Definition: 

→ I: Bei der Pyromanie besteht der unwiderstehliche Drang, Feuer ohne erkennbares Motiv zu legen. Es besteht ein großes Interesse an der Beobachtung von Bränden, sowie die Faszination an allem, was mit Feuer und Bränden zutun hat.

→ II: Es kommt bei den Betroffenen zur wiederholten Bandstiftung ohne finanziellen Profit, noch aus Wut oder Rache, eigene Ziele durchzusetzten.

→ III: Die pathologische Brandstiftung gehört neben dem pathologischen Glücksspiel, der Kleptomanie und Trichotillomanie zu den Impulskontrollstörungen (siehe Charakteristika der Impulskontrollstörungen).

 

Epidemiologie:

 I: Die Pyromanie stellt ein sehr seltenes Krankheitsbild dar, beginnt in der Kindheit und verläuft episodisch mit Exazerbation in Krisensituationen.

→ II: Männer sind deutlich häufiger als Frauen betroffen.

 

→ Ätiologie:

→ I: Psychodynamische Faktoren: Aus tiefenpsychologischer Sicht ist die Pyromanie bei Ich-schwachen, selbstunsicheren und mit der Alltagssituation überforderten Personen eine Möglichkeit, aus der Ohnmachtssituation in eine Allmachts- zu gelangen.

→ II: Neurobiologische Faktoren: Verminderte Aktivität im serotonergen und dopaminergen System.

→ III: Soziale Faktoren: Familiäre Risikofaktoren für die Entwicklung einer pathologischen Brandstiftung sind u.a.:

→ 1) Mangelndes elterliches Engagement und Vernachlässigung,

→ 2) Broken-Home-Situation,

→ 3) Psychische Erkrankungen der Eltern,

→ 4) Spielen mit dem Feuer in der Familienanamnese.

 

Merke: Hierbei handelt es sich meist um Menschen aus der sozialen Unterschicht mit geringem Bildungsniveau.

 

Klinik:

→ I: Unwiderstehlicher Drang, Feuer zu legen (-> ohne sichtbares Motiv, wie materieller Gewinn oder Rache) mit versuchter oder vollendeter Brandstiftung.

II: Intensiver Beschäftigung mit dem Feuer, Bränden, aber auch Brandschutz und Brandbekämpfung.

III: Häufig weisen die Betroffenen vor der Brandstiftung ein inneres Spannungsgefühl und Unruhe und kurz nach der Handlung starke Euphorie und Erregung auf; durch die Handlung kommt es dann zur Spannungsreduktion.

→ IV: Nicht selten sind die Betroffenen in der freiwilligen Feuerwehr und helfen sogar bei der Brandlöschung des von ihnen gelegten Feuers.

 

Komorbiditäten:

→ 1) Störungen des Sozialverhaltens,

→ 2) Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom,

3) Weitere Störungen der Impulskontrolle,

4) Intelligenzminderung. 

 

→ Diagnose:

→ I: Anamnese/Klinische Untersuchung: Hierzu gehören eine ausgiebige Eigen- und Fremdanamnese, Eruierung der Auslösesituationen, sowie neurologische und internistische Untersuchungen ( z.B: cCT, EEG etc.).

→ II: Diagnosekriterien nach ICD-10/DSM-IV: 

 

 

041 Diagnosekriterien der Pyromanie 

 

 

→ Differenziadiagnose: Von der Pyromanie abzugrenzen sind u.a.

→ I: Vorsätzliche Brandstiftung ohne Anzeichen einer psychischen Erkrankung.

→ II: Bandstiftung bei psychischen Krankheitsbildern wie:

→ 1) Schizophrenie und schizophrene Psychosen,

→ 2) Beginnende  Demenz,

→ 3) Abhängigkeitserkrankungen ( z.B. Alkoholabhängigkeit),

→ 4) Persönlichkeitsstörungen, insbesondere die antisozialen PS, aber auch

→ 5) Im Rahmen manischer Episoden. 

 

Therapie:

 1) Kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie sind mögliche Behandlungsstrategien. Des Weiteren können

 2) Eine Soziotherapie und 

 3) Supportiv eine medikamentöse Behandlung mit SSRI oder Phasenprophylaktika versucht werden.

 4) ( siehe Abnorme Gewohnheiten/Störungen der Impulskontrolle-allgemein).

 

 Verlauf / Prognose:

→ I: Verläuft meist episodisch mit symptomfreien Intervallen.

→ II: Die Prognose ist aufgrund der Wiederholungstendenz und den konsekutiven strafrechtlichen Konsequenzen ungünstig. Eventuell sollte eine Klärung der Schuldfähigkeit erfolgen.