Definition:

→ I: Die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson gehört neben dem autogenen Training und Biofeedback zu den wissenschaftlichen Entspannungsverfahren zur Reduktion vegetativer Erregungen. Per definitionem handelt es sich um eine gezielte Muskelentspannung nach zunächster Muskelanspannung.

→ II: Sie stellt ein komplementäres psychotherapeutisches Element bei der Behandlung verschiedener Störungen dar und wird gerade auch bei der Verhaltenstherapie begleitend angewandt.

 

Wirkungsmechanismus: Man geht hierbei davon aus, dass durch die willkürliche und bewusste Muskelanspannung und anschließende Entspannung der Rumpf- und Extremitätenmukulatur (nach einem bestimmten Schema) sowie deren Wiederholung über Konditionierungsmechanismen und Autosuggestion eine psychische (Tiefen-) Entspannung bzw. deutliche Angstreduktion erreicht wird.

 

Klinisch-relevant: Die psychische Relaxation stellt eine wichtige Voraussetzung für verschiedene verhaltenstherapeutische Techniken wie z.B. die Expositionstherapie oder systemische Desensibilisierung in sensu/ in vivo dar.

 

Indikation:

→ I: Erschöpfungsgefühl, chronisches Erschöpfungssyndrom, Burnout und nicht zuletzt die verschiedenen Schlafstörungen (z.B. Insomnie).

→ II: Behandlung der Angststörungen,

→ III: Therapie leichterer Depression,

→ IV: Behandlung somatoformer Störungen, sowie chronischer Schmerzsyndrome wie z.B. Migräne, Spannungskopfschmerz, etc.

→ V: Begleitend zur psychotherapeutischen Verhaltenstherapie.

→ VI: Weitere Indikationen: Für die progressive Muskelrelaxation sind u.a.:

→ 1) Allgemeine Nervosität und vegetative Übererregbarkeit.

→ 2) Funktionelle arterielle Durchblutungsstörungen und essentielle arterielle Hypertonie

 

Vorgehen:

→ I: Ziel dieses Verfahrens ist es, durch systematische Anspannung bestimmter Muskelgruppen, das Halten der Muskelspannung für 1-2min und das anschließende Lösen der Anspannung, die damit verbundenen physischen (z.B. Wärmegefühl) und psychischen Veränderungen bewusst zu machen. Hierbei soll sich also die Konzentration ausschließlich auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung sowie die damit verbundenen Empfindungen richten.

→ II: Ablauf: Durch tägliche Übungen (2x tgl. für 10-20min) lässt sich das Erregungsniveau vieler Patienten insgesamt deutlich reduzieren, wodurch die Angstschwelle für spezifische (angstauslösende) Stimuli angehoben wird. Das Verfahren kann auch in der Gruppe angewandt werden.

→ 1) Einnahme einer bequemen Sitzposition,

→ 2) Anspannung der rechten Hand, des rechten Unter- und Oberarms, Halten der Spannung für einige Sekunden anschließendes Lösen der Spannung (= entspannen).

→ 3) Linke Hand, linker Unterarm, linker Oberarm,

→ 4) Schultergürtel, Rücken, Brustkorb,

→ 5) Hals, Nacken, Nase, Augen, Stirn,

6) Wangen, Lippen Zunge,

→ 7) Bauch und Flanken,

→ 8) Rechtes Bein/Fuß

→ 9) Linkes Bein/linker Fuß.

 

Klinisch-relevant:

→ A) Der Grundkurs verläuft zumeist in 6 Sitzungen und nach jeder Sitzung erfolgt eine Nachbesprechung.

→ B) Vorteil ist die leichte Anwendbarkeit des Verfahrens.

 

  Kontraindikationen: Wichtige Kontraindikationen sind insbesondere:

→ I: Floride Psychosen und Schizophrenie

→ II: Schwere Depression,

→ III: Geistige Retardierung und Demenz.