Definition: Bei Haloperidol handelt es sich um ein hochpotentes Antipsychotikum der 1. Generation, dass die Leitsubstanz der Butyrophenone darstellt und insbesondere in der Behandlung von schizophrenen Psychosen eingesetzt wird.

 

Wirkung: Haloperidol weist eine hohe Selektivität für Dopaminrezeptoren auf, während adrenerge und muskarinerge Rezeptoren kaum blockiert werden. In diesem Zusammenhang besitzt es die 2 charakteristischen Wirkungen der Neuroleptika:

→ I: Initial nach Applikation tritt eine anxiolytisch-distanzierende, erregungs-dämpfende Wirkung ein; der sedierende Effekt ist vergleichsweise gering ausgeprägt.

II: Der antipsychotische Effekt reguliert sich erst nach einer längeren Zufuhr.

 

Klinisch-relevant: Die wichtigsten Wirkungsweisen des Butyrophenon-Derivats sind antidopaminerg, stark antipsychotisch, ausgeprägt antiemetisch bei nur geringer Sedierung.

 

→ Indikation:

→ I: Akuttherapie der Schizophrenieaber auch langfristig; ebenso wirkt es bei anderen psychotischen Syndromen, die mit Wahn, Halluzinationen, Ich- und Denkstörungen einhergehen.

→ II: Psychomotorische Erregungszustände,

→ III: Katatone -, maniforme und nicht zuletzt delirante Syndrome (z.B. Delir),

→ IV: Therapie spezifischer Hyperkinesen wie beim Tourette-Syndrom, Tic-StörungenChorea-Huntington etc. sowie

→ V: Erbrechen.

 

Pharmakokinetik: Nach oraler Zufuhr wird Haloperidol rasch enteral resorbiert (die Bioverfügbarkeit liegt bei 60-65%) und hepatisch durch Oxidation metabolisiert (First-pass-Effekt) und schließlich langsam eliminiert (enterohepatischer Kreislauf). Die Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen 16-40 Stunden.

 

Dosierung:

→ I: Insbesondere bei akuten psychotischen, maniformen Syndromen und psychomotorischen Erregungszuständen wird die pharmakologische Therapie mit einer Dosis von 2-10mg oral oder i.m. begonnen. Die tägliche Maximaldosis beträgt 30mg/d. Eine Erhaltungsdosis von 3-15 mg/d wird empfohlen, wobei sie bei therapieresistenten Fällen auch höher sein kann.

→ II: Bei zentral bedingter Emesis ist eine Dosierung von 1-3mg peroral oder i.m. obligat.

→ III: Es existiert ein Depotpräparat des Haloperidols in Form eines Decanoates. Dies wird in einer Dosierung von 50-200mg alle 2-4 Wochen intramuskulär injiziert.

582 Klinische Tipps bei der Dosierung von Haloperidol

 

Nebenwirkungen:

→ I: Neuropsychiatrisch:

→ 1) Haloperidol verursacht nicht selten extrapyramidal-motorische Störungen und Dyskinesien, die sich insbesondere in Abhängigkeit von der Höhe der Dosis manifestieren. Die extrapyramidal-motorischen Nebenwirkungen treten insbesondere bei jungen Menschen auf.

→ 2) Bei hoher Dosierung (> 5mg/d) ist die Entwicklung einer pharmakogenen Depression möglich.

→ 3) Weitere neuropsychiatrische Nebenwirkungen sind u.a. Auslösen von Krampfanfällen durch Senkung der Krampfschwelle und das sehr seltene maligne neuroleptische Syndrom.

→ II: Kardial: AV-Blockierung (EKG-Befund: AV-Block), Schenkelblock sowie die QTc-Verlängerung mit konsekutiver Gefahr der Entwicklung eines Long-QT-Syndroms.

III: Hepatisch: Passagere Erhöhung der Leberenzyme und in seltenen Fällen die Manifestation einer cholestatischen Hepatose.

→ IV: Endokrine: Aufgrund der Zunahme der Prolaktinsekretion unter der Therapie mit Haloperidol kann es dosisabhängig zur Laktation sowie zu Zyklus- und Potenzstörungen kommen.

→ V: Weitere Nebenwirkungen: Selten entwickeln sich Störungen der ADH-Sekretion (= Schwartz-Bartter-Syndrom) und gelegentlich periphere Ödeme.

 

Kontraindikationen: Bedeutsame Kontraindikationen für eine Therapie mit Haloperidol sind:

→ I: Subkortikale Hirnschädigungen,

→ II: Neigung zu Krampfanfällen wegen der Gefahr eines Grand-mal- Anfalls.

→ III: Malignes neuroleptisches Syndrom in der Vorgeschichte,

→ IV: Internistische Erkrankungen: Wie

→ 1) Hyperthyreose und

→ 2) Erkrankungen des hämatopoetischen Systems und nicht zuletzt

→ V: Bekannte Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Butyrophenone.

583 Wichtige Aspekte bei der Behandlung mit Haloperidol

 

Wechselwirkungen:

→ I: Phenytoin führt zu einer Wirkungsabschwächung von Haloperidol; die Substanz wiederum reduziert den pharmakologischen Effekt von Bromocriptin, Levodopa und Phenylephrin.

II: In Kombination mit Adrenalin kann es zur paradoxen Hypotonie kommen.

→ III: In Kombination mit Carbamazepin ist die Entwicklung einer Hyponatriämie möglich.

→ IV: Es besteht eine deutlich verstärkte Blutungsgefahr bei gleichzeitiger Antikoagulation.

→ V: Haloperidol verstärkt eine durch Polypeptid-Antibiotika hervorgerufene Atemdepression.