→ Allgemein: Der normale Rhythmus des Herzens ist ein Sinusrhythmus und beinhaltet, dass die Herzerregung im Sinusknoten gebildet und über das Vorhofmyokard sowie Erregungsleitungssystem auf das Kammermyokard übertragen wird. Wichtige Kriterien des Sinusrhythmus sind insbesondere:

1020 Kriterien zur Erkennung des Sinusrhythmus

 

Physiologie:

→ I: Als regulärer Sinusrhythmus wird der regelmäßige und normofrequente Rhythmus ohne weitere Störungen bezeichnet. Die normale Herzfrequenz liegt beim Erwachsenen zwischen 50-100 Aktionen/min.

→ II: Eine physiologische Sinusarrhythmie ist die respiratorische Sinusarrhythmie, die v.a. bei sportlich aktiven Jugendlichen auftritt (ateminduzierte Schwankungen der Sinusfrequenz < 15%). Hierbei kommt es während der Inspiration zu einem ausgeprägten Frequenzzuwachs, währenddessen es bei der Exspiration zur deutlichen Pulsverlangsamung kommt.

 

Klassifikation: Wichtige Sinusarrhythmie sind insbesondere:

→ I: Sinustachykardie: Ist gekennzeichnet durch einen regelmäßigen Sinusrhythmus mit einer Frequenz von > 100 Aktionen/min.

→ II: Sinusbradykardie: Regelmäßiger Sinusrhythmus mit einer Frequenz < 50 Aktionen/min.

→ III: Sinusarrhythmie: Hierbei besteht ein unregelmäßiger Sinusrhythmus mit variierenden Zykluslängen. Charakteristischerweise ist der Unterschied zwischen dem kürzesten und längsten PP-Intervall > 0,12sec. (120msec.). Hierbei existieren folgende Untergruppen:

→ 1) Normofrequente Sinusarrhythmie,

→ 2) Sinusbradyarrhythmie: Es besteht ein unregelmäßiger Sinusrhythmus mit einer mittleren Frequenz < 50 Schläge/min.

→ 3) Sinustachyarrhythmie: Es ist ein unregelmäßiger Sinusrhythmus nachweisbar, die mittlere Frequenz liegt > 100 Aktionen/min.

 

Klinisch-relevant: Der Zeitparameter von 120msec. ist von großer Bedeutung, da eine geringere Variante der PP-Intervalle als physiologische Herzfrequenzvariabilität angesehen wird. Der Verlust dieser physiologischen Variation wird als Herzfrequenzstarre bezeichnet und ist Zeichen einer Läsion des autonomen Nervensystem im Sinne einer autonomen Neuropathie (im Rahmen z.B. eines Diabetes mellitus).

 

Klinik:

→ I: Sinusbradykardie: Von einer Sinusbradykardie spricht bei < 50 Schlägen/min. Physiologischerweise tritt es bei Sportlern oder aber auch bei schlafenden Menschen aufgrund eines erhöhten Vagotonus auf. Weitere Ursachen sind u.a.

1) Hypothyreose.

→ 2) Neurologisch: Erhöhter Hirndruck, Z.n. Schädelhirntrauma, MeningitisHirnblutungen, zerebrale Insulte.

→ 3) Kardial: Myokarditis, KHK und Myokardinfarkt, Sick-Sinus-Syndrom, etc.

→ 4) Medikamentös: DigitalisChinidin, weitere Antiarrhythmika sowie Beta-Blocker.

→ 5) Weitere Ursachen: Hypoxie, Hypothermie, Anorexie, etc. sowie Formen einer relativen Bradykardie bei Typhus, Grippe, Morbus Bang, etc.

II: Sinustachkardie: Eine Sinustachykardie besteht ab einer Frequenz von > 100 Aktionen/min. Ist die Schlagfolge unregelmäßig spricht man von einer Sinustachyarrhythmie. Ursachen für eine Tachykardie sind u.a erhöhter Sympathikotonus, körperliche Anstrengung, Fieber, Inflammation, Hypovolämie, Schock. Medikamente, Drogen, Hyperthyreose, hyperkinetische Herzsyndrom, Herzinsuffizienz, Klappenerkrankungen (z.B. Aortenklappeninsuffizienz, Mitralklappenprolaps), Cor pulmonale,  etc. Eine plötzlich anfallsartig auftretende Tachykardie wird paroxysmale Tachykardie bezeichnet.

 

EKG-Veränderungen: Typische EKG-Veränderungen bei Tachy- bzw. Bradykardie:

1021 Charakteristische EKG Veränderungen bei der Sinustachykardie bzw. Sinusbradykardie

 

Therapie:

→ I: Therapeutische Interventionen der Sinustachykardie sind Behandlung der Grunderkrankung, körperliches Training, Beta-Blocker, etc.

II: Bei der Sinusbradykardie wiederum steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.