Definition: Bei der Tako-Tsubo Kardiomyopathie handelt es sich um eine akute, durch psychischen oder physischen Stress ausgelöste, linksventrikuläre Funktionsstörung mit reduzierter Ejektionsfraktion bei stenosefreien Koronararterien. Charakteristischerweise findet man eine vorwiegend-apikale Bewegungsstörung (Hypo- bis Akinesie = apical-ballooning) im Bereich des linken Ventrikels bei gleichzeitig hyperkinetischer Kontraktion der basalen Abschnitte. Die daraus resultierende Form des linken Ventrikels während der Systole ähnelt einer japanischen Tintenfischfalle, wonach die Krankheit benannt wurde.

 

Epidemiologie:

→ I: Sie ist eine eher seltene (katecholaminbedingte) Kardiomyopathie und macht ca. 0,2-2% aller akuten Koronarsyndrome aus.

→ II: Die Tako-Tsubo-Kardiomyoathie betrifft vorwiegend Frauen (Frauen : Männer = 19 : 1), nach der Menopause; der Manifestationsgipfel liegt > 60. Lebensjahr.

 

Pathogenese: Die zugrundeliegende Mechanismen sind weitgehend unbekannt. Diskutiert wird vor allem die plötzliche Freisetzung hoher Katecholaminmengen (u.a. Adrenalin) zumeist infolge von psychischem und physischem Stress (Tod eines Angehörigen, Gerichtsverhandlung, etc.) aber auch durch Alkohol. 

→ I: Sympathoadrenerge Stimulation, 

→ II: Lokale exzessive Katecholaminfreisetzung,

→ III: Vasokonstriktion bzw -spamus der epikardialen Koronararterien und hierdurch ausgelöste Mirkozirkulationsstörungen.

→ IV: Nicht selten mit zerebralen Ereignissen (z.B. die Subarachnoidalblutung) oder dem Phäochromozytom vergesellschaftet.

 

Klinik: Das Tako-Tsubo-Syndrom ähnelt in der klinischen Symptomatik der Angina pectoris; Wichtige Symptome sind u.a.:

→ I: Leistungsminderung,

→ II: Plötzlich auftretende pektanginöse Beschwerden mit heftigen Thoraxschmerzen mit evtl. Ausstrahlung (zumeist stressinduziert, bei stenosefreien Koronararterien).

III: Zeichen einer akuten Herzinsuffizienz. 

→ IV: Weitere Symptome: Sind u.a.:

→ 1) Dyspnoe, vegetative Symptome mit Palpitation und Schwindel.

2) Synkopen.

→ V: Typischerweise ist die linksventrikulären Funktionsstörung nach durchschnittlich einer Woche wieder vollständig reversibel.

 

Komplikationen: Wichtige und z.T. schwerwiegende Komplikationen (die insbesondere von der systolischen Ventrikelfunktion abhängen) sind:

→ I: Thrombenbildung,

 II: Rhythmusstörungen u.a. ventrikuläre Tachykardien

→ III: Lungenödem und

  IV: Der kardiogene Schock.

 

Diagnose:

→ I: Auskulatorisch findet man evtl. einen 3. Herzton. 

II: Labor: Leichter Anstieg der Herzenzyme CK-MB und Troponin T und I im Verhältnis zur Ventrikelschädigung.

→ III: EKG-Veränderungen: Infarkt-ähnliche ST-Strecken-Hebungen, Veränderungen der T-Welle mit terminal negativer T-Welle. Evtl. spraventrikuläre oder ventrikuläre Herzrhythmusstörungen, gelegentlich Vorhofflimmern.

→ IV: Echo: Passagere, apikale Dys- oder Akinese im Bereich des linken Ventrikels (zumeist über wenige Wochen), reversible Verminderung der Ejektionsfraktion.

V: Koronarangiographie: Unauffällige Koronararterien, verminderte Ejektionsfraktion.

 

Differenzialdiagnose: Vom Tako-Tsubo-Kardiomyopathie müssen insbesondere nachfolgende Erkrankungen abgegrenzt werden:

→ I: Akutes Koronarsyndrom bei bestehender KHK,

→ II: Hypertrophe-obstruktive Kardiomyopathie.

→ III: Weitere Erkrankungen wie das kardiale Syndrom X, etc.

 

Therapie: Da die Erkrankung erst in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, existiert bis heute noch keine evidenzbasierte Therapieempfehlung.

→ I: In der Akutphase gilt die Therapie insbesondere der Komplikationen wie hämodynamische Stabilisierung bei kardiogenem Schock, etc.

→ II: Frühzeitige Applikation von Beta-Blockern zum Schutz vor exzessiven Katecholaminausschüttung (auch zur Langzeittherapie) sowie

→ III: Die Substitution von Thrombozytenaggregationshemmern (z.B. Acetylsalicylsäure 100mg/d, etc.). 

 

Prognose:

→ I: Zumeist gut, da sich die Dyskinesien meist innerhalb von weniger Tage zurückbilden; nicht selten kann sich ein Rezidiv entwickeln.

II: Es existiert bei der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie auch eine Mortalitätsrate, die bei 0-8% liegt.