Definition:

→ I: Bei der biliodigestiven Anastomose handelt es sich um eine operativ hergestellte Verbindung zwischen den Gallengängen und dem Gastrointestinaltrakt.

→ II: Typischerweise erfolgt eine Choledocho- bzw. Hepatikojejunostomie mit Hilfe einer Roux-Y-Anastomose.

 

Indikation: Häufigste Indikation für eine biliodigestive Anastomose sind:

→ I: Nicht resektable Tumoren der Gallenwege (z.B. das cholangiozelluläre Karzinom) und Papilla Vateri (Papillentumoren),

→ II: Stenosen und langstreckige Strikturen der distalen Gallengänge,

→ III: Iatrogen induzierte Choledochusverletzungen,

→ IV: Stenosebildungen bei chronischer Pankreatitis und

→ V: Schließlich stellt die biliodigestive Anastomose einen Operationsschritt der Kausch-Whipple-Operation im Zuge der Therapie des Pankreaskopfkarzinomes dar.

 

Technik:

→ I: Grundsätzlich können intrahepatische Gallengänge, Ductus hepaticus, Ductus choledochus und die Gallenblase selbst mit dem Gastrointestinaltrakt anastomosiert werden.

→ II: Gängige operative Techniken sind:

→ 1) Choledocho-/Hepatikojejunostomie: Es handelt sich um eine Anastomose zwischen der Hepatikusgabel bzw. dem Hepato-Choledochus und der ausgeschalteten Jejunumschlinge. Hierbei wird das Jejunum 20-40 cm distal der Flexura duodenojejunalis (Treitz-Band) zusammen mit dem dazugehörigen Mesenterium durchtrennt, das aborale Ende blind verschlossen und hinter der rechten Kolonflexur nach oben gezogen. Es erfolgt, nach Resektion des distalen Gallenganges, die Anlage der Hepatikojejunostomie (End-zu-Seit). Das orale Ende des Jejunums wird 40cm von der Gallengangsanastomose End-zu-Seit (Roux-Y-Anastomose) verbunden.

693 Schematische Darstellung der biliodigestiven Anastomose

→ 2) Cholezystojejunostomie: Dieses Prinzip wird bei sehr weit distalen, irresektablen Verschlüssen des Ductus choledochus (z.B. Pankreaskopfkarzinom), sofern der Ductus cysticus frei ist, durchgeführt. Klassische Technik ist die Anastomosierung des Gallenblasenfundus mit der ausgeschalteten Jejunumschlinge nach Roux. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, dass es zum Reflux von Nahrungsresten in die Gallenblase mit konsekutiven Entzündungsprozessen kommt.

→ 3) Intrahepatische-biliodigestive Anastomose: Sie ist nach Resektion eines Klatskin-Tumors indiziert.

→ 4) Choledochoduodenostomie: Es handelt es sich um eine einfache Seit-zu-Seit-Verbindung zwischen Duodenum und Ductus choledochus. Nachteilig ist jedoch das Eindringen von Speiseresten in den Gallengang mit konsekutiven schweren Cholangitiden und Abflussstörungen. Das Verfahren wird heute nur noch palliativ bei fortgeschrittenem Tumorleiden durchgeführt.

 

Komplikationen:

→ I: Intraoperative/Postoperative Komplikationen:

→ 1) Verletzungen der Pfortader und der Arteria hepatica.

→ 2) Blutungen und Nahtdehiszenz bzw. Nahtbruch mit konsekutivem Galleleck.

→ II: Spätkomplikationen:

→ 1) Chronisch intermittierende Cholangitis, 

→ 2) Entwicklung einer Stenose im Anastomose-Bereich.