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- Geschrieben von: CF
- Kategorie: Bakterielle Erkrankungen der Haut
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→ Definition: Bei der Phlegmone handelt es sich um eine akut eitrige, sich schrankenlos ausbreitende bakterielle Entzündung (subkutan, subfaszial und intramuskulär) mit konsekutiver Gewebseinschmelzung. Sie führt charakteristischerweise zur Nekrose und Destruktion oft größerer Gewebspartien mit der Gefahr der Entwicklung einer Sepsis.
→ Ätiopathogenese:
→ I: Häufige Keime sind Streptokokken (z.B. der Gruppe A) und Staphylokokken (z.B. Staphylokokkus aureus), aber auch weitere Keime wie gram-negative Bakterien (E. coli, Klebsiellen, etc.), die durch Inokulation der Keime aufgrund eines Stiches oder per continuitatem aus der Umgebung entstehen. Weitere wichtige Ursachen sind tiefe Traumen wie Stich- und Operationswunden, tiefe Substanzdefekte wie Ulcus cruris, diabetisches Gangrän, aber auch weitere Infektionsherde wie Bursitis, septische Thrombophlebitis (Z.n. Drogeninjektion), Furunkel, etc.
→ II: Die Ausbreitung erfolgt über den raschen Einbruch in Blut- und Lymphgefäße.
→ Klinik: Das klinische Bild der Phlegmone entwickelt sich langsam über Tage:
→ I: Allgemeinsymptome mit Fieber, Abgeschlagenheit schwerem Krankheitsgefühl, evtl. Nausea.
→ II: Lokal: Die Phlegmone ist eine tiefgreifende sehr schmerzhafte entzündliche Schwellung, die im Vergleich zum Erysipel häufig unscharf begrenzt ist.
→ 1) Das Ödem ist voluminös, teigig weich und in der Tiefe können sich eitrige Einschmelzungen entwickeln.
→ 2) Die Haut weist einen dunkellividen Farbcharakter auf und es können sich blasige Läsionen sowie Nekrosen manifestieren.
→ 3) Häufig manfestieren sich eine begleitende Lymphangitis und Lymphadenitis.
→ III: Prädilektionsstellen: Sind insbesondere die Beine, Bauchwand (nach Operationen; zumeist aufgrund von gram-negativen Keimen) und die Perianalregion (häufig mit Fistelbildung).
→ Diagnose: Die Diagnose der Phlegmone wird klinisch gestellt.
→ I: Labor:
→ 1) Es zeigt sich eine deutliche Leukozytose, eine sehr hohe Senkung sowie eine Erhöhung er Akutphasenproteine.
→ 2) Zur Keimbestimmg bzw. differenzialdiagnostisch sollte nach Inzision die Anlage einer Bakterienkultur erfolgen.
→ II: Bildgebende Verfahren wie die MRT sind zur diagnostischen Eingrenzung hilfreich.
→ Differenzialdiagnose: Von der Phlegmone müssen insbesondere nachfolgende dermatologische Erkrankungen abgegrenzt werden.
→ I: Erysipel,
→ II: Nekrotsierende Fasziitis sowie
→ III: Gasbrand (Krepitationen) und Milzbrand.
→ Therapie:
→ I: Symptomatische Lokaltherapie wie Bettruhe, Hochlagerung und feuchte Verbände mit antiseptischen Zusätzen, aber auch eine allgemeine Thromboseprophylaxe mit z.B. Heparin.
→ II: Medikamentöse Therapie: Hierbei steht die hochdosierte Gabe eines Antibiotikums nach Antibiogramm im Vordergrund; initial kann ein penicillinasefestes Penicillin appliziert werden. Bei schweren Krankheitsverläufen wird u.a. Cefriaxon in einer Dosierung von 1x 2g/d intravenös verabreicht.
→ III: Chirurgische Therapie: Ein frühzeitiges chirurgisches Vorgehen mit breiter Inzision und Drainage ist insbesondere bei Mundboden- und Sehnenscheidenphlegmonen indiziert, da sie durch Einschmelzung und Nekrose zur Destruktion der Gefäß-Nerven-Strängen und Muskulatur führen.
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- Kategorie: Bakterielle Erkrankungen der Haut
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→ Definition: Beim Erysipel handelt es sich um eine hochakute, scharf begrenzte und schmerzhafte, Entzündung der Lymphgefäße in der Haut (Corium), verursacht insbesondere durch eine Infektion mit beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A, Streptokokkus pyrogenes oder seltener durch den Staphylokkokus ausreus bzw. eine Mischinfektionen.
→ Epidemiologie: Es stellt eine häufige in allen Altergruppen auftretende Infektionskrankheit, die durch das Eindringen von Streptokokken durch eine Hautläsion (Eintrittspforte) verursacht wird.
→ Ätiopathogenese:
→ I: Lokalisation: Eintrittspforten sind Bagatellverletzungen wie kleinste Ulzerationen, kleinste Hautverletzungen wie Rhagaden und Hautabschürfungen, Fissuren, Mazerierungen der Haut, z.T. nicht eruierbar. Häufige Lokalisationen sind die untere Extremität (z.B. Fuß, Unterschenkel), das Gesicht und die Hände.
→ II: Pathogenese:
→ 1) Charakteristischerweise zeigt sich eine ödematöse Auflockerung des Coriums und subkutanen Bindegewebes mit Einlagerung von Streptokokken, Granulozyten, Lymphozyten und Monozyten.
→ 2) Risikofaktoren: Sind insbesondere lokale Durchblutungsstörungen, arterielle Verschlusskrankheit, chronisch-venöse Verschlusskrankheit, Immunsuppression unterschiedlicher Genese, Diabetes mellitus, etc.
→ Klinik: Plötzlicher akuter Beginn des Erysipels mit Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und schwerem Krankheitsgefühl.
→ I: Scharf-begrenzte, flächenhafte Rötung der Haut mit zungenförmigen bzw. flammenartigen Ausläufern. Die Haut ist charakteristischerweise gespannt und glänzend.
→ II: Ödematöse plateauartige Schwellung, Überwärmung und Schmerzhaftigkeit der betroffenen Extremität.
→ III: Zumeist manifestiert sich eine regionäre Lymphadenitis.
→ IV: Verlaufsformen: Es existieren verschiedene klinische Verlaufsformen des Erysipels (zudem neigt das Erysipel zu Rezidiven, insbesondere wenn die Eintrittspforte nicht ausgeschaltet wird):
→ 1) Bullöses (= Erysipelas bullosum)
→ 2) Ekchymatöses,
→ 3) Hämorrhagisches (= Erysipelas haemorrhagicum)
→ 4) Nekrostisierndes bzw. gangränisierendes und (= Erysipelas gangraenosum)
→ 5) Abszedierendes Erysipel.
→ V: Der Krankheitsverlauf des Erysipels ist zumeist selbstlimitierend; ohne Therapie kommt es nach mehreren Wochen, insbesondere bei umkompliziertem Verlauf, zur Restitutio ad integrum, jedoch bleibt immer eine hohe Rezidivrate (mit Gefahr der Entwicklung eines chronisch-rezidivierenden Erysipels) bestehen.
→ Komplikationen: Wichtige und z.T schwerwiegende Komplikationen beim Erysipel sind u.a.:
→ I: Eine Akutkomplikation ist insbesondere die Ausbildung einer Phlegmone (= Erysipelphlegmone: Histologisch zeigt sich einer schüttere neutrophile Durchsetzung der papillären Dermis in den Lymphspalten).
→ II: Streptokokkensepsis mit Endokarditis, Myokarditis, Glomerulonephritis und nicht zuletzt Meningitis.
→ III: Thrombophlebitis und Phlebothrombose etc.
→ IV: Hartnäckige Rezidive sowie die Gefahr der Obliteration abführender Lmyphgefäße mit konsekutivem Lymphstau und gigantischer Schwellung des betroffenen Körperteils, zumeist der unteren Extremität (= Elephantiasis nostra: Die bizarr geschwollene und verformte Extremität erscheint aufgrund einer reaktiven verrukösen epidermalen Hyperplasie höckrig)
→ Diagnose:
→ I: Anamnese und klinische Untersuchung mit charakteristischer, scharf-begrenzter, flächenhafter und schmerzhafter Rötung und Überwärmung der Haut sowie Fieber.
→ II: Labor: Mit Leukozytose (bis 20000), stark erhöhte BSG sowie CRP-Erhöhung.
→ Differenzialdiagnose: Vom Erysipel müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:
→ I: Tiefe Beinvenenthrombose und postthrombotische Syndrom,
→ II: Nekrotisierende Fasziitis,
→ III: Lyme-Borreliose und angioneurotisches Ödem und nicht zuletzt
→ IV: Stauungsdermatitis sowie akut allergische oder toxische Kontaktdermatitis.
→ Therapie: Da es sich beim Erysipel um eine rein intrakutane Infektion handelt, ist eine konservative Behandlung indiziert; hierzu zählen u.a.:
→ I: Allgemeinmaßnahmen: Lokale Antiseptika-Behandlung, Bettruhe, Hochlagerung und Kühlung sowie die Abklärung einer Tetanus-Impfung sind obligat. Des Weiteren muss die Sanierung der Eintrittpforte erfolgen.
→ II: Medikamentöse Therapie:
→ 1) Hochdosierte intravenöse Applikation von Penicillin G (3x 5Mio. IE/d) oder V (3x 1,2Mega/d p.o.) über mindestens 10-(14) Tage stellt die Behandlung der ersten Wahl dar.
→ 2) Bei Penicillinallergie alternativ Gabe eines Cephalosporins der 2-3 Generation oder Makrolids (z.B. Clarithromycin, Erythromycin).
→ 3) Bei Mischinfektionen (z.B. begleitender Staphylokokkeninfektion) erweiterte Antibiosetherapie mit z.B. penicillinasefesten Antibiotika (z.B. Flucloxacillin 4-8mg oder Sulbactam 3-4g).
→ 4) Bei häufigen Rezidiven muss eine prophylaktische Langzeittherapie mit Depotpenicillin (z.B. Tardocillin) erwogen werden.
→ Prognose: Das Erysipel neigt trotz vollständiger Ausheilung zu schwerwiegenden Rezidiven, gerade wenn der Lymphabfluss durch z.B. Obliteration gestört ist.