Definition: Bei den Heparinoiden handelt es sich um Heparin-ähnliche Proteoglykane, die als direkte Antikoagulantien wirken, da sie den Gerinnungsfaktor Xa über Antithrombin (AT-III) hemmen. Hierzu gehören insbesondere:

→ I: Danaparoid-Natrium: Ist eine Mischung aus niedermolekularen sulfatierten Glyosaminoglykanen und wird aus der tierischen Darmmukosa gewonnen.

II: Fondaparinux: Stellt ein sulfatiertes Pentasaccharid dar, welches synthetisch gewonnen wird.

 

Wirkungsmechanismus: Heparinoide bewirken, als Katalysatoren, eine Antithrombin-vermittelte selektive Inaktivierung von Faktor Xa (durch Bindung als AT-III). Sie sind antikoagulatorische, gerinnungshemmende Substanzen (Abb.: Wirkungsmechnismus unfraktionierter -, niedermolekularer Heparine und Heparinoide):

23 Gerinnungskaskade und pharmakologische Einflussmöglichkeiten

 

Indikation/Dosierung:

→ I: Danaparoid:

→ 1) Therapie der Heparin-induzierten Thrombozytopenie Typ II (2500IE als Bolus i.v., 400IE/h über 4 Stunden, weitere 300E/h, Erhaltungsdosis von 100-200E/h über 5-7 Tage).

2) Thromboembolieprophylaxe bei HIT Typ II (2-3x 750IE über 7-10 Tage).

→ 3) Heparinunverträglichkeit (2x750IE über max. 14 Tage).

143 Heparinoid Danaparoid

 

Klinisch-relevant: Vor Applikation von Danaparoid muss bei Patienten mit HIT Typ II eine Kreuzreaktion mit Heparin-induzierten Antikörpern ausgeschlossen werden; sie tritt in 5 % der Fälle auf.

 

II: Fondaparinux:

→ 1) Mittel der Wahl zur Thromboseprophylaxe bei größeren orthopädischen Eingriffen (Hüft-OP, Knie-OP, TEP: 1x 2,5mg subcutan),

2) Therapie der Phlebothrombose (1 x 7,5mg/d s.c.),

→ 3) Therapie der submassiven Lungenembolie bei hämodynamischer Stabilität (1x 7,5mg/d s.c.),

4) Therapie des akuten Koronarsyndroms mit/ohne ST-Elevation 1x 2,5mg/d s.c. (CAVE: Ausnahme ist eine sofortige therapeutische PCI).

 

Pharmakokinetik: Die Heparinoide werden parenteral appliziert und in unterschiedlichem Maße renal oder hepatisch eliminiert.

→ I: Fondaparinux: Weist eine exakte Pentasaccharid-Sequenz auf und hat ein Molekulargewicht von 1728 Da. Die HWZ nach subkutan Applikation beträgt 15-20 Stunden. Da es renal unverändert eliminiert wird, ist eine Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörungen obligat (Kreatinin-Clearance > 30ml/min, ansonsten besteht Gefahr der Akkumulation).

→ II: Danaparoid: Kann sowohl s.c. als auch i.v. verabreicht werden. Die Halbwertszeit nach subkutan Applikation beträgt 25 Stunden nach intravenöser Applikation ca. 7 Stunden; Danaparoid wird sowohl hepatisch als auch renal (hälftig) eliminiert.

 

Nebenwirkungen:

→ I: Thrombzytopenie, Blutungen und Blutungsanämie bei Danaparoid mehr als bei Fondaparinux.

→ II: Des Weiteren Kopfschmerzen, Hautausschlag, Übelkeit, Erbrechen etc.

 

Kontraindikationen:

→ I: Schwere Blutungen, zerebrovaskuläre Ereignisse in den letzten 3. Monaten.

II: Danaparoid: Diabetische Retinopathie, bakterielle Endokarditis, schwere Leberinsuffizienz, Schwangerschaft und Stillzeit.

→ III: Fondaparinux: Bakterielle Endokarditis, schwere Niereninsuffizienz.

 

Wechselwirkungen: Ein erhöhtes Blutungsrisiko entwickelt sich bei

→ I: Niereninsuffizienz aufgrund einer verlängerten HWZ sowie

→ II: Bei einer Kombinationstherapie mit Thrombozytenaggregationshemmstoffen (wie z.B. ADP-Rezeptorantagonisten, Glykoprotein IIb/IIIa-Hemmer, etc.) COX-Hemmstoffen wie die Acetylsalicylsäure, Cumarin-Derivaten etc.

 

Klinisch-relevant: (Abb: Wichtige Gerinnungsparameter und ihre Normwerte):

→ A) Die gerinnungshemmende Wirkung erfolgt ohne Beeinflussung (z.B. Verlängerung) der PTT.

→ B) Ein Antidot wie z.B. Protamin zur Neutralisierung von Heparin existiert nicht.