Definition: Bei der eosinophilen Ösophagitis handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, immunvermittelte Erkrankung des Ösophagus mit Nachweis einer eosinophil dominierenden Inflammation (= Infiltation von eosinophilen Granulozyten) der Mukosa und Submucosa und einer Symptomatik der ösophagealen Dysfunktion.

 

Epidemiologie:

→ I: Es zeigt sich in den westlichen Industrieländern eine Prävalenz von 40/100000 mit steigender Tendenz.

→ II: Die eosinophlie Ösophagitis kann in jedem Lebensalter auftreten; es zeigt sich jedoch ein Manifestationsgipfel zwischen dem 30.-50. Lebensjahr, wobei Männer häufiger als Frauen betroffen sind (M : F = 3 : 1).

 

Ätiopathogenese: Bei der eosinophilen Ösophagitis zeigt sich eine familiäre Häufung.

→ I: Zum einen ist ein Polymorphismus im CCL26-Gen, welche das Eotaxin-3 kodiert, nachweisbar, zum anderen konnten Varianten im Chromosom 5q22 (WDR36-Gen, TSLP-Gen) identifiziert werden.

→ II: Zudem erhöhen perinatale Umweltfaktoren wie Kaiserschnitt, Frühgeburt, mütterliches Fieber, etc. die Inzidenz. Aber auch die Gabe von Antibiotika und Protonenpumpen-Inhibitoren im Kindesalter können die Entwicklung begünstigen.

→ III: Weitere Ursachen: Hierfür sind unter anderem:

→ 1) Häufig weisen Patienten mit eosinophiler Ösophagitis eine allergische Diathese (50-70%) mit allergischer Rhinitis, Asthma, atopischer Dermatitis auf. Bei allen vorher genannten Erkrankungen spielen insbesondere Entzündungsmediatoren wie Eotaxin 3, Interleukin 5 und 13 sowie TNF-Alpha eine wichtige Rolle.

→ 2) Häufig zeigen Patienten mit EoE eine IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergie, sodass die eosinophile Ösophagitis als spezielle Form der nicht-IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie angesehen werden kann.

IV: Bleibt die EoE unbehandelt, persistiert zumeist die chronische Entzündung und es kommt im weiteren Krankheitsverlauf zur Fibrosierung des Ösophagus mit konsekutiver Stenosierung und Strikur-Bildung (Bolusobstruktion).

 

Klinik: → I: Charakteristisch jedoch nicht obligat sind dysphagische Beschwerden für feste Nahrung, die nicht selten zu einer Bolusobstruktion führen (> 30% der Fälle).

→ II: Oft sind die Patienten an ihre Symptome adaptiert und essen, langsamer, kauen gründlicher, meiden trockene Speisen, um die Nahrungspassage zu erleichtern.

→ III: Auch können refluxähnliche Beschwerden wie retrosternale Schmerzen und Sodbrennen, die von der GERD abgegrenzt werden müssen, auftreten.

 

Klinisch-relevant: Besonders bei der eosinophilen Ösophagitis spricht bei einem Großteil der Patienten die Applikation von Protonenpumpen-Inhibitoren nicht auf Sodbrennen an.

 

IV: Bei Kindern manifestieren sich zumeist unspezifische Symptome wie Nahrungsverweigerung, abdominale Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und nicht zuletzt Gedeihstörungen.

 

Diagnose: Die Diagnose erfolgt ausschließlich durch das Zusammenspiel von klinischer Symptomatik, Endoskopie und Histologie.

→ I: Makroskopie: Mittel der Wahl und Goldstandard in der Diagnostik der EoE ist die Ösophagogastroduodenoskopie mit konsekutiver Probeentnahme (Stufenbiopsie des gesamten Ösophagus mit mindestens 6 Biopsien, möglichst gezielt aus sichtbaren Läsionen).

→ 1) Makroskopisch zeigen sich primär longitudinal verlaufende Furchen und Rillen sowie weißes Exsudat und eine ödematöse Mukosa. Im weiteren Verlauf bilden sich ringförmige Einschnürungen mit Trachealisierung des Ösophagus (Baumring-Aspekt) und Strikturen als Ausdruck fibrotischer Umbauprozesse aus.

→ 2) Im Spätsadium ist die Ösophagusschleimhaut sehr fragil und leicht blutend und wird als „ Krepppapier-Mukosa“ bezeichnet.

→ 3) Die makroskopischen Veränderungen sind charakteristisch, können in beliebiger Kombination auftreten oder gänzlich fehlen, sodass eine endoskopische Diagnose nicht immer sicher gestellt werden kann (Histologie).

1287 Endoskopische klassifikation der eosinophilen Ösophagitis

II: Mikroskopie: Histopathologisch zeigen sich charakteristischerweise vermehrte Infiltrate mit eosinophilen Granulozyten mit einer Dichte von > 15 pro Hauptgesichtsfeld (HPF), Mikroabszesse (= oberflächliche Ansammlungen von eosinophilen Granulozyten) und eine Basalzonenhypertrophie.

1288 Schematische Darstellung der makroskopischen und mikroskopischen Veränderungen bei der EoE

III: Labor: Hat keine große Bedeutung; nicht selten zeigt sich eine leichte Eosinophilie im Differenzialblutbild (50% der Erwachsenen) und bei bis zu 70% der Betroffenen ein erhöhtes Serum IgE.

 

→ Differenzialdiagnose: Von der eosinophilen Ösophagitis müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:

→ I: Gastroösophageale Refluxkrankheit, aber auch Achalasie, diffuser Ösophagusspasmus und das Ösophaguskarzinom.

→ II: Angina pectoris und der Myokardinfarkt.

 

→ Therapie: In der Behandlung der eosinophilen Ösophagitis sind nachfolgende Therapieziele von besonderer Bedeutung:

1286 Therapieziele der eosinophilen Ösophagitis

→ I: Mittel der ersten Wahl ist die Behandlung mit topischen Kortikosteroiden.

→ 1) Hierfür existiert seit 2018 eine orodispersible Applikationsform von Budenosid als 1 mg Schmelztabletten.

→ 2) Diese wird nach den Mahlzeiten morgens und abends ohne Flüssigkeit für 2 min bis zur Auflösung zwischen Zunge und Gaumen gehalten und geschluckt; für 30 min darf anschließend nicht gegessen und getrunken werden.

→ 3) Die Therapiedauer sollte mindestens 6-12 Wochen betragen, wobei es nach 6 Wochen in > 90% zur histologischen Remissionsrate und nach 12 Wochen kumulativ in > 85% zur histologischen und klinischen Remission kommt.

→ 4) Eine Dauertherapie mit Budenosid ist möglich, jedoch kann sich eine Candidiasis des Ösophagus manifestieren.

→ II: In der Behandlung mit PPI weist nur bei einem geringen Anteil der Patienten mit eosinophiler Ösophagitis eine klinischen und histologischen Remission auf (in manchen Fällen ist eine initiale PPI-Therapie zur differenzialdiagnostischen Unterscheidung zur GERD möglich).

→ III: 6-Food-Eliminationsdiät: (SFED) Hierbei wird innerhalb von 6 Wochen durch Verzicht auf Weizen, Kuhmilch, Eier, Meeresfrüchte, Nüsse und Soja in 70% der Fälle eine Remission erreicht. Anschließend erfolgt eine gezielte Exposition, um den Trigger zu identifizieren, der von dem Zeitpunkt gemieden werden sollte. Häufigste Trigger sind Weizen und Kuhmilch.

→ IV: Des Weiteren existiert eine Phase-3-Studie, bei der der monoklonale Antikörper Dupilumab (anti IL4/IL13) eine hohe Wirksamkeit in Bezug auf Symptome, Endoskopie und Histologie von Patienten mit EoE aufweist.

→ V: Die endoskopische Dilatationstherapie ist ausschließlich bei symptmatischer narbiger Stenosierung indiziert. Trotz z.T. sehr langstreckiger Stenosen ist die Perforationsgefahr bei Bougierung der EoE im Vergleich zu anderen Indikationen relativ gering.

 

Prognose: Die eosinophile Ösophagitis ist mit derzeitigen Therapieoptionen nicht heilbar.

→ I: So ist die Rezidivrate insgesamt sehr hoch, beträgt bei der topischen Steroid-Behandlung ca. 50% und bei der 6-Food-Eliminationsdiät sogar 100% im ersten Jahr.

II: In der Mehrzahl der Fälle kann jedoch langfristig eine symptomatische Linderung erreicht werden.