Definition: Bei Calcitonin handelt es sich um ein Polypeptid, bestehend aus 32 Aminosäuren, das hauptsächlich in den parafollikulären C-Zellen der Schilddrüse (SD), aber auch in geringen Mengen in der Nebenschilddrüse und im Thymus gebildet und Plasma-Ca2+-Konzentrationen über die obere Grenze der Norm ausgeschüttet wird.

→ Wirkungsmechanismus: Während das Parathormon und Calcitriol die Regulatoren des Kalziumstoffwechsels sind, dient Calcitonin als Modulator, der bei Hyperkalzämie zu einer raschen Senkung der Plasmakonzentration führt. Calcitonin wird von den C-Zellen der Schilddrüsen bei erhöhter Serum-Kalziumkonzentration ausgeschüttet. Durch Bindung an einen Rezeptor (G-Protein vermittelt) hemmt es direkt die Osteoklasten-Aktivität und konsekutiv die Kalziumdreisetzung aus dem Knochen. Zudem fördert Calcitonin:

→ I: Die renale Kalziumausscheidung (sowie die Mg2+, K+ und Na+-Ausscheidung).

→ II: Den Kalziumeinbau in das Hydroxylapatit des Knochens.

  Klinisch-relevant: Calcitonin ist der Gegenspieler des Parathormons; das in den Nebenschilddrüsen gebildete PH erhöht die Serumkalzium-Konzentration durch:

→ A) Vermehrte enterale Kalziumrückresorption,

→ B) Förderung der Mobilisation von Kalium und Phosphat aus dem Knochen und

→ C) Erhöhung der tubulären Rückresorption von Kalzium und Phosphat.

 

Wirkung: Des Calcitonins:

→ I: Senkung der Serum-Kalziumkonzentration (siehe oben),

→ II: Förderung des Kalziumeinbaus in den Knochen und

→ III: Zentral-analgetische Wirkung bei osteoporotischen oder tumorbedingten Knochenschmerzen.

 

Indikation: Wichtige Indikationsstellungen für Calcitonin sind insbesondere:

→ I: Osteoporose und Morbus Paget.

II: Hyperkalzämie,

→ III: Tumorhyperkalzämie und Knochenschmerzen bedingt durch Knochenmetastasen oder Osteoporose.

→ IV: Primärer Hyperparathyreoidismus und

→ V:  Bezüglich des komplexen regionalen Schmerzsyndroms kann es (z.B. als Nasenspray) die Prognose bei frühzeitigem Einsatz positiv beeinflussen.

→ VI: Applikationsform:

→ 1) Nasal: Nasenspray,

→ 2) Parenteral: Subkutan, intramuskulär oder intravenös.

 

Dosierung:

→ I: Bei Osteoporose und Morbus Paget empfiehlt sich eine Dosierung von 100IE s.c. oder i.m. täglich; die spätere Erhaltungsdosis liegt bei 50-100IE/ jeden 2. Tag.

→ II: Hyperkalzämie: 5-10IE/kgKG/d s.c. oder i.m.; bei hyperkalzämischer Krise 5-10IE/kgKG/d i.v.

→ III: Bei Morbus Sudeck 100IE s.c. oder i.m./d über 2-4 Wochen, anschließend 100IE s.c./i.m. 3X pro Woche.

→ IV: Tumorbedingte Knochenschmerzen: 100-200IE s.c./i.m. pro Tag in 2 Einzelgaben.

 

  Pharmakokinetik:

→ I: Da Calcitonin ein Peptidhormon ist, ist es nur bei parenteraler Applikation biologisch verfügbar.

→ II: Der maximale Wirkungsspiegel wird innerhalb der ersten Stunde erreicht.

→ III: Der Effekt von Clacitonin auf den Ca2+-Stoffwechsel hält ungefähr 8 Stunden an.

→ IV: Der metabolische Abbau erfolgt in der Niere durch Proteolyse und anschließender renaler Elimination.

 

Nebenwirkungen:

→ I: Häufigste Nebenwirkung ist die Gesichtsrötung (flush) mit Wärmegefühl in den Extremitäten.

→ II: Insbesondere bei der Langzeittherapie tritt relativ häufig eine Abnahme der (medikamentösen) Wirksamkeit auf. 

→ III: Weitere Symptome: Sind u.a. Übelkeit, Erbrechen, Diarrhroe und selten Urtikaria. 

 

Kontraindikationen: Sind u.a.

→ I: Schwangerschaft und Stillzeit, sowie

→ II: Eine Hypokalzämie.