Epidemiologie:

→ I: Das Bronchialkarzinom ist mit 25% nach dem Prostata-Ca die 2. häufigste Tumorerkrankung beim Mann. 

→ II: Bei der Frau nach dem Mamma- und dem Kolon- bzw. kolorektalen Karzinom, die 3. häufigste Tumorerkrankung, wobei die Tendenz steigend ist.

→ III: Der Manifestationsgipfel liegt zwischen dem 55.-60. Lebensjahr; sehr selten findet man es auch vor dem 40. Lebensjahr.

 

Ätiologie:

→ I: Häufigste Ursache mit 85% ist das Rauchen. Hierbei ist das Erkrankungsrisiko um das 12-20 fache erhöht. Das Karzinomrisiko wird durch die "pack-years" (= Anzahl der Zigaretten/Tag x der Anzahl der Jahre) bestimmt; 40 pack-years bedeutet ein 10-fach erhöhtes Krebsrisiko.

II: Berufliche Karzinogene: Wie Asbest, Arsen, Chromverbindungen, Nickel, Dichlordiethylsulfid, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Radon und Uran ( Schneeberger-Lungenkrebs)

III: Andere Ursachen:

→ 1) Lungennarben, verursacht z.B. durch eine TBC-Infektion, können zu einem Kavernen-CA führen.

2) Genetische Disposition: Patienten, bei denen ein Elternteil an einem Lungen-CA erkrankte, weisen ein 2-3-fach erhöhtes Risiko auf infolge einer Genvariante auf Chromosom 14.

→ 3) Gerade beim Adenokarzinom findet man häufig auch keine Ursachen.

 

Lokalisation:

→ I: Zentrales Bronchial-Ca: Liegt hilusnah; es handelt sich hierbei meist um ein kleinzelliges - oder ein Plattenepithel-Ca und ist mit 70% die häufigste Lokalisation.

→ II: Peripheres Bronchial-Ca: (25%) Zeigt sich radiologisch als peripherer Rundherd; eine Sonderform ist der Pancoast-Tumor.

III: Diffus wachsendes Karzinom: Mit ca 3% sehr selten. Es handelt sich um ein Alveolarzell-Ca.

 

 Klassifikation: Die histologische Klassifikation unterscheidet grob zwischen einem kleinzelligen Bronialkarzinomen (= SCLC) und einem nicht-kleinzelligen Bronchial-(NSCLC).

→ I: Kleinzelliges Brochial-Ca: Manifestiert sich in 15% der Fälle und ist zumeist zentral lokalisiert. Es weist eine schlechte Prognose auf, da es zur Diagnosestellung in > 80% metastasiert ist (Tumorverdopplungszeit 10-50 Tage). Evtl. Nachweis eines paraneoplastischen Syndroms, infolge einer tumorbedingten Hormonproduktion.

II: Nicht-kleinzelliges Bronchial-Ca: Liegt in in 85% der Fälle vor. Hierbei unterscheidet man histologisch zwischen einem:

→ 1) Plattenepithel-Ca: (basaloid, papillär und klarzellig). Es ist mit 40 % das häufigste Bronchial-Ca mit zentraler Lokalisation. Die Tumorverdopplungszeit beträgt ca. 300 Tage.

→ 2) Adenokarzinom: (bronchoalveolär, basaloid, papillär,azinär). Besteht in 35% der Fälle, wobei auch Nichtraucher davon betroffen sind. Frauen sind häufiger betroffen; es entwickelt sich oftmals aus Narbengewebe (z.B. nach TBC).

3) Großzelliges Bronchial Ca: (Basaloid, klarzellig, großzellig-neuroendokrin) Findet man in ca. 10% der Fälle.

→ 4) Seltene Bronchial-Ca: Adenosquamöses, Sarkomatoides, Karzinoidtumor, etc.

→ III: Histologische Grading:

→ 1) G1: Gut differenziert,

→ 2) G2: Mäßig differenziert,

→ 3) G3: Schlecht differenziert und

→ 4) G4: Undifferenziert.

 

Klinisch-relevant:

→ A) G1-G3: Besteht gerade beim Plattenepithel-Ca, Adenokarzinom und beim adenosquamösen Ca.

→ B) G4: Vorwiegend beim groß- und kleinzelligen Bronchial-Ca.

 

Metastasierungswege: Das Bronchial-Ca metastasiert primär lymphogen. Die hämatogene Metastasierung erfolgt frühzeitig beim kleinzelligen Karzinom, wobei die Hauptlokalisationen in Leber > Gehirn > Nebennierenrinde > Knochen (WS) sind.

 

Klinik:

→ I: Frühsymptome: Sind meist uncharakteristisch wie Husten mit Auswurf, evtl. Dyspnoe und Thoraxschmerzen.

II: Eine Zunahme der Hustenfrequenz, Hämoptysen, therapieresistente Erkältungserkrankungen und rezidivierende Pneumonien bei Patienten > 40 Jahre sind immer Karzinom-verdächtig.

III: Spätsymptome: Hämoptysen, obere Einflussstauung (durch Infiltration der V cava superior), Heiserkeit (Infiltration in den N. recurrens), Schluckstörungen bei Affektionen des Ösophagus, Belastungsdyspnoe bei Pleuraerguss (meist blutig), Perikarderguss mit körperlicher Schwäche, sowie Schmerzen bei Knochenmetastasen und neurologische Störungen bzw. Krampfanfälle bei Hirnmetastasen.

IV: Paraneoplastisches Syndrom: Es bildet sich oftmals beim kleinzelligen Bronchialkarzinom durch Produktion Hormon-ähnlicher Substanzen. Hierzu gehören:

→ 1) Cushing-Syndrom: Durch ektope Bildung von ATCH. Häufigste Form des paraneoplastischen Syndroms.

→ 2) Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion: Mit massiver Hyponatriämie bei niederger Serumosmolarität und hoher Urinosmolarität.

3) Hyperkalzämie: Durch ektope Produktion eines Parathormon-ähnlichen Peptids.

4) Hypoglykämie: Durch ektope Produktion des Insulin-like-growth-faktor.

5) Lambert-Eaton-Syndrom: Myastenie-ähnliche Beschwerden mit Schwäche der proximalen Extremitätenmuskulatur, Doppelbilder und Ptosis, aufgrund von Ak gegen VGCC (Voltage-gated-calcium-channel). 

6) Zerebelläre Degeneration: Durch Zerstörung der Purkinje-Zellen in der Kleinhirnrinde bildet sich eine zunehmender Ataxie aus (evtl. Nachweis von Anti-Jo-AK).

7) Hypertrophische Osteoarthropathie: (Pierre-Marie-Bamberg-Syndrom): Trommelschlägelfinger, Uhrgalsnägel und Arthritis der mittelgroßen Gelenke (gerade Knie, Knöchel, Hände, etc.).

8) Thromboseneigung: Durch Thrombozytose und Fibrinogenerhöhung.

9) Dermatomyositis.

 

Komplikationen: Typische Folge eines Bronchial-Karzinoms ist der Bronchialverschluss. Poststenotisch entwickelt sich ein Sekretstau, der sich nicht selten infiziert und  zu einer Pneumonie führt (= Retentionspneumonie), die schlecht auf eine Antibiotikatherapie anspricht. Zudem können sich hinter dem verschlossenen Bronchus Atelektasen ausbilden.