→ Definition: Beim Liddle-Syndrom handelt es sich um eine autosomal-dominant vererbte (auf Chromosom 16 lokalisierte) Erkrankung mit Mutation der Beta- und Gamma-Subeinheiten des Amilorid-sensitiven epithelialen Natriumkanals (ENaC) im renalen Sammelrohr (bzw. distalen Tubulus) und konsekutiver pathologischer Retention von Natrium und Wasser (sowie eine hypokalämische Alkalose).
→ Epidemiologie: Das Liddle-Syndrom stellt eine seltene Erkrankung dar; die Häufigkeit wird anhand von Studien bei 6% der Patienten mit arterieller Hypertonie vermutet, jedoch bedarf es noch weiterer Überprüfung.
→ Ätiopathogenese:
→ I: Ursache ist eine autosomal-dominant vererbte Hyperaktivität bzw. Dichte-Zunahme der epithelialen (luminal-gelegenen) Natriumkanäle im Bereich der apikalen Membran der distalen Tubuli/Sammelrohre.
→ II: Durch eine Mutation der Beta- und Gamma-Untereinheiten der Kanäle entwickelt sich eine Störung mit fehlender Inaktivierung dieser (sodass die Kanäle länger offen bleiben).
→ III: Folge: Ist eine pathologische Retention von Natrium und Wasser (= Volumenexpansion) sowie eine vermehrte Sekretion von Kalium (mit Hypokaliämie und metabolischer Alkalose).
→ Klinisch-relevant: Charakteristikum ist ein deutlich erniedrigte Plasmakonzentration und Urinausscheidung von Aldosteron und dessen Metaboliten. Die klinische Symptomatik tritt zumeist schon im Jugendalter auf.
→ Klinik: Wird auch als Pseudo-Hyperaldosteronismus bezeichnet und weist eine charakteristische Symptomtrias auf, bestehend aus:
→ I: Arterieller Hypertonie durch Natrium- und Wasser-Retention (Volumenexpansion).
→ II: Hypokaliämie mit Muskelschwäche, Parästhesien und evtl. Paresen.
→ III: Metabolische Alkalose mit pH ↑, Bikarbonat (akutell) ↑, Bikarbonat (Standard) ↑, Base excess ↑ und pCO2 normal (bei der teilweis-kompensierten Form ist es ↑).
→ Diagnose:
→ I: Anamnese, klinische Untersuchung. Häufig ist der Blutdruck schon im Jugendalter deutlich erhöht.
→ II: Labor:
→ 1) Elektrolyte: Man findet typischerweise eine Hypernatriämie, Hypokaliämie sowie eine metabolische Alkalose.
→ 2) Aldosteron: und Renin sind im Plasma charakteristischerweise erniedrigt.
→ III: Die definitive Diagnose des Liddle-Syndroms erfolgt aber erst über die molekulargenetische Untersuchung mittels PCR und DNA-Sequenzierung der für die Kompontenten des Natriumkanals kodierenden Gene.
→ Differenzialdiagnose: Vom Liddle-Syndrom müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:
→ I: Lakritzabusus: Anamnestischer Ausschluss eines Lakritzabusus.
→ II: Primärer Hyperaldosteronismus: (= Morbus Conn) Hierbei jedoch ist die Plasmakonzentration von Aldosteron erhöht.
→ III: Adrenogenitales Syndrom mit Salzretention.
→ Therapie:
→ I: Diese erfolgt konservativ durch diätische natriumarme Kost und Kaliumsubstitution.
→ II: Medikamentös kann die arterielle Hypertonie und Hypokaliämie mit einem kaliumsparenden Diuretikum, wie Amilorid oder Triameteren (in einer Dosis von 5-10mg/kgKG/d), gut behandelt werden.
→ III: Das Liddle-Syndrom spricht überhaupt nicht auf eine medikamentöse Therapie mit einem Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten wie Spironolacton an, da es sich um eine Post-Rezeptor-Störung handelt.