→ Definition: Die Aminosalicylate stellen das Mittel der 1. Wahl bei der Behandlung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) dar. Zu diesen gehören u.a.:
→ I: Mesalazin (= 5-ASA = Aminosalicylsäure),
→ II: Osalazin und
→ III: Sulfasalazin wird im Kolon mirkobiell gespalten in:
→ 1) Sulfapyridin: Weist eine antirheumatische Wirkung auf, wobei der Wirkungsmechanismus bis heute nicht genau bekannt ist. Die Metabolisierung von Sulfapyridin erfolgt durch Acetylierung und Hydorxylierung.
→ 2) 5-Aminosalicylsäure: (= Mesalazin) Ist durch die entzündungshemmende Wirkung charakterisierung und weist eine geringe Resorption auf.
→ III: Sulfasalazin und Olsalazin werden nur schwer resorbiert und setzten nach bakterieller Spaltung 5-ASA im Kolon frei.
→ Wirkungsmechanismus:
→ I: Aminosalicylate wirken intraluminal (topisch) antiphlogistisch durch Hemmung der 5-Lipoxygenase und Cyclooxygenase mit konsekutiver Reduktion der Leukotrin- und Prostaglandinsynthese.
→ II: Senken die Bildung von Immunglobulinen und Zytokinen (u.a. Interleukin-1, TNF-Alpha), die eine proinflammatorische Wirkungen haben (somit Blockade der Zytokin- und Leukotriensynthese).
→ III: Hemmen die Aktivität der neutrophilen Granulozyten (Hemmung der Chemotaxis) und nicht zuletzt die
→ IV: Inaktivierung freie toxische O2-Radikale.
→ Indikation: Wichtige Indikationen für die Aminosalicylate sind v.a.:
→ I: Die Colitis ulcerosa und der Morbus Crohn (therapeutisch wirksam ist hierbei das 5-Aminosalicylat).
→ II: Rheumatoide Arthritis (die therapeutisch wirkende Substanz ist das Sulfapyridin).
→ Pharmakokinetik:
→ I: Nach oraler Applikation wird wird 40-60% von Mesalazin, Olsalazin und Sulfalazin hingegen kaum resorbiert. Im Kolon wird die Substanz mit Hilfe von bakteriellen Enzymen im Bereich der Azo-Verbindung gespalten und Mesalazin freigesetzt. Die Metabolisierung von Mesalazin erfolgt im Darm und in der Leber durch enzymatischen Abbau (N-Acetyltransferase-Typ 1) in das unwirksame N-Acetylmesalazin.
→ II: Das im Sulfalazin enthaltene Sulfapyridin hat ebenfalls antiphlogistische Wirkungen, die sich insbesondere bei systemischen Entzündungen wie die rheumatoide Arthritis ausfalten. Ursache der Wirkungsweise ist die gute Resorption von Sulfapyridin.
→ Klinisch-relevant:
→ A) Aminosalizylate sind beim Morbus Crohn deutlich weniger wirksam als bei der Colitis ulcerosa.
→ B) Mesalazin weist kaum systemische Wirkung auf, da es im Darm und in der Leber durch die N-Acetyltransferase in das unwirksame N-Acetylmesalazin metabolisiert wird.
→ C) Bei Sulfasalazin wird durch Spaltung Salfapyridin freigesetzt, das systemisch wirkt und u.a. bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis eingesetzt wird.
→ Dosierung: Die Dosierung von Mesalazin (= 5-ASA) in Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung:
→ I: Leichte bis mittelschwerer Schub mit linksseitig Lokalisation 1g/d topisch.
→ II: Bei ausgedehnter Lokalisation 3-4g/d oral.
→ III: Applikationsform:
→ 1) Lokal: Als Klysma, Schaumpräparat oder Suppositorien.
→ 2) Systemisch: In Tablettenform.
→ Nebenwirkungen:
→ I: Mesalazin: Sind relativ selten mit Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel.
→ II: Sulfasalazin: Aufgrund der Sulfamidkomponente Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, evtl. schwere Diarrhoe, Juckreiz, Exanthem, Leukopenie und die lebensbedrohliche Agranulozytose.
→ III: Weitere Nebenwirkungen sind u.a. immunallergische Entzündungen innere Organe mit z.B. interstitieller Nephritis, nephrotischem Syndrom oder aber auch Hepatitis.
→ IV: Ausschließlich bei Männern besteht zusätzlich der Gefahr der Entwicklung einer Oligo- bis Azospermie.
→ Kontraindikation: Wichtige Kontraindikationen für die Applikation von Aminosalicylaten sind u.a.:
→ I: Ulcus ventriculi/Ulcus duodeni;
→ II: Schwere Leber- und Nierenerkrankungen (bei Patienten mit vorgeschädigter Nierenschädigung oder Einnahme weiterer nephrotoxischer Substanzen sind regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion obligat);
→ III: Unverträglichkeit gegenüber den Aminosalicylaten.
→ Wechselwirkungen:
→ I: Aminosalicylate verstärken u.a. die Wirkung von:
→ 1) Antikoagulantien;
→ 2) Sulfonylharnstoffen und
→ 3) Glukokortikoiden.
→ II: Antibiotika, Digoxin aber auch Eisen und Folsäure vermindern die Resorption von Sulfalazin durch Bindung und reduziert somit die Substanzwirkung.