→ Definition: Bei den kaliumsparenden Diuretika handelt es sich um eine Gruppe von organischen Kationen zu denen Amilorid und Triamteren zählen. Sie gehören zu den low-ceiling Diuretika.
→ Wirkungsmechanismus:
→ I: Hauptwirkungsmechanismus der kaliumsparenden Diuretika ist die Blockade der epithelialen (aldosteronunabhängigen) Na+-Kanäle im späten distalen Tubulus und Sammelrohr auf luminaler Seite mit konsekutivem Anstieg der Natrium-Ausscheidung um 2-3% der primär filtrierten Natriummenge (und verminderter K+-Ausscheidung). Hierbei weist Amilorid eine 10-fach höhere Potenz als Triamteren auf.
→ II: Zur ausgleichenden Ladungsbilanz wird die Kalium-Sekretion vermindert, wodurch diese Diuretika ihren Namen erlangen.
→ Indikation: Die kaliumsparenden Diuretika sind in Deutschland ausschließlich als Kombinationstherapeutikum mit Hydrochlorothiazid (bzw. Schleifendiuretika) zur Vermeidung einer Hypokaliämie zugelassen. Wichtige Indikationen sind:
→ I: Langzeitbehandlung der arteriellen Hypertonie. Hierbei wird die durch die Thiazid-Saluretika verursachte Hypokaliämie kompensiert, während der natriuretische Effekt gesteigert wird.
→ II: Eine weitere wichtige Indikation ist die Behandlung von kardialen, renalen und hepatischen Ödemen (häufig in Kombination mit den Schleifendiuretika), bei denen eine verminderte Kalium-Ausscheidung erwünscht ist.
→ III: Sowohl Amilorid als auch Triamteren können bei der Behandlung des Lithium-induzierten nephrogenen Diabetes insipidus eingesetzt werden, da beide Substanzen im Sammelrohr nicht nur die Na+- sondern auch die Lithium-Rückresorption (erfolgt auch über die Na+-Kanäle) hemmen.
→ Pharmakokinetik: Allgemein werden die beiden kaliumsparenden Diuretika im proximalen Tubulus durch spezifische Transporter für organische Kationen sezerniert und entwickeln hier (luminal) ihre Wirkung.
→ I: Amilorid: Nach oraler Applikation wird Amilorid nur wenig enteral resorbiert (15-30%), weist eine Wirkungsmaximum nach 6 Stunden und eine -dauer von 24 Stunden auf. Es wird zum Großteil unverändert renal (aber auch hepatisch) eliminiert.
→ II: Triamteren:
→ 1) Wird ausschließlich per os appliziert und entwickelt die maximale diuretische Wirkung nach 2 Stunden.
→ 2) Die Bioverfügbarkeit liegt bei Triamteren bei ca. 30%.
→ 3) Im Organismus wird dieses kaliumsparende Diuretikum hydroxyliert und an Schwefelsäure gekoppelt. Der entstandene Metabolit besitzt die gleiche Wirksamkeit am Na+-Kanal.
→ 4) Die Elimination erfolgt sowohl renal als auch hepatisch.
→ Nebenwirkungen: Wichtige und z.T. schwerwiegende Nebenwirkungen bei der Behandlung mit den beiden Pharmaka sind:
→ I: Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelkrämpfe, gastrointestinale Beschwerden mit Übelkeit, Erbrechen und Diarrhoe sowie Hautausschläge.
→ II: Insbesondere Triamteren kann Lichtdermatosen und eine Glukoseintoleranz hervorrufen.
→ III: Weitere bedeutende Nebenwirkungen sind Hyponatriämie, Hyperkaliämie, Bradykardie bis hin zum Herzstillstand und eine megaloblastäre Anämie (bedingt durch den Folsäureantagonismus).
→ IV: Auch Überempfindlichkeitsreaktionen sind bei den kaliumsparenden Diuretika bekannt.
→ Klinisch-relevant: Insbesondere die gleichzeitige Gabe von Kaliumsalzen, Aldosteron-Rezeptor-Antagonisten, ACE-Hemmern oder NSAR können das Risiko für eine Hyperkaliämie deutlich erhöhen.
→ Kontraindikationen: Wichtige Kontraindikationen für die Behandlung mit kaliumsparenden Diuretika sind:
→ I: Hyperkaliämie, aber auch Hypovolämie und Hyponatriämie.
→ II: Schwere Leberfunktionsstörungen,
→ III: Schwere Niereninsuffizienz mit einer glomerulären Filtrationsrate < 30ml/min, da die Gefahr für schwere Hyperkaliämie besteht.
→ IV: Schwangerschaft und Stillzeit.
→ Wechselwirkungen:
→ I: Die Kombination aus blutdrucksenkenden Pharmaka wie Antihypertensiva z.B. Beta-Blocker, Nitrate, trizyklische Antidepressiva führt zu einer Addition der blutdrucksenkenden Wirkung.
→ II: Kalium, ACE-Hemmer und weitere kaliumsparende Pharmaka erhöhen den Kaliumspiegel.
→ III: Eine Hyperkaliämie vermindert die Wirkung von Digitalis.
→ IV: Lithium und curarewirksame Muskelrelaxantien vermindern die renale Elimination kaliumsparender Diuretika und verstärken konsekutiv deren Wirkung. Zudem manifestiert sich eine erhöhte Neuro- und Kardiotoxizität des Lithiums.
→ V: Orale Antidiabetika führen bei einer Kombinationstherapie zur Wirkungsabschwächung.