen Denken und körperlich-vegetative Symptome definiert und lässt sich klassifizieren nach:
→ I: Die unipolare Depression wird unterteilt in eine:
→ 1) Depressive Episode und eine
→ 2) Rezidivierende depressive Störung (ab der 2. Episode).
→ II: Bezüglich ihres Schweregrades differenziert man zwischen:
→ 1) Leichter Depression,
→ 2) Mittelschwerer - (bei leichter und mittelgradiger Episode wird zusätzlich mit/ohne somatisches Syndrom angegeben. Eine depressive Episode mit somatischem Syndrom wird auch als vitale oder früher als endogene Depression bezeichnet.) und
→ 3) Schwerer Depression (mit oder ohne psychotische Symptome).
→ IV: Bei der leichten bis mittelgradigen Depression kann zusätzlich noch ein somatische Syndrom bestehen. Eine solche depressive Episode mit somatischen Syndrom wird auch als vitale - oder früher "endogene Depression" bezeichnet. Ein somatisches Syndrom liegt vor, wenn mindestens 4 der nachfolgenden Kriterien zutreffen:
→ Klinik: Die klinische Symptomatik der Depression umfasst insbesondere:
→ I: Affekt:
→ 1) Depressive Verstimmung: Assoziiert mit Traurigkeit, Niedergeschlagenheit, Freudlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, aber auch mit dem Gefühl der Gefühlosigkeit.
→ 2) Anhedonie: Unfähigkeit, Freude zu empfinden.
→ 3) Gefühl der Gefühllosigkeit: Unfähigkeit Zuneigung und Liebe zu Bezugspersonen aufzubauen.
→ 4) Vitale Depression: Kommt es im Zuge der Traurigkeit zu leiblichen Symptomen wie Missempfindungen, Schmerzen, Druckgefühl in der Brust- oder Magenregion spricht man von dieser.
→ 5) Weitere Affektstörungen: Sind Ängstlichkeit, eine dysphorische Stimmung sowie ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen.
→ II: Formale Denkstörungen:
→ 1) Denkhemmung: Hierbei kommt es zu einer Verlangsamung des Denkablaufes bis hin zur Gedankensperre. Die Gedanken sind nur auf wenige Themen beschränkt und es besteht ein dauerhaftes pathologisches Grübeln (in der Regel negativ besetzt).
→ 2) Einsilbigkeit und Wortkargheit.
→ 3) Abnahme der Aufmerksamkeit, der Konzentration, sowie Merkfähigkeitsstörungen. Dieses kann gerade bei älteren Menschen das Bild einer Demenz vortäuschen (= Pseudodemenz).
→ III: Inhaltliche Denkstörungen: Im Zuge einer depressiven Episode können sich Wahnideen entwickeln. Hierbei spricht man dann von einer wahnhaften, psychotischen Depression. Die Wahnideen leiten sich meist von der gedrückten Stimmung ab (synthyme, stimmungskongruente Wahnideen); hierzu zählen:
→ 1) Verarmungswahn (z.B. Das Geld reicht nicht, die Kinder werden verhungern),
→ 2) Hypochondrischer Wahn (z.B. Ausgeprägte Angst, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden),
→ 3) Nichtigkeitswahn/nihilistischer Wahn (Wahnhafte Überzeugung nicht zu existieren; wird als Cotard-Syndrom bezeichnet) und
→ 4) Versündigungswahn: Wahnhafte Vorstellung schwere Sünde begangen zu haben, die dann zur Krankheit geführt haben.
→ 5) Schuldwahn: Wahnhafte Überzeugung, die ganze Welt ins Unglück gestürzt zu haben.
→ IV: Wahrnehmungsstörungen: Es können sich während einer depressiven Episode Wahrnehmungsstörungen manifestieren. Hierbei handelt es sich dann häufig um akustische Halluzinationen (= Pseudohalluzinationen). Die Stimmen halten den Patienten meist die eigene Wertlosigkeit und das eigene Versagen vor und fordern sie evtl. zum Suizid auf. Seltener entwickeln sich Geruchshalluzinationen (Verwesung, Fäulnis).
→ Klinisch-relevant:
→ A) Beim Vorhandensein von Wahrnehmungsstörungen besteht immer eine erhöhte Suizidalität.
→ B) Eine wichtige Differenziadiagnose stellt die Schizophrenie dar.
→ V: Antrieb/Psychomotorik:
→ 1) Meist ist der Antrieb vermindert bis gehemmt und die Bewegungsabläufe verlangsamt. Jedoch kann dieser auch durch innere Unruhe und Agitiertheit geprägt sein.
→ 2) Depressiver Stupor: Es stellt die schwerste Form der Depression dar; charakteristischerweise verharren die Patienten in gleicher Position, erscheinen bewegungslos und reagieren kaum auf Aufforderungen.
→ 3) Die Verlangsamung des Antriebs sowie die gedrückte Stimmung sind insbesondere morgens stark ausgeprägt (Morgentief).
→ VI: Vegetative Störungen: Hier sind gerade zwei Symptome von Bedeutung:
→ 1) Schlafstörungen: Schlafstörungen äußern sich als Ein- bzw. Durchschlafstörungen.
→ 2) Appetitverlust: Die meisten Patienten weisen einen ausgeprägten Appetitmangel auf, sodass es häufig zu ausgeprägten Gewichtsverlust kommt.
→ 3) Weitere somatische Symptome: Sind erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Libidoverlust, Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Obstipation und Muskelkrämpfe.
→ VII: Suizidalität: Fast alle Patienten beschäftigen sich während der depressiven Episode mit dem Tod. Es versterben ca. 2-8% der Patienten mit rezidivierenden depressiven Episoden durch einen Suizid.
→ Klinisch-relevant: Psychopathologische Aspekte, die das Suizid-Risiko deutlich erhöhen:
→ A) Innere Unruhe,
→ B) Gefühl der absoluten Hilflosigkeit und des Ausgeliefert-Seins,
→ C) Hoffnungslosigkeit, fehlende Zukunftsperspektive,
→ D) Erleben der eigenen Person als Belastung und Schande für das Umfeld,
→ E) Psychoaltruistische Suizidgedanken (Erlösung anderer),
→ F) Schwere Depression,
→ G) Vorhandensein von Wahnideen wie Schuld- und Versagenswahn,
→ H) Akustische Halluzinationen mit imperativen Stimmen und Suizidaufforderungen.
→ Verlaufsform: Die Depression verläuft zumeist in Phasen/Episoden, wobei eine Episode durchschnittlich 6-8 Monate anhält. (durch die antidepressive Therapie haben sich die einzelnen Phasen deutlich verkürzt und in ihrer Intensität verringert).
→ Klinisch-relevant:
→ A) Bei 2/3 der Patienten bildet sich die depressive Episode vollständig zurück.
→ B) 1/3 der Patienten beschreibt eine Linderung der Symptome.
→ C) In 60% der Fälle entwickelt sich ein Rezidiv.
→ D) In 10-15% findet man eine chronische Depression, bei der die charakteristischen Symptome mindestens 2 Jahre anhalten.
→ Klassifikation: Der Depression:
→ I: Lavierte Depression: Auch somatische Depression genannt. Sie ist gekennzeichnet durch diffuse körperliche Beschwerden (Kopfschmerzen, Schwindel, Rückenschmerzen, Druck und Stechen in der Herzgegend, Völlegefühl, Sodbrennen, Bauchschmerzen, Zyklusstörungen, etc.) Leibesgefühlsstörungen und Missempfindungen.
→ II: Gehemmte Depression: Hierbei stehen Hemmung des Antriebs und der Psychomotorik bis hin zum depressiven Stupor im Vordergrund. Die Patienten klagen über erheblichen Energieverlust und persistente Müdigkeit.
→ III: Ängstlich-agitierte Depression: Diese Form der Depression ist durch das Auftreten von Unruhezustände, Schreckhaftigkeit und Ängstlichkeit charakterisiert. Die Patienten weisen eine innere/motorische Unruhe, eine ängstliche Getriebenheit bis hin zu vollständigen Panikattacken auf.
→ IV: Psychotische/Wahnhafte Depression: Es stehen Wahnideen, die synthym d.h. die sich von der gedrückten Stimmung ableiten, wie Verarmungs-, Versündigungs- oder nihilistischer Wahn, im Vordergrund.
→ V: Alter-/Involutionsdepression: Erstmaliges Auftreten einer Depression um das 65. Lebensjahr.
→ VI: Schwangerschaftsdepression: Tritt während der Schwangerschaft auf.
→ VII: Wochenbettdepression: Sie manifestiert sich deutlich häufiger als die Schwangerschaftsdepression. Tritt meist 1-2 Wochen nach der Geburt aufgrund einer postnatalen hormonellen Umstellung auf. Differenzialdiagnosen der Wochenbettdepression sind u.a.:
→ 1) Wochenbett-Blues: Auch Heultage genannt; manifestieren sich zumeist am 2.-3. postnatalen Tag und Schwangere weisen in bis zu 50% der Fälle charakteristische Symptome auf.
→ 2) Postnatale Psychose: Meist handelt es sich um eine Depression mit begleitenden wahnhaften Symptomen; es kann aber auch eine schizophrene Psychose sein.
→ VIII: Saisonale Depression: Rezidivierende Depression in den Wintermonaten mit atypischer Symptomatik wie z.B. vermehrter Appetit, (insbesondere auf Kohlenhydrate), Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit und ein erhöhtes Schlaftbedürfnis. Sie weist häufig eine Bipolare-II-Verlaufsform mit hypomanischer Anschlussphase im Frühjahr auf.
→ IX: Endogene Depression: (Auch Melancholie bezeichnet) Mit dem Gefühl der Gefühllosigkeit, charakteristischen Tagesschwankungen mit Morgentief, Durchschlafstörungen, frühmorgentliches Erwachen, Denkhemmung und evtl. Vorhandensein von Wahnideen.
→ X: Anankastische Depression: (= Zwanghafte Depression) Hierbei stehen Zwangsgedanken und -handlungen im Vordergrund. Die Primärpersönlichkeit ist gekennzeichnet durch übermäßige Ordentlichkeit und Gewissenhaftigkeit. Im Gegensatz zur Zwangsstörung findet eine vollständige Remission der Zwangssymptome bei Besserung der Depression statt.
→ XI: Rezidivierende kurze depressive Episoden: Stellen repetitive intensive Verstimmungsphasen dar, die weniger als 2 Wochen anhalten, jedoch alle Kriterien einer Depression beinhalten. Charakteristisch ist das Auftreten von > als einer Episode innerhalb eines Monats mit einer ungefähren Dauer von 2-4 Tagen.
→ Komorbiditäten: Die Depression ist häufig mit weiteren psychischen Störungen vergesellschaftet; hierzu zählen:
→ I: Angststörung: Vor Beginn einer Depression manfeistiert sich häufig eine Angststörung. Dies ist häufig ein charakteristisches Zeichen für eine Therapieresistenz und Chronifizierung.
→ II: Zwangsstörung,
→ III: Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit.
→ IV: Persönlichkeitsstörungen: Es sind insbesondere die narzisstische -, histrionische - und die Borderline- Persönlichkeitsstruktur betroffen.
→ V: Essstörungen: Wie die Anorexia nervosa und Bulimia nervosa.
→ Klinisch-relevant: Die Depression kann aber auch gehäuft mit somatischen Erkrankungen auftreten:
→ A) 45% der Parkinson-Patienten weisen eine Depression auf.
→ B) 25% der Schlaganfall-Patienten.
→ C) 20% der Myokardinfarkt-Patienten und
→ D) 15% der Patienten mit Diabetes mellitus.
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→ Definition:
→ I: Involutionsdepression: Tritt eine depressive Episode erstmalig (ohne vorherige depressive oder manische Phase) nach dem 45. Lebensjahr auf, spricht man von einer Involutionsdepression. Sie kann sich mit klimakterischen Symptomen mischen.
→ II: Altersdepression: Spricht man bei einer primären Depression nach dem 60. Lebensjahr (kann zur Chronifizierung neigen).
→ Klinisch-relevant:
→ A) Charakteristisch ist eine z.T. deutlich verlängerte Phasendauer.
→ B) Auslöser sind zumeist somatische oder psychische Belastungsfaktoren.
→ Epidemiologie: Die Lebensprävalenz liegt bei 10%, wobei Frauen deutlich häufiger erkranken als Männer (auch beginnt sie beim männlichen Geschlecht später).
→ Ätiologie:
→ I: Wie bei allen affektiven Störungen handelt es sich um eine multifaktorielle Genese.
→ II: Zusätzlich spielen somatische Funktionsstörungen wie arterielle Hypertonie, Myokardinfarkt, zerebraler Insulte und demenzielle Entwicklungen bzw. Demenz (deutliche Ventrikelerweiterungen in der Bildgebung) sowie die hormonellen Veränderungen insbesondere von Östrogen und Gestagenen (Ausbleiben des Menstruationszyklus) für die Entwicklung einer Spätdepression eine wichtige Rolle.
→ III: Nicht selten ist der Auslöser ein life-event, wie z.B. Pensionierung, die Trennung von den Kindern, der Verlust des Partners, nahestehender Personen oder ein Umgebungswechsel mit sozialer Isolation etc.
→ Klinik: Die Depression im Alter ist häufig intensiver und charakterisiert sich durch beträchtliche Ängste und Erregtheit.
→ I: Klassische Symptome: Mit depressiver Verstimmung, Hoffnungslosigkeit, vermindertem Antrieb, Verlangsamung des formalen Denkens, Störungen der Konzentrationsfähigkeit, vermindertes Selbstwertgefühl und Todessehnsucht.
→ II: Wahnsymptome: Häufig haben diese einen hypochondrischen oder paranoiden Charakter, aber auch Schuld-, Verarmungs- und nihilistischer Wahn können sich manifestieren.
→ III: Agitierte Depression: Stellt die häufigste Veralufsform der Altersdepression dar und ist gekennzeichnet überwiegend durch psychomotorischer Unruhe, Ängstlichkeit, und Erregtheit.
→ IV: Pseudodemenzielle Symptome: Mit mnestischen Defiziten. Die Betroffenen können jedoch detailliert ihre somatische Symptome und Beschwerden schildern und beklagen diese z.T. ausgiebig.
→ V: Selten manifestiert sich die sogenannte "Jammerdepression" mit ausgeprägter hypochondrischer Klagsamkeit und erhöhter (latenter) Suizidalität (weist zumeist bilanzierenden Charakter im Sinne eines rationalen Suizids auf).
→ VI: Vegetative Smyptome: Sind Herz-Kreislauf-Störungen, Obstipation, Gewichtsverlust, Schlafstörungen insbesondere Hyposomnie etc.
→ Diagnose:
→ I: Anamnese/körperliche Untersuchung: Mit Eruierung der Auslöser und klinischen Symptomatik (zumeist ängstlich-agitiert) und ausgeprägter Klagsamkeit. Zur Risikoabschätzung ist das Ansprechen einer möglichen Suizidalität obligt.
→ II: Apparative Diagnostik: Somatische Diagnostik von Herz, Kreislauf, Leber- und Nierenfunktion, radiologische Untersuchung des Kopfes. Bestimmung des Hormonstatus (u.a. Schilddrüse).
→ Differenzialdiagnose: Insbesondere muss die Abgrenzung der Involutionsdepression zu weiteren psychischen Störungen erfolgen:
→ I: Organische Ursachen wie endokrine (Hypothyreose, Diabetes mellitus), neurologische Erkrankungen usw.
→ II: Weitere depressive Störungen wie die:
→ 1) Somatogene Depression,
→ 2) Rezidivierende Depression oder die
→ 3) Dysthymie.
→ III: Abgrenzung zur Demenz (z.B. Alzheimer-Krankheit, vaskuläre Demenz etc.).
→ Therapie:
→ I: Psychiatrische Behandlung: Bei mittelschwerer bis schwerer Verlaufsform, insbesondere bei bestehenden Wahnsymptomen ist ein klinischer Aufenthalt indiziert. Maßnahmen sind u.a. supportive Gesprächstherapie, kognitives Training, Bewegungstherapie, Ergotherapie, Gruppenaktivitäten, etc. Bei ausgeprägten therapieresistenten Krankheitsverläufen mit anhaltender Suizidalität sollte einer Elektrokrampftherapie erwogen werden.
→ II: Medikamentöse Behandlung: Sie ist insbesondere symptomorientiert und beinhaltet:
→ 1) Trizyklische Antidepressiva wie Imipramin 100-150mg/d, Amitriptylin 150-200mg/d oder Doxepin 150-200mg/d.
→ 2) Bei Kontraindikationen für TAD oder kardialen Vorerkrankungen sollte ein atypisches Antidepressiva wie Fluoxetin oder Citalopram (= SSRI) substituiert werden.
→ 3) Bestehende Schlafstörungen: Hierfür stehen zum einen dämpfende Antidepressiva wie Amitriptylin, Trimipramin oder Mirtazapin, zum anderen aber auch schwachpotente Antipsychotika wie z.B. Chlorprothixen, Levomepromazin oder Melperon zur Verfügung. Bei Erfolglosigkeit kann eine medikamentöse Behandlung mit Zopiclon, Zolpidem oder einem schlafanstoßenden Benzodiazepin (z.B. Diazepam) versucht werden.
→ Prognose: Es bestehten z.T. sehr lange, depressive Phasen, die bis zu einem Jahr anhalten. Insgesamt ist die Prognose jedoch günstig, wird jedoch durch die erhöhte Suizidalität negativ beeinflusst; selten entwickeln sich Rezidive.
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→ Definition: Bei der Depression handelt es sich um eine tiefgreifende Veränderung im Fühlen, Denken, Wollen und Handeln (= Veränderung der Stimmung und des Antrieb), die häufig mit weiteren somatischen Beschwerden einhergeht. Bei der unipolaren Depression unterscheidet man nochmals zwischen:
→ I: Der depressiven Episode und der
→ II: Rezidivierenden depressiven Störung.
→ Epidemiologie:
→ I: Die Mehrheit der affektiven Störungen manifestiert sich als unipolare Depression (65% der Fälle) mit einer Lebenszeitprävalenz von 10-20% und gehört somit neben den Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.
→ II: Jährlich erkranken 2,4-4,5/1000 Menschen (Tendenz steigend) neu an einer unipolaren Depression. Frauen sind doppelt so häufig wie Männer betroffen.
→ III: Die Depression kann in jedem Lebensalter auftreten, jedoch existieren 2 Manifestationsgpifel:
→ 1) Zwischen dem 30.-40. Lebensjahr und
→ 2) Nach dem 55. Lebensjahr (Involutionsdepression)
→ Ätiologie: Bei der Entstehung der affektiven Störungen handelt es sich um eine multifaktorielle Genese; sie wird insbesondere durch das Vulnerabilitäts-Stress-Konzept erklärt. Folgende Ursachen konnten nachgewiesen werden:
→ I: Genetische Faktoren: Das Erkrankungsrisiko steigt bei Angehörigen ersten Grades; vererbt wird jedoch nur die Vulnerabilität. Die genetische Disposition zeigt sich insbesondere bei den bipolaren affektiven Störungen, aber auch bei den unipolaren.
→ 1) Unipolaren Depression: Um ca. 10%
→ 2) Bipolaren Störung: Um ca. 20%
→ 3) Die Konkordanzrate liegt bei eineiigen Zwillingen für:
→ A) Die unipolare Depression: Bei ca. 50%
→ B) Die bipolare Störung: Bei ca. 65-80% (Abb.: Schematische Darstellung der Krankheitsverläufe affektiver Störungen).
→ II: Neurobiologische Faktoren: Bei der Entstehung der Depression spielen nachfolgende Faktoren eine wichtige Rolle und in diesem Zusammenhang haben sich bedeutiende biochemisch-neurobiologische Hypothesen etabliert:
→ 1) Monoaminomangel-Hypothese: Es besteht ein funktioneller Mangel an den verschiedenen Neurotransmittern vor allem Serotonin, Noradrenalin, aber auch Dopamin im synaptischen Spalt.
→ 2) Noradrenerge Supersensitivität: Die Hypothese beruht auf der Annahme, das noradrenerge ß-Rezeptoren eine ausgeprägte (Über-) Empfindlichkeit aufweisen. Gestützt wird die Annahme das spezifische Antidepressiva zu einer Down-Regulation führen.
→ 3) Cholinerge-aminerge Imbalance-Hypothese: Sie postuliert, dass ein Überwiegen des cholinergen Systems zur Depression, während ein gesteigerter Katecholamin-Stoffwechsel mit erhöhten Dopamin- und Noradrenalin-Konzentrationen zur Manie führen.
→ 4) Des Weiteren wird eine Veränderung auf der Transkriptionsebene, d.h. auf der Second-Messenger-Ebene (Transkription, Genregulation) angenommen. Gestützt wird die Hypothese durch die Wirkung stimmungsstabilisierender Medikamente wie Lithium, Carbamazepin oder Valproat, die das Second-Messenger-System modulieren durch Beeinflussung u.a. der Adenylatzyklase, des Phosphoinositol-Systems und nicht zuletzt der intrazellulären Kalziumfreisetzung.
→ III: Neuroendokrine Faktoren: Charakteristika sind u.a.:
→ 1) Eine Störung in der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenachse mit erhöhten Basalkonzentrationen von ACTH und Cortisol sowie einer verminderten Supprimierbarkeit des Cortisols nach Applikation von Dexamethason (= Dexamethason-Hemmtest).
→ 2) Störungen der Schilddrüsenachse; viele Depressive weisen eine latente Hypothyreose und eine verminderte TSH-Sekretion nach TRH-Substitution auf.
→ IV: Hirnmorphologische Veränderungen: Darstellung der Hirnmorphologie:
→ 1) Bei den affektiven Störungen zeigt sich eine reduzierte graue Substanz im Bereich der präfrontalen Kortex sowie eine Volumenabnahme im Bereich des Hippocampus.
→ 2) Zusaätzlich manifestiert sich gerade bei den bipolaren Störungen eine vergrößerte Amygdala.
→ V: Chronobiologische Faktoren: Die Depression weist eine saisonale Rhythmik auf und trifft gehäuft im Frühjahr und Herbst auf. (Sonderform: Ist die Winterdepression; sie manifestiert sich im Spätherbst bis Winter und ist charakterisiert durch atypische Symptome wie vermehrter Appetit und vermehrtes Schlafbedürfnis. Des Weiteren kristallisieren sich fogende Kriterien heraus:
→ 1) Tagesschwankungen: Morgens sind Betroffene depressiver (höhere Cortisolspiegel) als abends.
→ 2) Mehr oberflächliche, weniger Tiefschlafphasen.
→ 3) Verlängerte Einschlaflatenz
→ 4) Verkürzte REM-Latenz (Ist die Phasen zwischen dem Einschlafen und dem Auftreten der ersten REM-Periode) sowie einer erhöhte REM-Dichte.
→ 5) Desynchronisation des Schlaf-Wach-Rhythmus (mit Schlafstörungen).
→ VI: Psychosoziale Faktoren:
→ 1) In Form von kritischen Lebensereignissen (= Life-events). Die Depression kann psychoreaktiv aufgrund von belastenden Ereignissen auftreten. Hierzu gehören u.a. der Verlust oder Probleme von/mit Bezugspersonen, Scheidung, Entwurzelung, Traumatisierung wie Missbrauch, etc.
→ 2) Behaviorale Modell nach Lewinsohn: Hierbei steht der Verlust positiver Verstärker im Mittelpunkt. Das Wegfallen von Belohnungen durch Bezugspersonen führt zur Resignation und Depressivität. Die Aufrechterhaltung der Depressivität wird gestützt durch die Reduktion von Verhaltensweisen, welche zum Erreichen von Verstärkern führen.
→ VII: Lerntheoretische Faktoren:
→ 1) Nach A.T. Beck steht im Zentrum der Depression eine Störung der eigenen Wahrnehmung und Interpretation, die durch die kognitive Triade geprägt ist, mit:
→ A) Negative Wahrnehmung der eigenen Person,
→ B) Negative Wahrnehmung der Umwelt und
→ C) Negative Wahrnehmung der Zukunft.
→ Folge: Treten Stressoren hinzu kommt es zur Aktivierung depressions-typsicher Kognitionen wie z.B.:
→ A) Übergeneralisierung: Verallgemeinerung einzelner negativer Erfahrungen.
→ B) Dichotomer Denkstil: Schwarz-Weiß-Sicht
→ C) Selektive Abstraktion: Tunnelblick-Sicht.
→ 2) Konzept der erlernten Hilflosigkeit: (= Learned Helplessness nach Seligman) Hierbei kann es bei einem anhaltenden, nicht-abwendbaren negativen Stimulus zur Hilflosigkeit mit sozialem Rückzug, Störungen der Lernfähigkeit und Befindlichkeit sowie zu somatischen Symptomen kommen. Zudem finden bei der Theorie nach Seligman internale Attributationen statt, bei denen der Patient davon ausgeht, das eine bestimmte Situation für die eigene Person unkontrollierbar erscheint, während sie für jeden anderen durchaus lösbar sei. Die Hilflosigkeit entwickelt sich aus dem Gefühl des eigenen Versagens mit konsektutiver Verminderung des Selbstwertgefühls.
→ VIII: Psychodynamische Faktoren:
→ 1) Beim Verlust eines Liebesobjektes kann es infolge des Abwehrmechanismus der Einverleibung (= Introjektion) zur unvollständigen Trauerarbeit kommen. Die Gefühle richten sich dann gegen die eigene Person.
→ 2) Ein weiterer psychodynamischer Faktor ist die Störungen in der Mutterbeziehung; hierbei manifestiert sich während der oralen Phase durch ein versagendes oder über-fürsorgliches Verhalten der Mutter eine fehlende Loslösung des Kindes mit konsekutiver Minderentwicklung des Selbstwertgefühls. Eine potenzielle Folge im Erwachsenenalter ist dann das Auftreten einer psychischen Dekompensation in schwierigen Alltagssituationen (wie die Übernahme von Eigenverantwortung) mit konsekutivem Einsatz von Bewältigungsmechanismen (z.B. Regression mit Überforderung, Antriebslosigkeit etc.).
→ IX: Persönlichkeitsfaktoren: Bestimmte Persönlichkeitsstrukturen wie der Typus melancholicus, der (nach Tellenbach) durch Ordentlichkeit, Aufopferung und Pedanterie charakterisiert ist, aber auch asthenische bzw. rigide (zwanghafte) Primärpersönlichkeiten neigen gehäuft zur Depessivität.