Definition:

→ I: Beim Subclavian-Steal-Syndrom handelt es sich um eine Stenose bzw. Verschluss der A. subclavia (rechts Truncus brachiocephalicus) proximal des Abgangs der A. vertebralis mit konsekutiver Flussumkehr in der A. vertebralis zugunsten der Armversorgung.

→ II: Folge ist eine intermittierende, symptomatische Minderperfusion (= Ischämie) des vertebrobasilären Stromgebietes.

→ III: Subclavian-Steal-Phänomen: Ist definiert als ein sonographischer und angiographischer Nachweis einer Blutflussumkehr ohne begleitende klinische Symptomatik.

 

  Epidemimologie: Das Syndrom tritt deutlich seltener auf als die Stenose der A. carotis. Mit 70% der Fälle ist die linke Arterie deutlich häufiger betroffen als die rechte Seite. 

 

Pathophysiologie:

→ I: Gerade unter physischer Belastung des Arms (= Arbeit) kommt es durch den Abfall des Perfusionsdrucks distal der Stenose zur Flussumkehr in der ipsilateralen A. vertebralis zugunsten der gleichseitigen A. axillaris.

→ II: Bei ansonsten intakter Hirnperfusion kann die Minderdurchblutung kompensiert werden.

→ III: Besteht jedoch zusätzlich eine Karotisstenose oder eine andere Gefäßanomalie z.B. des Circulus Willisi werden entsprechende klinische Symptome hervorgerufen.

826 Schematische Darstellung des Subclavia Steal Syndroms

 

Ätiologie: Folgende Ursachen können zu einem Subclavian-Steal-Syndrom führen:

→ I: Arteriosklerose,

→ II: Takayasu-Syndrom

→ III: Aortendissektion,

→ IV: Thracic-outlet-Syndrom mit Kompression der A. subclavia.

 

Klinik: Gerade unter physischer Belastung des Armes tritt die Symptomatik auf:

→ I: Arm-betonte Symptome: Schwäche, Schmerzen, kalte, blasse Haut, Parästhesien sowie Claudicatio des Arms unter Belastung.

→ II: Neurologische Symptome: Es handelt sich um Hirnstammsymptome aufgrund einer Minderperfusion wie z.B. Schwindel, plötzliches Hinstürzen (= drop attacks), Ohrgeräusche, Ataxie, Sehstörungen wie Doppelbilder und Nystagmus, Sprachstörungen, Synkope aber auch Parästhesien und Paresen.

 

Diagnose:

→ I: Anamnese/klinische Untersuchung:

→ 1) Abgeschwächter bis aufgehobener Radialispuls,

→ 2) Blutdruckseitendifferenz von > 20-30mmHg an den oberen Extremitäten (linke - zur rechten Seite).

→ 3) Auskultatorisch lässt sich ein extrakardiales Pressstrahlgeräusch im supra- und infraklavikulären Bereich nachweisen.

→ II: Bildgebende Verfahren:

→ 1) Sonographie: Farbduplex-Sonographie zur direkten Darstellung der Stenose bzw. zum Nachweis einer Flussumkehr in der A. vertebralis.

→ 2) MR-/konventionelle Angiographie: Darstellung des proximalen Verschlusses der A. subclavia sowie Darstellung von Gefäßanomalien bzw. einer Flussumkehr.

 

→ Differenzialdiagnose: Vom Subclavia-Steal-Syndrom abzugrenzen sind u.a.:

→ I: Apoplektischer ischämischer Insult,

→ II: Multiple Sklerose, etc.

 

  Therapie:

I: Bei asymptomatischen Zufallsbefunden ist keine interventionelle oder operative Therapie indiziert.

→ II: Interventionell: Bei symptomatischen Subclavian-Steal-Syndrom ist das Mittel der Wahl die PTA (= Perkutane-transluminale-Angioplastie) mittels Ballonkatheter und konsekutiver Stentimplantation. Der Zugang erfolgt entweder transfemoral oder über die A. brachialis.

→ III: Operativ: Eine Operation ist nur bei sehr ausgeprägter Symptomatik indiziert. Mögliche Behandlungsoptionen sind:

→ 1) Transposition der A. subclavia in die ipsilaterale A. carotis communis.

→ 2) Karotis-Subklavia-Bypass. Als Bypass-Gefäß kann die V. saphena oder ein künstliches Implantat verwendet werden.

 

→ Komplikationen: Intraoperative Komplikationen sind vor allem Verletzungen des:

→ I: Ductus thoracicus,

→ II: Ganglion stellatum,

→ III: Nervus vagus sowie

→ IV: Der Pleurakuppel.