Definition:

→ I: Die transkranielle Magnetstimulation (= TMS) stellt ein nicht-invasives neurophysiologisches Untersuchungsverfahren in der Neurologie dar, um motorisch evozierte Potenziale abzuleiten und die Integrität der motorischen Bahnen zu untersuchen.

→ II: Repetitive transkranielle Magnetstimulation: (= rTMS) Hierbei handelt es sich wiederum um eine neurophysiologische Therapiemaßnahme in der Psychiatrie insbesondere in der Behandlung der Depression (befindet sich in Deutschland noch im experimentellen Stadium).

 

Wirkungsmechanismus: Der Wirkungsmechanismus der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation ist bis heute noch nicht genau geklärt. Angenommen wird, dass es mit Hilfe der gepulsten Induktion eines Magnetfeldes zur lokalen Depolarisation von Neuronen im dorsolateralen präfrontalen Kortex kommt, die wiederum zu einer vermehrten Dopaminfreisetzung im Hippocampus, Striatum und Nucleus acumbens führt. Folge ist eine Einflussnahme auf die zerebrale Durchblutung und den Glukosemetabolismus mit konsekutiver Steigerung der Stimmungslage.

 

Indikation: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation stellt bis heute noch eine experimentelle Therapiemethode dar und wird u.a. bei nachfolgenden psychischen Störungen erprobt:

→ I: Therapierefraktäre Depression (mit hochfrequenter rTMS des linken Frontalhirns) und Depression bei älteren Patienten als Erhaltungs- oder Augmentationstherapie.

→ II: Zwangsstörungen (mit hochfrequenter rTMS des rechten und linken Frontallappens),

→ III: Weitere Erkrankungen:

1) Manie (hochfrequenter rTMS des rechten Frontallappens),

→ 2) Posttraumatische Belastungsstörung (niederfrequente rTMS des rechten Frontallappens)

→ 3) Positiv- und Negativsymptomatik der Schizophrenie etc.

 

Durchführung:

→ I: Allgemein erfolgt eine umfassende Aufklärung des Patienten über das Therapieverfahren und seine anschließende Einwilligung.

II: Bei dem Verfahren wird eine computergesteuerte Stimulationsspule mit einem Durchmesser von 10-20cm in geringem Abstand über die zu stimulierende Hirnregion des Patienten appliziert. Das induzierte Magnetfeld durchdringt ungehindert die Schädelkalotte und dringt dort in ein elektrisch leitfähiges Medium, dem Nervengewebe, ein. Der Reiz wird anschließend in subkortikale Areale weitergeleitet.

III: Bei der Magnetstimulation werden starke Magnetimpulse von mehreren Tesla über ein kurzes Zeitintervall von 0,2-0,6ms eingesetzt.

→ IV: Während die Einzelimpuls-TMS für wissenschaftliche Fragen angewandt wird, wird die rTMS (= Applikation von sogenannten Impulstrains, die sich aus 100 Einzelimpulsen zusammensetzt) für therapeutische Zwecke genutzt.

782 Formen der repititiven transkraniellen Magnetstimulation

 

Therapiedauer:

→ I: In der Praxis erfolgen tägliche Sitzungen über einen Zeitraum von 10-14 Tagen.

II: Hierbei werden 15-20 Trains von Magnetimpulsen von zumeist >5 Hz (zumeist 10Hz) angewandt. Die Intensität des Impulses richtet sich nach der motorischen Erregungsschwelle.

→ III: Die einzelne Therapiedauer liegt zwischen 20-30min.

 

Nebenwirkungen: Die repetitive transkranielle Magnetstimulation ist bei adäquater Anwendung ein sicheres und nebenwirkungsarmes Verfahren.

→ I: Häufige Nebenwirkungen sind Missempfindungen, Muskelzuckungen der Kopf- und Gesichtsmuskulatur sowie Kopfschmerzen, die üblicherweise nach der Einzelbehandlung wieder sistieren.

→ II: Milder Tinnitus sowie eine veränderte Hörleistung.

→ III: Auslösung eines Grand-mal-Anfalls (Epilepsie allgemein).

→ IV: Selten kann die rTMS weitere psychische Symptome triggern wie u.a.:

→ 1) Provokation psychotischer Symptome.

→ 2) Auslösen von (hypo-) manischen Zuständen insbesondere bei depressiven und bipolaren Patienten (bipolare affektive Störungen).

 

Klinisch-relevant:

→ A) Nach rTMS wird die kognitive Funktion nachhaltig nicht beeinflusst, vielmehr wird sogar von einer Verbesserung der Kognitionen berichtet.

→ B) Die rTMS weist ein geringeres Nebenwirkungsprofil, allerdings aber auch eine deutlich geringere antidepressive Wirkungspotenz auf als die Elektrokrampftherapie.

 

Kontraindikationen: Wichtige Kontraindikationen sind bei der rTMS insbesondere:

→ I: Magnetische Metallteile im Schädel, Gehörimplantate und implantierte metallische Geräte.

→ II: Patienten mit erhöhtem Anfallsrisiko bzw. Epilepsie, Zustand nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma und Hirnoperationen etc.

III: Schwere Herzerkrankungen und Herzschrittmacher.

→ IV: Eine relative Kontraindikation stellt die Schwangerschaft dar.