Definition: Bei Clonidin handelt es sich um ein Imidazolderivat, das zu der Gruppe der zentralen Alpha2-Rezeptoragonisten zählt und u.a. als Reservetherapeutikum in der Behandlung arteriellen Hypertonie eingesetzt wird.

 

Wirkungsmechanismus: Die blutdrucksenkende Wirkung des Clonidins wird durch nachfolgende Mechanismen erreicht:

→ I: Stimulation der postsynaptischen Alpha2-Rezeptoren von zentralen inhibitorischen Neuronen, die zu einer Hemmung der efferenten sympathischen Fasern mit konsekutiver Abnahme des Sympathikotonus führen.

→ II: Erregung der Imidalzol-Rezeptoren, die zu einer Senkung des systemischen Gefäßwiderstands und somit zur Blutdrucksenkung beitragen.

→ III: Stimulation der peripheren präsynaptischen Alpha2-Rezeptoren die eine verminderte Noradrenalinfreisetzung induzieren.

→ IV: Auch die Reninfreisetzung wird deutlich gedrosselt.

 

Pharmakokinetik:

→ I: Clonidin ist eine sehr lipophile Substanz und passiert diesbezüglich sehr leicht die Blut-Hirn-Schranke.

→ II: Es kann sowohl oral als auch parenteral verabreicht werden.

III: Die Plasma-Habwertszeit beträgt bei Clonidin etwa 10 Stunden und wird schließlich überwiegend renal (60-70%) eliminiert.

99 Pharmakokinetik des Clonidins

 

Indikation:

→ I: Reservemittel als Kombinationstherapeutikum in der Behandlung der arteriellen Hypertonie (peroral) oder intravenös im Rahmen eines hypertensiven Notfalls (unter EKG-Monitoring).

→ II: Behandlung der Entzugssymptome (Entzugssyndroms) beim Alkoholabhängigkeit und/oder Opiaten-.

→ III: Analgosedation von Intensivpatienten (zur Basissedierung und zur Therapie von sympatho-adrenergen Aufwachreaktionen.

→ IV: Weitere Indikationen: Für die Applikation von Clonidin sind u.a.:

→ 1) Lokal beim chronischen Offenwinkelglaukom und

→ 2) Adjuvant in der Schmerztherapie bei neuropathischen Schmerzen und in der Migräne-Behandlung.

100 Dosierungsbeispiele des Clonidins

 

Nebenwirkungen:

→ I: Durch Senkung des Sympathikotonus kann es zu ausgeprägten Bradykardien oder einer Verstärkung einer bestehenden AV-Überleitungsstörung kommen.

→ II: Rebound-Phänomen: Mit schwerer arterieller Hypertonie nach plötzlichem abruptem Absetzen von Clonidin (durch Up-Regulation der Rezeptoren, sodass dieses Pharmakon immer ausschleichend abgesetzt werden muss).

III: Insbesondere bei schneller intravenöser Applikation kann des durch Erregung der peripheren präsynaptischen Alpha-1-Rezeptoren zu einem passageren Blutdruckanstieg kommen.

→ IV: Weitere Nebenwirkungen: Sind u.a.:

→ 1) Relativ häufig ausgeprägte Müdigkeit, Leistungsminderung und Sedierung durch zentral dämpfende Wirkung.

→ 2) Mundtrockenheit, Obstipation sowie verminderte Speichel- und Magensaftsekretion durch reduzierte Acetylcholin-Freisetzung.

3) Libido- und Potenzstörungen.

101 Wichtige Nebenwirkungen des Clonidins

 

Kontraindikation: Wichtige Kontraindikationen in der Clonidin-Therapie sind insbesondere:

→ I: Kardial: Bradykardie, Sick-Sinus-Syndrom, AV-Block II und III Grades (EKG-Befund: AV-Block) sowie Zustand nach Myokardinfarkt.

→ II: Vaskulär: Vor allem fortgeschrittene pAVK, Raynaud-Syndrom und Thrombangitis obliterans.

→ III: (Endogene) Depression.

→ IV: Weitere Kontraindikationen: Sind zerebrovaskuläre Insuffizienz und fortgeschrittene Niereninsuffizienz.

 

Wechselwirkungen: Es können in der Kombinationstherapie mit Clonidin schwerwiegende Wechselwirkungen auftreten:

→ I: In Kombination mit Beta-Blockern oder Herzglykosiden kann es zu ausgeprägter Bradykardie und AV-Blockierung kommen.

II: Verstärkung der zentral dämpfenden Wirkung von Clonidin durch Alkohol, Benzodiazepine, Antihistaminika, etc.

→ III: Trizyklische Antidepressiva schwächen die Wirkung von Clonidin ab.

→ IV: Clonidin verstärkt wiederum die Wirkung von Diuretika und Vasodilatatoren (z.B. Calciumkanal-BlockerNitrate, NO-Donatoren, etc.)