Definition: Das Goodpasture-Syndrom ist definiert durch das gleichzeitige Auftreten einer Antibasalmembran- Glomerulonephritis aus der Gruppe der rapid-progressiven GN und einer diffusen alveolären Hämorrhagie. Sie zählt zu den Immunkomplex-Vaskulitiden, stellt eine idiopathische Autoimmunerkrankung dar und befällt vor allem Nieren und Lungen.

 

Epidemiologie: Es handelt sich um eine sehr seltene Erkrankung, wobei vorwiegend Männer betroffen sind. Sie kann im jedem Alter auftreten, jedoch liegt der Manifestationsgipfel zwischen 20.-40. Lebensjahr.

 

Ätiopathogenese:

→ I: Es bilden sich Immunglobuline, sogenannte Anti-GBM-Antikörper, gegen die nicht-kollagene Domäne der Alpha-3-Kette des Kollagen Typ 4 der glomerulären und alveolären Basalmembran aus, die sich linear anlagern. Hierdurch wird das Komplementsystem aktiviert, welches eine zytotoxische Reaktion vom Typ II auslöst.

→ II: Die Ursache des Goodpasture-Syndroms ist nicht genau bekannt. Angenommen wird eine Demaskierung der Antigene durch Infekte, Zigarettenrauch und andere Noxen.

 

Klinik:

→ I: Allgemeinsymptome: Schwäche, Arthralgien, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust.

II: Lunge: Husten, Dyspnoe, nicht pleurale Thoraxschmerzen und Hämoptysen (bis hin zu einer fulminanten Hämoptoe). 

→ III: Niere: Proteinurie, Hämaturie, Oligurie (nephritisches Syndrom) sowie progrediente Niereninsuffizienz bis hin zum akuten Nierenversagen.

 IV: Verlauf: Meist initial als Prodromi mit unspezifischen Symptomen wie Arthralgien und grippeähnlichen Symptomen beginnend.

819 Klinik und pathophysiologisches Korrelat des Goodpasture Syndroms

 

Diagnose:

→ I: Klinische Untersuchung: Inspiratorische Rasselgeräusche, evtl. gedämpfter Klopfschall.

→ II: Lugenfunktionstest: Nachweis einer restriktiven Ventilationsstörung. Arterielle Hypoxämie bei Hyperventilation mit Erhöhung des CO-Transferfaktors, durch Bindung an das in den Alveolen befindliche Hämoglobin (in der akuten Blutungsphase).

III: Radiologisch: Man findet charakteristische, grobfleckige und konfluierende Lungeninfiltrationen.

IV: Labor:

 1) Bei leichten Formen Eisenmangelanämie, bei schweren evtl. rascher Hb-Abfall.

→ 2) Nachweis von zirkulierenden Anti-Basalmembran-Antikörpern im Serum. Ca. 1/3 der Patienten sind auch (zusätzlich) pANCA-positiv (sie weisen ein besseres Ansprechen auf eine immunsuppressive Therapie auf).

→ V: Urin: Nachweis einer Mikro-/Makrohämaturie und einer Proteinurie.

→ VI: Bronchoalveoläre Lavage: Mit rot-brauner Verfärbung der Lavageflüssigkeit.

→ VII: Alveoläre/renale Gewebebiopsie: Nachweis von Anti-Basalmembran-Ak, die in der Immunfloureszenz linear an der Basalmembran angelagert sind.

 

Differenzialdiagnose: Vom Goodpasture-Syndrom müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden: 

→ I: Idiopathische pulmonale Hämorrhagie, Hämosiderose,

→ II: Wegener-Granulomatose,

III: Systemischer Lupus erythematodes,

→ IV: Morbus Behcet etc.

 

Therapie: Frühmöglichste Therapie mit: 

I: Täglicher Plasmapherese über mindestens 2 Wochen. Die Dauer ist aber ausschließlich vom klinischen Bild abhängig.

→ II: Gleichzeitige Kombinationstherapie mit Methyl-Prednisolon (1g/d i.v.) + Cyclophosphamid (15mg/kgKG/d).

→ III: Stellt sich ein Nierenversagen ein, ist eine Hämodialyse indiziert.

 

Prognose: Ohne Therapie verläuft das Goodpasture-Syndrom immer letal. Die Prognose ist somit stark abhängig vom Zeitpunkt der Diagnosestellung, da sie rapid-progressiv verläuft.