→ Definition: Das Sick-Sinus-Syndrom (= SSS) bezeichnet einen Sammelbegriff für verschieden auftretende Vorhofarrhythmien wie die Sinusbradykardie, der SA-Block II/III. Grades, Sinusarrest (= anfallsartige Pause des Sinusrhythmus > 2sec.) und das Vorhofflimmern aufgrund einer Sinusknoten-Funktionsstörung infolge eines Schrittmacherzellverlustes (auf < 10%).
→ Ätiopathogenese: Es besteht eine Störung der Sinusknotenfunktion vor allem der Erregungsbildung und -leitung aufgrund zumeist eines degenerativen Schrittmacherzellschwundes (= organische Ursache) auf < 10%. Ursache sind u.a.:
→ I: KHK aufgrund einer Arteriosklerose insbesondere der Sinusknotenarterie,
→ II: Kardiomyopathie und Myokarditis,
→ III: Zustand nach kardiochirurgischen Eingriffen,
→ IV: Infektionserkrankungen wie die Diphterie, Scharlach oder Borelliose etc. und nicht zuletzt
→ V: Reversibles SSS: Bei Hypothyreose, Einnahme von Beta-Blockern, Kalziumantagonisten, Alpha-2-Agonisten wie Clonidin, Lithium etc.
→ Klinik: Die klinischen Beschwerden ins sehr variabel von asymptomatisch bis z.T. schwerwiegenden Symptomen:
→ I: Insbesondere bei ausgeprägter Bradykardie Schwindel und Synkopen aufgrund einer zerebralen Minderperfusion.
→ II: Im Rahmen der Sinustachykardie können Symptome wie innere Unruhe, Herzrasen, Palpitation und nicht zuletzt Dyspnoe, gerade unter Belastung, auftreten.
→ III: Gefahr von arteriellen Embolien bei bestehendem Vorhofflimmern.
→ Klassifikation: Das Sick-Sinus-Syndrom wird in nachfolgende Formen der Herzrhythmusstörung unterteilt:
→ EKG-Charakteristika: Typische EKG-Veränderungen beim Sick-Sinus-Syndrom, die isoliert oder kombiniert auftreten können, sind u.a.:
→ I: Sinusbradykardie mit einer Frequenz von < 50 Schlägen pro Minute sowie fehlender bzw. unzureichender Frequenzanstieg unter Belastung oder Atropin-Applikation (0,5-1,0mg intravenös).
→ II: Möglicher Nachweis eines sinuatrialen Blocks, eines Sinusknotenstillstandes mit konsekutiver Ausbildung eines Vorhof- oder AV-Knotenersatzrhythmus.
→ III: Tachykardes Vorhofflimmern im Wechsel mit Sinusbradykardie; nach der Episode des Vorhofflimmerns zeigt sich eine sogenannte Sinusknotenerholungszeit von > 1,5sec.
→ IV: Unfähigkeit des Sinusknotens zur Wiederaufnahme der Schrittmacherfunktion nach Kardioversion.
→ Therapie:
→ I: Bei manifester Bradykardie ist eine Schrittmacherimplantation Mittel der ersten Wahl.
→ II: Bei bestehender Tachyarrhythmie ist eine zusätzliche medikamentöse Applikation eines Kalziumantagonisten, Beta-Blockers oder Digitalis-Präparates indiziert (Sick-Sinus-Syndrom).