→ Definition: Bei der Torsades de pointes Tachykardie handelt es sich um eine nicht lang anhaltende Sonderform der polymorphen ventrikulären Tachykardie mit hoher Frequenz (150-300/min), die eine abnorme Verlängerung des frequenzkorrigierten QT-Intervalls aufweist (> 480ms). Sie sistiert zumeist spontan, kann aber auch in ein Kammerflimmern übergehen.
→ Ätiologie: Häufigst Ursachen für die Genese einer Torsades-de-pointes-Tachykardie sind:
→ I: Primär aufgrund eines angeborenen Long-QT-Syndrom.
→ II: Erworben infolge von strukturellen Herzerkrankungen wie z.B. KHK, Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz, etc.
→ III: Iatrogen medikamentös induzierte QT-Verlängerung durch:
→ 1) Antiarrhythmika wie Chinidin (z.B. Chinidin-Synkope), Ajmalin, Flecainid, Sotalol, Amiodaron, etc.
→ 2) Trizyklische Antidepressiva, SSRI, Neuroleptika wie Haloperidol, Quetiapin, Risperidon (atypische Neuroleptika), Lithium sowie weitere dopaminerg und serotonerg wirkende Substanzen (z.B. Domperidon, etc.).
→ 3) Antiinfektiva wie Makrolide, Gyrasehemmer, Virustatika, Antimykotika, etc.
→ IV: Überdosierung, Intoxikation oder Kombination zweier repolarisationsverlängernden Medikamente (z.B. Sotalol und Maprotilin) oder Hemmung des Metabolismus z.B. durch Grapefruit (CYP 3A4).
→ V: Ein weiterer Triggermechanismus ist die Hypokaliämie bzw. Hypomagnesiämie.
→ VI: Seltene Ursachen: Sind u.a. Hypothyreose, Anorexia nervosa oder ein zerebraler Insult.
→ EKG-Veränderungen:
→ I: Typische Spitzenumkehr mit meist kurz anhaltenden hochfrequenten ventrikulären Tachykardien. Die Größe des Hauptvektors nimmt periodisch ab und zu (spindelförmig) gleichzeitig wechselt die Hauptausrichtung um die Isoelektrische herum.
→ II: Sie beginnt zumeist mit einem Long-Short-Phänomen, nämlich auf ein langes RR-Intervall folgt ein Normal- oder Ersatzschlag, danach wird die Torsade-Tachykardie durch eine in die T- oder U-Welle einfallende ventrikuläre Extrasystole ausgelöst.
→ III: Im Ruhe-EKG ist eine QT-Verlängerung von > 450ms (in 75% der Fälle sogar > 500ms) eruierbar.
→ IV: Weitere Charakteristika: Sind insbesondere:
→ 1) Langsamer EKG-Grundrhythmus, evtl. Sinusbradykardie, AV-Block insbesondere III Grades (EKG-Befund: AV-Block) oder sogar Ersatzrhythmus.
→ 2) Ausgeprägte U-Welle bis hin zu TU-Alternans.
→ Therapie: Behandlungsziel ist die Beseitigung der auslösenden Ursache.
→ I: Symptomatisch:
→ 1) Magnesiumsulfat 2g als Bolusinjektion, gegebenenfalls mehrfach wiederholen oder aber auch als Dauerinfusion.
→ 2) Kaliumspiegel anheben.
→ 3) Falls erforderlich auch Kardioversion.
→ II: Ein bradykarde Herzrhythmussituation sollte vermieden werden, gegebenenfalls muss eine Kammerstimulation mit einer Frequenz > 80/min erfolgen.
→ III: Die konventionelle Therapie mit einem Antiarrhythmikum der Klasse I kann den Patienten gefährden und ist kontraindiziert.