→ Definition: Bei der Diversionskolitis handelt es sich um eine wechselnd starke Entzündung der Kolonschleimhaut in einem operativen ausgeschalteten Darmabschnitt. Hierbei ist zumeist der Rektumstumpf nach endständiger Kolostoma-Anlage (Hartmann-OP) betroffen.
→ Epidemiologie:
→ I: Die Inzidenz bei der Diversionskolitis ist nicht genau bekannt, da bis heute noch keine validen Daten existieren.
→ II: Auf endoskopisch basierenden Kriterien ist sie in bis zu 50% der Fälle nachweisbar, wobei nur ein Teil der Betroffenen eine klinische Symptomatik aufweist.
→ Ätiopathogenese:
→ I: Ursache für die Diversionskolitis ist wahrscheinlich eine trophische Störung, getriggert durch:
→ 1) Einen Mangel an kurzkettigen Fettsäuren (sind insbesondere für die luminale Ernährung des Kolonepithels von Bedeutung),
→ 2) Stase des Darminhalts,
→ 3) Bakteriellen Dysbiose (mit u.a. Verminderung der anaeroben Bakterien) und nicht zuletzt durch
→ 4) Eine Infektion der Darmwand.
→ II: Die bakterielle Invasion der Darmwand kann zu einer wechselnd starken Entzündung des ausgeschalteten Darmsegments führen.
→ Klinik: Die klinische Symptomatik der Diversionskolitis beginnt in der Regel 3-36 Monate nach der Operation und kann interindividuell sehr stark variieren; nicht selten sind die Patienten klinisch asymptomatisch. Bestehen klinische Beschwerden sind diese u.a.:
→ I: Abdominale Krämpfe.
→ II: Anorektale Schmerzen, aber auch abdominelle Schmerzen mit Ausstrahlung ins Becken und Rektum.
→ III: Ein weiteres wichtiges Symptom ist der peranale Abgang von Schleim und oder Blut.
→ IV: Weitere Symptome: Sind insbesondere:
→ 1) Völlegefühl und
→ 2) Tenesmen.
→ Diagnose: Die klinischen Symptome sowie viele weitere körperliche Untersuchungen sind hierbei nicht wegweisend.
→ I: Entscheidend bei der Diagnosestellung ist die Endoskopie des ausgeschalteten Darmabschnitts mit Biopsieentnahmen zur histomorphologischen Beurteilung.
→ II: Endoskopie:
→ 1) Endoskopisch zeigt sich bei der Diversionskolitis ein Erythem, vermehrte Körnigkeit, leichte Vulnerabilität, spontane Petechien sowie Exsudationen bis hin Ulzerationen der Schleimhaut.
→ 2) Im weiteren Krankheitsverlauf manifestieren sich ein Schleimhautödem, entzündliche Pseudopolypen sowie aphthöse Ulzerationen mit eitriger Exsudation und nicht zuletzt Blutungen.
→ Differenzialdiagnose: Von der Diversionskolitis müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:
→ I: Akute infektiöse Kolitis,
→ II: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen insbesondere der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa.
→ III: Ischämische Kolitis und nicht zuletzt die NSAR-induzierten Darmläsionen.
→ Therapie:
→ I: Die Therapie der Wahl, sofern dies möglich ist, ist die operative Wiederherstellung der Darmkontinuität. Bei Patienten mit passagerer Stomaanlage sollte die natürliche Darmpassage chirurgisch frühestmöglich rekonstruiert werden.
→ II: Symptomatische Behandlungsstrategien insbesondere bei Patienten mit permanentem Stoma sind u.a.:
→ 1) Applikation von kurzkettigen Fettsäuren über ein Zeitintervall von mindestens 6 Wochen.
→ 2) Zudem weisen Glukokortikoide einen positiven Effekt auf.
→ 3) Eventuell auch in Kombination mit 5-ASA-Präparaten.
→ III: Bei erfolgloser medikamentöser Therapie muss bei Patienten mit permanenter Stomaanlage die Resektion des ausgeschalteten Darmsegments erwogen werden.
→ Prognose: Es sollten bei jeder Diversionskolitis, auch wenn bis heute keine Angaben über Dysplasien existieren, sowohl im ausgeschalteten als auch im nicht-ausgeschalteten Darmabschnitt regelmäßige endoskopische Kontrollen erfolgen.